MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die Volkswagen-Nutzfahrzeugholding Traton hat im ersten Halbjahr trotz eines Absatzrückgangs mehr umgesetzt und operativ verdient. Zudem verzeichnete der Konzern einen stabilen Auftragseingang. Obwohl das Unternehmen nach den ersten sechs Monaten über seinen Margenzielen liegt, bestätigte das Management die Prognosen für das Jahr lediglich. Finanzchef Michael Jackstein begründete das in einer Telefonkonferenz mit Vorsicht wegen der Erfahrungen mit schwankungsanfälligen Lieferketten in der Vergangenheit. Immerhin soll die Marge aber am oberen Ende der Prognosespanne landen. Die Traton-Aktie legte am Freitag zu.

Das im MDax notierte Papier gewann am Vormittag 2,1 Prozent auf 29,35 Euro. In diesem Jahr hat der Kurs rund 38 Prozent zugelegt. Zwar hätten sich die Auftragseingänge im zweiten Quartal insgesamt schwächer entwickelt als gedacht. Das habe aber an einer Schwäche bei der US-Marke Navistar gelegen - bei Scania und MAN hätten sich die Bestellungen gegenüber dem ersten Quartal stabilisiert.

Der Umsatz wuchs im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum im ersten Halbjahr um zwei Prozent auf 23,4 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in München mitteilte. Das um Sonderposten bereinigte operative Ergebnis zog um sieben Prozent auf 2,12 Milliarden Euro an. Analysten hatten sich im Schnitt allerdings noch etwas mehr ausgerechnet. Zwar ging der Absatz wie bereits bekannt um fünf Prozent auf 168.114 Fahrzeuge zurück. Allerdings konnte die besonders lukrative Marke Scania spürbar zulegen.

Die um Sonderposten bereinigte operative Marge lag in den ersten sechs Monaten bei 9,1 Prozent - aufs Jahr avisiert sind 8,0 bis 9,0 Prozent. Traton strebt laut Jackstein das obere Ende der Prognosespanne an. Der Finanzchef sprach in einer Telefonkonferenz von Vorsicht angesichts der Erfahrungen mit den fragilen Lieferketten. Beim US-Truck- und Bushersteller Navistar hatte etwa im ersten Halbjahr ein Brand bei einem Lieferanten von Rückspiegeln für Schwierigkeiten gesorgt. Auch insgesamt zeigt sich die Zulieferung seit der Corona-Pandemie schwankungsanfällig.

Die Profitabilität von MAN aus dem ersten Halbjahr solle nicht ins zweite Jahr fortgeschrieben werden, der Gegenwind auf dem europäischen Markt sei spürbar, sagte Jackstein. Vorstandschef Christian Levin verwies zwar auf ein großes Interesse auf dem deutschen Markt - Abschlüsse gebe es aber nur wenige. Die Sorgen der Kunden drehten sich vor allem um hohe Finanzierungskosten und die schwache Wirtschaftslage. Auch Rivale Daimler Truck hatte zuletzt verstärkt über eine Kaufzurückhaltung der deutschen Speditionen geklagt.

Der Traton-Auftragseingang lag mit gut 125.400 Fahrzeugen im ersten Halbjahr auf Vorjahresniveau, im zweiten Quartal legte er sogar leicht zu. In jüngerer Zeit hatte die Branche deutliche Rückgänge bei den Bestellungen verzeichnet, weil der Auftragsboom aus der Covid-Pandemie abebbt. Der Auftragsbestand ging derweil weiter zurück, weil Traton mehr absetzte, als Bestellungen neu hinzukamen. Traton sprach von einer Normalisierung der Auftragslage. Aktuelle Zahlen zum Auftragsbestand nannte das Unternehmen nicht. Ein Sprecher sagte aber, dass der Bestand zum Ende des ersten Halbjahres beim aktuellen Produktionsniveau selbst ohne neuen Auftragseingänge bis ins vierte Quartal reichen würde.

Das Unternehmen ist eine Holding der Marken Scania, MAN, des US-Truckherstellers Navistar und der lateinamerikanischen VW Truck & Bus./men/zb/jha/