NISCHNI NOWGOROD/WOLFSBURG (dpa-AFX) - Ein russisches Gericht hat Volkswagen zu einer millionenschweren Schadenersatzzahlung an seinen früheren Partner Gaz verurteilt. Das Gericht in Nischni Nowgorod an der Wolga habe einer Klage von Gaz am Dienstag teilweise stattgegeben und VW zur Zahlung von 16,9 Milliarden Rubel (rund 177 Millionen Euro) verurteilt, bestätigte Europas größter Autobauer auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. "Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig und die Urteilsbegründung liegt noch nicht vor", erläuterte ein Konzernsprecher. "Wir werden die Urteilsgründe prüfen und bewerten, um zu entscheiden, welche weiteren rechtlichen Schritte wir ergreifen."

Gaz hatte VW Anfang 2023 auf Schadenersatz verklagt, nachdem sich VW aus Russland zurückgezogen und die Kooperation mit Gaz aufgekündigt hatte. In der Gaz-Fabrik in Nischni Nowgorod waren mehrere Modelle der VW-Kernmarke sowie der tschechischen Tochter Skoda zusammengebaut worden. Nachdem im Mai 2022 Sanktionen der USA gegen Gaz wegen des russischen Krieges in der Ukraine in Kraft getreten waren, zog sich Volkswagen aus der Co-Fertigung zurück und bot den Angestellten eine Abfindung an.

Produktionsstopp nach Angriff auf Ukraine

Die Produktion war - wie im VW-eigenen Werk in Kaluga 150 Kilometer südwestlich von Moskau - bereits zuvor eingestellt worden. VW hatte bereits kurz nach dem Angriff auf die Ukraine die Fertigung in den damals zwei Fabriken in Russland im März 2022 ausgesetzt. Auch der Export von Fahrzeugen in das Riesenland war für alle Konzernmarken gestoppt worden.

Das Werk in Kaluga verkaufte VW dann im Mai 2023 an die Handelsgruppe Avilon. Nach Angaben von Volkswagen zog Gaz danach eine seiner beiden Schadenersatzklagen zurück. Der verbleibenden Klage habe das Gericht in Nischni Nowgorod nun teilweise stattgegeben. Von den 28,5 Milliarden Rubel, die Gaz verlangt hatte, seien dem Unternehmen 16,9 Milliarden zugesprochen worden. Alle übrigen Ansprüche von Gaz habe das Gericht zurückgewiesen. Gaz war zu Sowjetzeiten bekannt für den Bau der Wolga-Limousine, die auch in der DDR als Taxis unterwegs waren./fjo/DP/he