WOLFSBURG/INGOLSTADT (dpa-AFX) - Der VW-Konzern setzt den Audi-Chef Markus Duesmann (54) ab. Nachfolger soll ab Anfang September Gernot Döllner werden, wie die VW-Tochter am Donnerstag im Anschluss an eine Aufsichtsratssitzung mitteilte. Duesmann war seit April 2020 Chef des Ingolstädter Premiumautobauers. Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Bloomberg über seinen bevorstehenden Abschied berichtet. Laut früheren Berichten des "Manager Magazins" hatte es in den vergangenen Wochen interne Reibereien und Machtkämpfe bei Audi gegeben. Die Volkswagen-Vorzugsaktie lag am Nachmittag weiterhin mit rund einem Prozent im Plus.

Duesmann habe insbesondere mit seiner Elektrifizierungsstrategie wichtige Entscheidungen bei Audi mit Weitblick vorbereitet und vorangetrieben, sagte Audi-Oberkontrolleur und VW-Konzernrechtsvorstand Manfred Döss. Döllner ist gelernter Maschinenbauer und leitete zuletzt seit 2021 die Produkt- und Konzernstrategie sowie das Generalsekretariat im Volkswagen-Konzern. Döllner hatte zuvor auch beim Sportwagenbauer Porsche gearbeitet, einer weiteren VW-Tochter.

"Mit Gernot Döllner haben wir einen Manager mit großer Konzern- und Produkterfahrung gewinnen können, der jetzt die Audi-Strategie konsequent weiterentwickeln und vorantreiben wird", sagte VW-Chefaufseher Hans Dieter Pötsch. Auch die Sprecher der Eigentümerfamilien, Wolfgang Porsche und Hans Michel Piëch, äußerten sich zuversichtlich, dass er als "Teamplayer" die Produktstrategie von Audi mit hohem Tempo umsetzen werde.

Audis Ziele bei der Elektromobilität gelten als ambitioniert; ab 2026 sollen neue Modelle nur noch mit Elektroantrieb auf den Weltmarkt gebracht werden. Bis 2033 läuft auch die Produktion von Verbrennern aus. Duesmann hatte Audi die Marschroute verordnet, um das Unternehmen bis Ende des Jahrzehnts fit für die Elektrozukunft zu machen. Zudem wollte der Manager auf längere Sicht wieder mehr als drei Millionen Autos pro Jahr verkaufen. In den vergangenen Jahren hatte Audi etwas den Anschluss an die deutschen Premiumrivalen Mercedes-Benz und BMW verloren. Audi hat im vergangenen Jahr weltweit 1,6 Millionen Autos ausgeliefert, BMW mit der eigenen Stammmarke 2,1 Millionen, Mercedes-Benz 2,0 Millionen.

Duesmann, der nicht ohne Querelen von BMW zu Audi gewechselt war, fiel des Öfteren auch mit für einen Automanager unorthodoxen Ansichten auf. Unter anderem zeigte er sich in der "Süddeutschen Zeitung" empfänglich für autofreie Tage in der Energiekrise im vergangenen Jahr und auch ein Tempolimit hielt er für angemessen.

Vergangene Woche ließ VW-Konzernchef Oliver Blume auf einer Investorenveranstaltung Kritik am jüngsten Abschneiden von Audi durchscheinen. Die Marke könne mehr liefern, sagte er. Zudem setzte er die mittelfristigen Renditevorgaben für die Ingolstädter beim operativen Gewinn auf 13 Prozent vom Umsatz hoch, zuvor hatte Audi 9 bis 11 Prozent angestrebt.

Blume hat sich für den VW-Konzern vorgenommen, klare Ziele zu formulieren und diese schnell in die Tat umzusetzen - daran hatte es im Wolfsburger Konzerngeflecht zuvor oft gehapert. Unter VW-Ex-Chef Herbert Diess galten Blume und Duesmann beide für längere Zeit als aussichtsreiche Kandidaten für eine Nachfolge. Vergangenen Sommer machte Blume auch dank guter Verbindungen zu den Eigentümerfamilien Porsche und Piëch das Rennen./men/stw/he