MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der seit Jahresbeginn amtierende neue Chef beim Lkw- und Zugbremsen-Herstellers Knorr-Bremse will in den kommenden Jahren Wachstum und Profitabilität deutlich steigern. Gleichzeitig sollen Teile des Portfolios auf den Prüfstand gestellt werden. Bis zu 1,4 Milliarden Euro des Konzernumsatzes könnten veräußert oder einem "straffen Sanierungsplan" unterzogen werden, sagte Marc Llistosella laut Mitteilung vom Dienstag in München. Die Ziele für das laufende Jahr bestätigte er. Die Aktie zog kurzzeitig an.

Bis 2026 soll der Umsatz von Knorr-Bremse auf acht bis neun Milliarden Euro klettern. Davon dürften über 14 Prozent als Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) hängen bleiben. Zum Vergleich: Vergangenes Jahr erwirtschafteten die Münchener eine Marge von 11,1 Prozent bei einem Umsatz von 7,15 Milliarden Euro.

Damit würde Knorr-Bremse ähnlich stark wachsen wie auch von den Analysten erwartet und dabei etwas profitabler wirtschaften. Die von der Nachrichtenagentur Bloomberg erfassten Experten rechneten für 2026 bislang durchschnittlich mit 8,5 Milliarden Euro Umsatz und einer operativen Marge von 13,7 Prozent. Die neuen Prognosen des Bremsenherstellers spiegelten die Einflussfaktoren Corona-Pandemie, Inflation und die Situation der hochprofitablen Aktivitäten in China und Russland wider, notierte Jefferies-Analyst Lucas Ferhani.

Um mittelfristig gewinnträchtigere Geschäfte zu machen, will der Bremsenhersteller sich auch von unrentablen Beteiligungen trennen. Die erste Maßnahme sei der Verkauf der Tochtergesellschaft Kiepe Electric, die rund 100 Millionen Euro bei niedriger Marge erwirtschaftet, kündigte Llistosella am Dienstag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" an.

Der Manager versicherte in einer Telefonkonferenz mit Analysten, dass es sich nicht um eine komplette Kehrtwende handele. Knorr-Bremse habe ein gutes Fundament. Aber es gebe Schwachstellen und Gegenwind. Um Erfolg zu haben, müsse sich das Unternehmen deshalb anpassen. "Wir müssen das Haus aufräumen."

Die bisherige Strategie sei nicht klar genug gewesen, sagte der Manager weiter und blickte dabei auch zurück: Es seien nicht immer die besten Entscheidungen getroffen worden. Er sei angetreten, um das zu ändern. Den bislang gegangenen Weg könne er nicht mehr ändern. "Aber wir können daraus lernen." Er verstehe, dass Investoren in den vergangenen Jahren das Vertrauen verloren hätten.

In den vergangenen drei Jahren hat die Knorr-Bremse-Aktie über ein Drittel verloren. Am Dienstag zog der MDax -Wert nach den Aussagen zur mittelfristigen Strategie an und gewann zeitweise über 3 Prozent. Am Nachmittag gab sie die Gewinne aber wieder ab und notierte mit 0,1 Prozent im Minus./lew/jcf/he