MÜNCHEN (dpa-AFX) - Die VW -Nutzfahrzeugholding Traton hat nach dem guten Abschneiden im ersten Quartal wie erwartet ihr Renditeziel für das Gesamtjahr angehoben. Das hatte das Unternehmen mit der Vorlage der Eckdaten bereits in Aussicht gestellt. Am Dienstag konnte Traton-Vorstandschef Christian Levin auch einen deutlichen Sprung beim Nettogewinn vorweisen. Die Lieferzeiten sind angesichts des hohen Auftragsbestands und der Teileverfügbarkeit immer noch lang, sollen sich aber langsam auf ein normales Niveau zurückbewegen. Die Traton-Aktie konnte nicht profitieren, sie gab nach.

Am Mittag verlor das im SDax notierte Papier 1,8 Prozent auf 20,54 Euro. In den letzten Monaten hat der Kurs sich von den Tiefs im vergangenen Herbst bei teils unter 12 Euro schon wieder merklich erholt. Das Niveau von Mitte 2021 bei über 28 Euro ist aber noch nicht in Reichweite. JPMorgan-Analyst Jose Asumendi erinnerte daran, dass die Eckdaten deutlich über den Schätzungen gelegen hatten und die Markterwartungen steigen sollten. Himanschu Agarwal von Jefferies verwies darauf, dass die gezeigte Schwäche in den Auftragseingängen vorwiegend auf die US-Marke Navistar und den südamerikanischen Ableger VW Truck & Bus zurückzuführen seien.

Traton rechnet nun mit einer operativen Umsatzrendite vor Sonderposten von 7 bis 8 Prozent, wie die Münchener am Dienstag mitteilten. Bisher standen 6 bis 7 Prozent Marge im Plan. Zwischen Januar und Ende März hatte das Unternehmen mit seinen Marken (MAN, Scania, Navistar, Volkswagen Truck & Bus) insgesamt eine bereinigte Rendite von 8,4 Prozent erzielt, das waren fast 4 Prozentpunkte mehr als ein Jahr zuvor.

Der Umsatz kletterte wie bereits bekannt um 31 Prozent auf 11,2 Milliarden Euro. Das bereinigte operative Ergebnis stieg auf 935 Millionen Euro, das war mehr als doppelt so viel wie vor einem Jahr. Unter dem Strich stieg der Gewinn um fast ein Drittel auf 555 Millionen Euro. Traton stellt nach wie vor weiter ein Absatz- und Umsatzplus zwischen 5 und 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr in Aussicht.

Auch wenn sich die Teilverfügbarkeit mittlerweile spürbar verbessert hat, welche die Branche lange im Griff hielt, sind die Lieferzeiten bei Traton noch lang. Am längsten müssen derzeit die Navistar-Kunden auf ihre neuen Trucks warten, sagte Vorstandschef Christian Levin in einer Telefonkonferenz - nämlich neun bis zwölf Monate.

Die Zeiten zwischen Bestellung und Auslieferung will der Konzern möglichst schnell reduzieren. Derart lange Lieferzeiten schränkten das Wissen des Unternehmens darüber ein, wie die Lage der Nachfrage am Markt sei - das Ziel seien rund drei Monate, sagte Levin. Eine Normalisierung sei nicht vor 2024 oder sogar danach zu erwarten.

In den ersten drei Monaten des Jahres hatte Traton mit 68 500 Fahrzeugen rund 28 Prozent weniger Bestellungen in die Bücher genommen als ein Jahr zuvor. Seit geraumer Zeit spricht die VW-Tochter davon, bei der Auftragsannahme restriktiv vorzugehen. Wegen des russischen Kriegs gegen die Ukraine und die in der Folge stark gestiegenen Energiepreise sei bei Elektro-Lkw auch eine gewisse Zurückhaltung der Kunden zu spüren gewesen, sagte Levin./men/nas/jha/