Der Traum vieler Anleger: Ein passives Einkommen aus Dividenden von dem man gut leben kann. Doch wie viel Kapital ist tatsächlich notwendig, um seinen Lebensunterhalt ausschließlich aus Dividenden bestreiten zu können? Die Antwort auf diese Frage ist gar nicht so leicht, weil sie von vielen Faktoren abhängt. Wir versuchen es dennoch.

Die 4-Prozent-Regel: Ein erster Richtwert

Unseren ersten Anhaltspunkt bildet die sogenannte 4-Prozent-Regel. Diese besagt, dass man im Ruhestand jährlich 4 % seines investierten Vermögens entnehmen kann, ohne das Kapital langfristig zu gefährden. Um beispielsweise jedes Jahr 40.000 Euro entnehmen zu können, muss ich also 1 Mio. Euro investieren.

Doch woher kommt diese Regel? Sie wurde von Forschern der Trinity-Universität abgeleitet, die historische Kursentwicklungen des 20. Jahrhunderts analysiert haben. Wer sein Vermögen zur Hälfte in US-Aktien und zur Hälfte in Anleihen gesteckt hat, konnte auch im schlechtesten Fall 30 Jahre lang 4 % des ursprünglich eingesetzten Vermögens entnehmen.

Lass uns konkreter werden

Dieser allgemeine Richtwert hilft uns jedoch nur bedingt bei der Beantwortung unserer Frage. Denn wir möchten ja von den Dividenden leben und nicht das Kapital verzehren. Schließlich könnten wir noch länger als 30 Jahre leben. Zudem zahlen wir in Deutschland Steuern auf Kapitalerträge und die Inflation könnte ja auch einen Einfluss haben.

Wir stellen daher ein konkretes Beispiel auf: Paul wohnt in Deutschland, ist 30 Jahre alt und benötigt im Monat 2.400 Euro zum Leben (das entspricht ungefähr dem durchschnittlichen Single-Nettoeinkommen in Deutschland). Das sind 28.800 Euro im Jahr. Paul hat bedacht, dass er davon ggf. auch seine Krankenversicherung zahlen muss. Er geht langfristig von durchschnittlich 2 % Inflation aus und hat eine moderate Risikobereitschaft.

Um 28.800 Euro im Jahr nach Steuern übrig zu haben, benötigt Paul ungefähr Dividenden-Einnahmen von 38.000 Euro im Jahr. Dieser Betrag ergibt sich, wenn man 1.000 Euro steuerfreien Kapitalertrag im Jahr ansetzt und auf die darüberhinausgehenden Einnahmen eine Kapitalertragssteuer von 25 % anwendet.

Ein Beispiel mit einer Dividendenaktie

Mit diesem Betrag können wir nun mit konkreten Dividendenaktien losrechnen. Wir beginnen mit Volkswagen (WKN: 766403) – schlicht, weil es hier für uns Anleger eine hohe Dividende zu holen gibt. Bezogen auf die Ausschüttung aus diesem Jahr liegt die Dividendenrendite der Vorzugsaktie bei satten 9,7 % (Stand aller Angaben: 07.09.2024). Die Ausschüttungsquote von zuletzt 28 % sieht moderat aus und die Dividende wurde seit 2015 (Abgasskandal) nie gesenkt und mehrmals erhöht. Um auf unseren Wunschbetrag von 2.400 netto im Monat zu kommen, müssten wir also 391.000 Euro in VW-Aktien anlegen.

Das sieht doch gar nicht so schlecht aus. Doch das Risiko einer solchen „Strategie“ ist offensichtlich. Volkswagen steht derzeit wirtschaftlich nicht gut da, die Dividende könnte gekürzt werden, der Aktienkurs und damit das eingesetzte Kapital weiter sinken. Ganz generell sollte man nie nur auf eine Aktie setzen.

Sind Dividenden-ETFs die bessere Wahl?

Wir streuen also und nutzen dafür einen Dividenden-ETF. Der Global X SuperDividend UCITS ETF (WKN: A3DEKS) investiert weltweit in knapp 100 Unternehmen mit extrem hohen Dividendenrenditen, kassiert deren Dividenden und schüttet diese monatlich an seine Anleger aus. Die Ausschüttungen der letzten 12 Monate ergeben eine Dividendenrendite von 11,1 %. Wow! Ziehen wir noch die laufenden Kosten für den ETF von 0,45 % (TER) ab, kommen wir auf gerundet 357.000 Euro notwendiges Kapital, um auf unseren monatlichen Wunschbetrag zu kommen.

Wo ist der Haken? Bei Unternehmen mit so hohen Dividendenrenditen läuft es häufiger operativ nicht rund. Das sieht man auch an der Kursentwicklung des ETF. Seit Auflage im Februar 2022 fiel der Kurs um 10 %, während der breite Aktienmarkt deutlich anstieg. Darüber hinaus sank die Höhe der Ausschüttungen im aktuellen Jahr um 17 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Ich bezweifle also, dass man mit diesem ETF langfristig unseren Wunschbetrag entnehmen kann, ohne das eingesetzte Kapital zu mindern.

Mit dem Vanguard FTSE All-World High Dividend Yield UCITS ETF Distributing (WKN: A1T8FV) könnte das jedoch klappen. Dieser enthält rund 2.000 dividendenstarke Unternehmen aus aller Welt. Zu den größten Positionen zählen verlässliche Dividendenzahler wie Johnson & Johnson, Procter & Gamble und JPMorgan Chase. Diese Unternehmen dürften ihre Dividenden auch in Zukunft um mehr als die angenommenen 2 % Inflation steigern und gleichzeitig mit Kursgewinnen aufwarten. Allerdings ist die aktuelle Dividendenrendite von 3,0 % bei diesem ETF auch deutlich geringer als in unseren vorherigen Beispielen. Wir bräuchten hiermit 1,27 Mio. Euro, um 2.400 im Monat netto zu erhalten.

Mein Fazit zur finanziellen Freiheit mit Dividenden

Der Traum von der finanziellen Freiheit durch Dividendenzahlungen kann Realität werden. Um diesen bei durchschnittlichen Ausgaben auf einigermaßen sichere Beine zu stellen, ist jedoch ein Vermögen von mehr als 1 Mio. Euro notwendig. Dieses kann man zum Beispiel erreichen, indem man knapp 500 Euro jeden Monat über 30 Jahre in den breiten Aktienmarkt investiert (bei einer angenommenen Rendite von 10 % p.a.).

Das klingt beschwerlich. Doch auch mit kleineren Summen und kürzeren Zeiträumen lässt sich ein nettes, über die Zeit steigendes Nebeneinkommen aus Dividenden aufbauen. Genau das mache ich auch. Ob es dann später irgendwann einmal zur finanziellen Freiheit reicht, ist für mich erst einmal nebensächlich.

Der Artikel Finanziell frei mit Dividenden: Wie viel Vermögen braucht man wirklich? ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Hendrik Vanheiden besitzt Aktien von Johnson & Johnson und Procter & Gamble. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Johnson & Johnson.

Aktienwelt360 2024