(neu: Kurs aktualisiert im 2. Absatz, weitere Analystenstimme im neuen 3. Absatz, weitere Aussage Goetz zu Auftragseingang Ende des 4. Absatzes)

LEINFELDEN-ECHTERDINGEN (dpa-AFX) - Der Nutzfahrzeughersteller Daimler Truck baut weiter auf Preiserhöhungen zur Abfederung höherer Kosten. Im ersten Quartal erzielte der Dax -Konzern damit in seinen wichtigsten Märkten Nordamerika und Europa gute Resultate, zudem lief das Ersatzteilgeschäft weiter rund. Der Gewinn im ersten Quartal stieg auf fast das Dreifache im Vergleich mit dem Vorjahreszeitraum. Allerdings ließ der Auftragseingang nach. Finanzchef Jochen Goetz sprach dennoch von einer sehr starken Nachfrage in allen Regionen. Aus Vorsicht vor weiteren Problemen in der Lieferkette bestätigte das Management die Jahresprognosen, sieht aber Luft nach oben, wenn das Umfeld gut bleibt. Die Aktie geriet am Dienstag aber unter Druck.

Das Papier fiel am Nachmittag als einer der schwächsten Dax-Werte um 4,1 Prozent auf 28,12 Euro. Die Schwaben hatten bereits die wesentlichen Eckdaten zum Quartal vorgelegt. Analyst Himanshu Agarwal von der US-Investmentbank Jefferies schrieb nun, er rechne wegen saisonaler Trends im Jahresverlauf mit noch besseren Umsatzrenditen bei dem Lkw-Bauer - das sei allerdings vom Umfeld der Lieferketten abhängig. In die gleiche Kerbe schlug Jose Asumendi von der Bank JPMorgan: Dank des starken Auftragsbestands dürfte die Gewinnentwicklung noch anziehen.

Goldman-Analystin Daniela Costa stellte fest, dass die Neuaufträge insgesamt besser ausgefallen waren als gedacht und in erster Linie von der Asien-Region angetrieben worden seien. Dagegen habe der Bestelleingang im margenstärksten Nordamerika-Geschäft die Markterwartung um ein Viertel verfehlt, monierte sie. Auch ein Händler bemängelte den Auftragseingang in Nordamerika.

Insgesamt ging der Auftragseingang gegenüber dem starken Vorjahreswert um 11 Prozent auf 122 935 Fahrzeuge zurück. Finanzchef Goetz sprach in einer Telefonkonferenz von einem Rückgang des Auftragseingangs in Nordamerika und Europa. Allerdings habe das Unternehmen immer noch ein starkes Orderbuch vorzuweisen und sei "im Prinzip" für dieses Jahr ausverkauft. Da die Auftragseingänge derzeit stark vom Timing bei der Annahme von Bestellungen abhingen, seien sie aktuell kein guter Indikator für die generelle Nachfrage. Wenn der Konzern die Auftragsbücher für das kommende Jahr öffne, rechne er auch mit guten Orders, sagte Goetz.

In den beiden wichtigsten Regionen des Konzerns, in der Nordamerikasparte sowie bei der vor allem in Europa präsenten Lkw-Marke Mercedes-Benz, erwartet der Manager nun den oberen Bereich der Prognosespanne bei der operativen Marge zu erreichen. Wenn die Lieferkettensituation stabil bleibe, bestehe die Chance auf mehr bei der Konzernprognose, sagte Goetz - das sei aber noch unsicher. Im ersten Quartal hätten sich die Preiserhöhungen des Vorjahres voll entfaltet, im weiteren Jahresverlauf dürfte sich das Verhältnis aus Verkaufspreisen und Kostensteigerungen insgesamt weiter günstig gestalten.

Das Konzernergebnis lag in den drei Monaten Januar bis März bei 795 Millionen Euro, wie der Konzern in Leinfelden-Echterdingen bei Stuttgart mitteilte. Ein Jahr zuvor waren es nur 275 Millionen Euro gewesen. Vor einem Jahr hatten unter anderem Kosten für den Rückzug aus Russland belastet.

Daimler Truck war - wie bereits bekannt - im Tagesgeschäft gut ins Jahr gestartet. Der Umsatz des Weltmarktführers bei schweren Lkw kletterte dank stabilisierter Lieferketten, einer Absatzsteigerung und Preiserhöhungen um 25 Prozent auf 13,2 Milliarden Euro. Den Absatz hatte das Unternehmen um 15 Prozent auf 125 172 Fahrzeuge gesteigert. Im Geschäft mit dem Fahrzeugbau lag die am Kapitalmarkt viel beachtete bereinigte Gewinnmarge vor Zinsen und Steuern bei 8,8 Prozent und stieg damit um fast drei Prozentpunkte.

"Die anhaltend hohe Nachfrage nach unseren Lkw, Bussen und Dienstleistungen ist eine gute Grundlage, um den positiven Schwung für die kommenden Quartale beizubehalten", sagte Goetz. Die Jahresprognosen bestätigte Daimler Truck. Die Lieferketten seien aber nach wie vor ein Unsicherheitsfaktor, merkte Goetz an./men/mis/ngu/he