FRANKFURT (dpa-AFX) - Eine Empfehlung des Investmenthauses Jefferies hat die Aktien von Volkswagen am Dienstag angetrieben. Die Papiere stiegen am Vormittag an der Dax -Spitze bis auf 111,10 Euro. Zuletzt notierten sie noch rund zweieinhalb Prozent im Plus bei 110,08 Euro. Damit rangen sie mit der 21-Tage-Linie. Dieser kurzfristige Trendindikator verläuft allerdings immer noch abwärts gerichtet.

Jefferies-Analyst Philippe Houchois blickt nun optimistischer auf die Papiere und hob sein Kursziel von 115 auf 150 Euro an. Der Autobauer sei zwar ein "langsam fahrender Tanker", doch sollte es 2024 enorme Verbesserungen auf der Kostenseite bei der Kernmarke und beim Umlaufvermögen geben, glaubt der Experte. Auf Basis des neuen Kursziels sieht er ausreichen Spielraum für eine Doppelhochstufung von "Underperform" auf "Buy".

Die Volkswagen-Aktien stehen schon seit Monaten unter Druck. Seit dem Zwischenhoch Anfang März hatten sie bis zu 27 Prozent verloren auf ein Jahrestief von 104,48 Euro in der ersten September-Hälfte. Ein Grund für die Verluste sind Sorgen wegen der immer stärkeren Elektroauto-Konkurrenz aus China.

Erst Anfang September hatte Analyst Patrick Hummel von der Schweizer Großbank in einer Studie den Gegenwind betont, dem Volkswagen auch in Europa durch chinesische Elektroautos ausgesetzt sei. Dieser werde gemeinhin unterschätzt. Auf globaler Ebene würden die Wolfsburger außerdem am stärksten bedrängt von der zunehmenden Konkurrenz aus China.

Im gleichen Zuge war das Thema des wachsenden chinesischen Wettbewerbs durch die Auto- und Verkehrsmesse IAA Mobility in München verstärkt in den Fokus gerückt. Chinesische Hersteller drängen mit fortschreitender Elektronachfrage zunehmend auch auf den europäischen Markt, was auf der IAA, traditionell die Hausmesse der deutschen Automarken, sichtbar wurde.

Für eine gewisse Entspannung sorgte Mitte September dann aber die Aussicht auf Maßnahmen der EU gegen vermeintliche Billigimporte infolge staatlicher Subventionen chinesischer E-Autos. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte eine sogenannte Antisubventionsuntersuchung gegen Fahrzeuge aus China angekündigt.

"Der Preis dieser Autos wird durch riesige staatliche Subventionen künstlich gedrückt - das verzerrt unseren Markt", hatte die Spitzenpolitikerin im Europaparlament gesagt. Das sei nicht akzeptabel. Die Weltmärkte würden von billigeren chinesischen Elektroautos überschwemmt.

Gleichwohl würden auch solche Maßnahmen wenig gegen den wachsenden Druck im wichtigen chinesischen Markt sorgen. So gingen im August die VW -Verkäufe in China weiter zurück. Mit 278 000 Fahrzeugen wurden dort 6,5 Prozent weniger Autos abgesetzt als im August 2022. VW begründet das allerdings mit einem ungewöhnlich starken Vorjahresmonat, als China den Absatz mit Steuervorteilen angekurbelt hatte.

Wie weit das Erholungspotenzial der VW-Aktien vor diesem Hintergrund reicht, muss sich Börsianer zufolge noch zeigen. Noch stecken sie in einem Abwärtstrendkanal, der zwischen rund 96 und etwa 125 Euro verläuft. Trotz des jüngsten Erholungsversuches summieren sich die Verluste seit dem Mehrjahreshoch im Frühjahr 2021 immer noch auf rund 56 Prozent./mis/tih/nas