Und jetzt auch noch das: Die Volkswagen-Gruppe hat am Dienstag, den 27.06.2023 angekündigt, die Produktion in seinen brasilianischen Werken vorübergehend einzustellen. Offenbar zieht der Volkswagenkonzern ernste Konsequenzen bezüglich der zuletzt alarmierenden Absatzzahlen vor allem im Hinblick auf China, einen der größten sowie wichtigsten Märkte des Konzerns.

Müssen wir uns jetzt ernsthafte Sorgen um die deutschen Autohersteller machen?

Interessanterweise kommt die Anfang diesen Jahres veröffentlichte Studie des Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach bei Köln zu dem Ergebnis, dass die deutschen Autohersteller Volkswagen, BMW und die Mercedes-Benz Group in Forschung und Entwicklung führend sind. Tesla jedoch, so das Fazit der Studie, holt kräftig auf.

Ein Beispiel für Innovation ist das Head-up-Display, durch welches Navigationsdaten und die Fahrgeschwindigkeit in die Frontscheibe projiziert werden. Volkswagen, so die Studie, liegt in Punkto Innovationskraft vor BMW und der Mercedes-Benz Group. BMW konnte sich bei den Fahrassistenzsystemen von der Konkurrenz absetzen, die Mercedes-Benz Group im Bereich Navigation und Infotainment. Zuletzt durch das in der Branche als wegweisend bezeichnete MBUX-System.

Volkswagen wollte vor allem Tesla im Bereich der Elektrofahrzeuge überholen, musste aber jüngst erkennen, dass es nicht nur Tesla zu schlagen gilt, sondern auch chinesische Hersteller, wie BYD, die sowohl bezüglich Innovation als auch hinsichtlich der Absatzzahlen ein ernster Gegner nicht nur für Volkswagen sind. Bei den chinesischen Kunden wird vor allem der Mangel an Digitalisierung in deutschen Elektrofahrzeugen kritisiert. Auf diesem Feld holen nicht nur die Chinesen, sondern auch Tesla in großen Schritten auf.

Mercedes-Benz ist es immerhin mit der Vorstellung des EQXX gelungen, ein Elektrofahrzeugkonzept vorzulegen, welches über 1.000 Kilometer Reichweite verspricht und im Innenraum voll digital daherkommt.

Reicht das, um uns beruhigt zurückzulehnen, oder sollten wir trotzdem Sorgenfalten bekommen? Sind die deutschen Autohersteller bei E-Autos konkurrenzfähig oder nicht?

Der Umweltforschungsverband International Council on Clean Transportation (ICCT) hat erstmalig ein Ranking der Elektroautohersteller vorgelegt. Die Fragestellung war: Welches Unternehmen ist aktuell in der Transformation vom Verbrennungsmotor zum Elektrofahrzeug führend?

Die Top-10 Liste sieht wie folgt aus:

Platz 10 belegt SAIC Motor, der größte Autobauer Chinas. 2022 hat SAIC Motors nach eigenen Angaben über 5,3 Millionen Fahrzeuge verkauft, darunter auch Fahrzeuge der ehemals britischen Marke MG. SAIC Motors hat als einiges Unternehmen die volle Punktzahl für das Angebot an emissionsfreien Automodellen bekommen.

Platz 9 belegt General-Motors (GM) hinter der Mercedes-Benz Group, die vor allem hinsichtlich der Reichweite gelobt wurde. GM schwächelt bei den Verkaufszahlen, kann aber bei der E-Strategie punkten, so ICCT.

Auf Platz 7 landet Renault. Der französische Autobauer erhielt neben dem Spitzenreiter die volle Punktzahl für die langfristigen Zielvorgaben zur Erweiterung der Modellpalette zugunsten der E-Fahrzeuge.

Platz 6 belegt Geely, der zweite chinesische Hersteller unter den Top-10 des Rankings. Geely konnte die ICCT bei den Verkaufszahlen und dem breiten Angebot an Elektrofahrzeugen überzeugen.

Auf Platz 5 liegt Stellantis, der größte Elektrofahrzeughersteller Europas außerhalb Deutschlands. Das US-europäische Unternehmen mit den Tochtermarken Citroën, Opel, Peugeot und Fiat war neben den beiden Spitzenreitern, der einzige Autohersteller mit voller Punktzahl in der Managervergütung, die stark von der Erfüllung der Ziele zur Mobilitätswende abhängt.

Platz 4 belegt – Überraschung – Volkswagen. Die Experten des ICCT nannten es bemerkenswert, dass sich Volkswagen nur sieben Jahre nach dem Dieselskandal als einer der führenden Hersteller emissionsfreier Fahrzeuge präsentieren kann. VW konnte beim Energieverbrauch und der Reichweite punkten. Punktabzug gab es allerdings bei der strategischen Ausrichtung des Konzerns sowie bei den Investitionen, die für die Mobilitätswende vorgesehen sind.

BMW landet – auch überraschend – auf Platz 3 des Rankings. BMW gelang in einer der drei Hauptkategorien des Rankings, nämlich der Technologie, ein erstklassiges Ergebnis. Insbesondere wurde der Einsatz erneuerbare Energien und das Recyclingkonzept der Akkus gelobt. Aus Sicht des ICCT schnitt BMW allerdings bei der Marktdominanz und dem Modellangebot schlecht ab.

Die Spitzenreiter der Studie sind auf Platz 2 BYD und auf Platz 1 – oh Wunder – Tesla. BYD konnte nicht nur seinen Marktanteil vor im Heimatmarkt China, sondern signifikant auch in Europa und Deutschland in Windeseile vergrößern. Offenbar geht die Strategie der vollständigen Umstellung auf reine Elektrofahrzeuge für BYD auf. Punktabzug gab die ICCT bei der Technologie, aber volle Punktzahl bei der Managervergütung.

Tesla belegt unangefochten Platz 1, muss sich aber weiterentwickeln, da die Konkurrenz stark aufholt. Tesla bekam zwar in 8 der 10 Kategorien die volle Punktzahl, musste aber auch Kritik einstecken. Bei der Modellpalette gab es Abzüge sowie beim Einsatz erneuerbarer Energien. Dort erreichte Tesla null Punkte.

Wir können also für den Moment festhalten, dass die deutschen Autohersteller die Mobilitätswende nicht verschlafen haben, da sich die drei großen Hersteller, Volkswagen, BMW und die Mercedes-Benz Group unter den Top 10 der Liste der stärksten Elektrofahrzeughersteller positionieren können. Darauf sollten sie sich aber keineswegs ausruhen, denn bereits jetzt finden sich ebenfalls drei chinesische Hersteller in dieser Liste, mit BYD sogar ein Spitzenreiter!

Volkswagen, die Mercedes-Benz Group, BMW und Tesla begleiten wir eng analytisch im Rahmen unseres Depots und unserer Watchlist.

 

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