Was für ein Spektakel: Uniper (WKN: UNSE01), die Resterampe und gefallene Ikone der fossilen Energie, steigt wie Phoenix aus der Asche auf. Keine andere deutsche Large-Cap-Aktie hat sich in den letzten Monaten so stark entwickelt. Ein Aufstieg in den DAX erscheint naheliegend. Oder trügt der Schein?

So gut läuft es bei der Uniper-Aktie

Seit dem Tief vom Jahreswechsel hat sich die Uniper-Aktie fast verdreifacht. Für den deutschen Fiskus, der gut 99 % der Aktien zum Stückpreis von 1,70 Euro erworben hat, sieht es sogar noch ein gutes Stück besser aus.

Mittlerweile liegt die Marktkapitalisierung bei sagenhaften 52 Mrd. Euro, beim Kurs von 6,23 Euro zum Monatsende und einer Aktienanzahl von 8,33 Milliarden. Damit ist Uniper auf Augenhöhe mit DAX-Größen wie der Porsche Automobil Holding (WKN: PAH003) oder Bayer (WKN: BAY001).

Was den Kurs treibt

Während bis Dezember 2022 die extrem gestiegenen Erdgaspreise wie ein Tornado durch die Bilanz von Uniper gefegt sind, hat sich seither der Effekt umgekehrt: Aus verrückt teuren Lieferverpflichtungen sind plötzlich hochprofitable Absicherungsgeschäfte geworden.

Die Befürchtungen, dass Uniper sich erneut an den Staat wenden muss, um zusätzliche Finanzspritzen anzufragen, haben sich mittlerweile in Luft aufgelöst. Die verbliebenen Aktionäre können sich freuen, dass weder ausufernde Finanzierungskosten noch eine weitere Verwässerung ihrer Anteile ansteht.

Stattdessen sehen wir milliardenschwere Bilanzgewinne. Und mit der Rückführung der Schuldenlast wird sich Uniper mittelfristig wieder voll auf das operative Geschäft konzentrieren können. Zum 31. März wies das Management eine wirtschaftliche Nettoverschuldung von 2,3 Mrd. Euro aus, was gut handhabbar ist.

Es scheint also wieder rundzulaufen. Was spricht da noch gegen eine DAX-Aufnahme?

Der Weg der Uniper-Aktie in den DAX

Wie gesagt, gehört Uniper rein von der Marktkapitalisierung her eigentlich locker zu den größten 40 börsennotierten Konzernen in Deutschland, die kontinuierlich im regulierten Markt auf Xetra mit ausreichendem Transaktionsvolumen gehandelt werden.

Eine Reihe von weiteren Anforderungen erfüllt die Uniper-Aktie allerdings noch nicht:

  • Der Freefloat liegt bei unter 1 %, notwendig sind jedoch 10 %.
  • Für die Rangfolge der DAX-Kandidaten ist der Börsenwert des Freefloats maßgeblich. Er ist mit etwa einer halben Milliarde Euro deutlich zu gering.
  • An einem positiven EBITDA für die letzten beiden Fiskaljahre mangelt es nach dem Katastrophenjahr 2022.

Diese Mängel lassen sich auf die Schnelle nicht beheben. Aber wenn sich der Aktienkurs einigermaßen hält, Uniper seine aktuelle operative Profitabilität stabilisiert und der Bund wie geplant bis 2025 seine Beteiligung zugunsten des Freefloats zurückfährt, dann sehen wir Uniper in zwei Jahren im DAX.

Darauf wetten würde ich nicht

Es ist noch zu früh, um auf einen DAX-Aufstieg der Uniper-Aktie zu wetten. Zunächst sind andere Faktoren weitaus wichtiger. Vor allem drängt sich die Frage auf, wie Uniper gedenkt, eine so exorbitant hohe Marktkapitalisierung zu unterfüttern.

Der Buchwert macht zum 31. März nur ein gutes Fünftel davon aus, während sich aus dem Verhältnis von Kurs und dem annualisierten bereinigten Quartalsgewinn (netto 451 Mio. Euro mal 4 gleich 1,8 Mrd. Euro) ein Multiplikator von 29 ergibt – viel zu viel für einen Versorger, der gerade dabei ist, sich zu stabilisieren.

Von daher beobachte ich gespannt von der Seitenlinie aus, wie diese verrückte Geschichte weitergeht.

Der Artikel So kommt die Uniper-Aktie in den DAX ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Ralf Anders besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Autor: Ralf Anders, Investmentanalyst


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