MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Lkw- und Zugbremsenhersteller Knorr-Bremse geht mit einem dicken Auftragspolster im Rücken recht zuversichtlich ins neue Jahr. 2022 hatten die Folgen des Krieges Russlands gegen die Ukraine sowie die strikten Corona-Maßnahmen Chinas auf den Gewinn des Unternehmens gedrückt. Zumindest mit Blick auf China dürften sich die Perspektiven aufgehellt haben, nachdem das Land die Corona-Pandemie für abgehakt erklärt hat. Der Umsatz soll 2023 moderat wachsen, und die Profitabilität soll sich im besten Fall ein Stück weit erholen, wie der MDax-Konzern am Donnerstag mitteilte. Der Aktienkurs legte zu.

Konkret kalkuliert der neue Vorstandschef Marc Llistosella für 2023 mit einem Umsatz zwischen 7,3 und 7,7 Milliarden Euro. Davon sollen 10,5 bis 12,0 Prozent als bereinigter operativer Gewinn vor Zinsen und Steuern hängen bleiben sollen.

Dabei setzt der seit Anfang 2023 amtierende Vorstandsvorsitzende auf einen dicken Auftragsbestand. Dieser war Ende Dezember mit 6,9 Milliarden Euro fast ein Viertel höher als ein Jahr zuvor. Insgesamt sei die Nachfrage sowohl im Schienen- als auch im Nutzfahrzeugbereich in allen Märkten stark geblieben - mit Ausnahme Chinas, wo es aufgrund der Zero-Covid-Politik 2022 erhebliche Marktschwächen gegeben habe, hieß es.

Für Analyst Holger Schmidt von der DZ Bank zeigen die vorläufigen Resultate von Knorr-Bremse ein insgesamt eher durchwachsenes Bild. Während der Auftragseingang etwas höher ausgefallen sei als erwartet, habe der freie Mittelzufluss (Free Cashflow) die Erwartungen klar verfehlt, schrieb er in einer ersten Einschätzung.

Mit dem auch zuletzt überzeugenden Auftragseingang sowie angesichts des rekordhohen Auftragsbestands sei die Geschäftsentwicklung aber relativ gut vorherzusagen, erklärte Schmidt. Mittelfristig sollte der Konzern nach seiner Einschätzung zudem von der Wiedereröffnung Chinas profitieren, wenngleich dies im ersten Halbjahr 2023 infolge lokaler Probleme wie Covid-19-bedingter Arbeitsausfälle noch nicht der Fall sein dürfte.

Bei den Anlegern an der Börse überwogen die positiven Aspekte. Die Aktie legte am Vormittag zeitweise um viereinhalb Prozent zu und wurde damit so teuer gehandelt wie seit vergangenem Juni nicht mehr. Zuletzt war sie mit einem Plus von 3,7 Prozent auf 66,22 Euro stärkster Titel im MDax, dem Index der mittelgroßen Werte.

Das Jahr 2022 war bei Knorr-Bremse von der strikten Null-Covid-Politik Chinas, dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine sowie inflationsbedingten Kostensteigerungen geprägt. Das bayerische Unternehmen hatte sich im Jahresverlauf aber bemüht, Preissteigerungen auf ihre Kunden umzulegen.

Der Umsatz kletterte auch daher 2022 vorläufigen Berechnungen zufolge um knapp sieben Prozent auf gut 7,1 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern sank jedoch auf knapp 795 Millionen Euro; ein Jahr zuvor hatte Knorr-Bremse noch gut 908 Millionen Euro erzielt. Die bereinigte operative Marge sank nun um 2,4 Prozentpunkte auf 11,1 Prozent.

Der freie Barmittelzufluss geriet vergangenes Jahr besonders stark unter Druck und fiel um fast zwei Drittel auf 220 Millionen Euro. Das Unternehmen erklärte die Entwicklung mit dem Aufbau von Vorräten zur Sicherung der Lieferfähigkeit sowie Verzögerungen bei Zahlungen von Kunden. 2023 soll der freie Barmittelfluss auf 350 bis 550 Millionen Euro steigen./mis/stw/stk