BERLIN (dpa-AFX) - Speditionsbranche und Lkw-Hersteller fordern bessere Bedingungen für die Umstellung auf klimaneutrale Gütertransporte auf deutschen Straßen. Elektro-Lkw seien marktreif und müssten rasch zum Einsatz kommen, teilten die Logistikverbände BGL und DSLV sowie die Nutzfahrzeugbauer MAN und Daimler Truck am Mittwoch in Berlin mit. Es gebe bisher aber noch keine Lkw-Ladepunkte an Autobahnen. Für die Anschaffung batteriebetriebener Lastwagen, die noch deutlich teurer sind, sei außerdem eine Förderung nötig. Hierzu sollte auch ein Teil der Mittel aus der kommenden Erhöhung der Lkw-Maut verwendet werden.

Mehr als 80 Prozent der Güter würden per Lkw transportiert, und daran werde sich in den nächsten Jahren auch nichts ändern, sagte der Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Dirk Engelhardt. Um den Wandel der Antriebstechnologie zu schaffen, seien dringend bessere Rahmenbedingungen erforderlich. So koste ein E-Lkw etwa 200 000 Euro mehr als ein üblicher Diesel. Die Bundesregierung solle dazu einen Runden Tisch unter Leitung des Kanzleramts mit der Branche und auch der Energiewirtschaft ansetzen.

Der Chef des Lkw-Bauers MAN, Alexander Vlaskamp, sagte, der größte Hebel für klimaneutrale Transporte liege in einem schnellen Hochlauf von Elektro-Trucks. Vom kommenden Jahr an könnten Fahrzeuge mit Tagesreichweiten von bis zu 800 Kilometer ausgeliefert werden. Da für Lkw-Fahrer in der EU nach 4,5 Stunden Lenkzeit jeweils die Pflicht zu 45 Minuten Pause bestehe, könnten Pausen zum Laden genutzt werden. Dazu seien aber spezielle Ladestationen für Lkws auf dem Straßennetz erforderlich, damit sie nicht nur in den Depots Strom tanken können.

Die Logistikbranche kritisierte erneut die Erhöhung der Lkw-Maut bereits zum anstehenden Weihnachtsgeschäft. Nach einem kürzlich vom Bundestag beschlossenen Gesetz soll zum 1. Dezember ein zusätzlicher CO2-Aufschlag bei der Nutzungsgebühr eingeführt werden. Zum 1. Juli 2024 soll die Mautpflicht dann auch schon für kleinere Transporter über 3,5 Tonnen gelten. Bisher greift sie ab 7,5 Tonnen. Davon ausgenommen bleiben sollen aber Fahrten von Handwerksbetrieben.

Von 2024 bis 2027 werden dadurch Mehreinnahmen von 30,5 Milliarden Euro erwartet. Dabei soll auch die Verwendung der Mittel neu geregelt werden. Die Hälfte der Maut-Einnahmen soll weiter zweckgebunden in Verbesserungen der Bundesfernstraßen fließen - der Rest überwiegend in "Maßnahmen aus dem Bereich Bundesschienenwege". Die Lkw-Maut wird seit 2005 auf den Autobahnen kassiert und wurde dann schrittweise auf alle Bundesstraßen ausgeweitet. Die Einnahmen für den Bund liegen in diesem Jahr voraussichtlich bei knapp acht Milliarden Euro./sam/DP/mis