VW in der Krise: Drohende Werksschließungen in Deutschland als Folge des Elektroauto-Desasters

Volkswagen steht vor einem historischen Umbruch: Erstmals in seiner 87-jährigen Geschichte erwägt der deutsche Autobauer Werksschließungen in Deutschland. Dieser radikale Schritt markiert das Ausmaß der Herausforderungen, vor denen die europäische Autoindustrie steht.

Tradition in Gefahr: Werksschließungen in Deutschland

Die Überkapazitäten und sinkende Wettbewerbsfähigkeit, die lange Zeit ignoriert wurden, holen nun nicht nur Volkswagen, sondern auch andere europäische Hersteller ein. Die Konkurrenz durch chinesische Hersteller und Tesla im Bereich der Elektromobilität setzt Europa stark unter Druck.

„VW erkennt jetzt, wie ernst die Lage ist,“ kommentierte Harald Hendrikse, Autoanalyst bei Citigroup. „Wir leben in einer schwierigen geopolitischen Welt, und Europa hat diesen Kampf nicht gewonnen.“

Überkapazitäten und schwindende Märkte

Mit einem Rückgang der Autoverkäufe in Europa um fast ein Fünftel gegenüber dem Vorkrisenniveau kämpfen Hersteller wie VW, Stellantis und Renault mit unrentablen Produktionskapazitäten. Allein Volkswagen betreibt über 30 Werke, die laut Analysten auf unprofitablen Niveaus arbeiten, darunter auch das riesige Stammwerk in Wolfsburg.

Der Druck wächst, während die Investitionen in die Elektromobilität und die schrumpfenden Marktchancen in China den europäischen Herstellern zu schaffen machen. Stellantis, der Mutterkonzern von Chrysler, meldete einen Gewinneinbruch von fast 50 % im ersten Halbjahr 2024.

Chinas Vormarsch und Europas verpasste Chancen

Die schleppende Umstellung auf Elektrofahrzeuge in Europa hat den Markt ins Stocken gebracht, was chinesische Hersteller wie BYD und MG, eine Tochter von VW-Partner SAIC Motor Corp., nutzen, um die Lücke zu füllen. Tesla wird weiterhin als das Maß aller Dinge im Markt bewertet und ist mehr als dreimal so viel wert wie VW, Stellantis und Renault zusammen.

Die Zukunft von VW und Deutschlands Wirtschaft

Volkswagen, einst ein Symbol des deutschen Wirtschaftswunders, steht vor einem drastischen Kurswechsel. Nach Jahrzehnten der Expansion und massiven Investitionen in Elektromobilität könnte nun der Schrumpfungsprozess beginnen. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf den Konzern, sondern bedroht auch die wirtschaftliche Stabilität ganzer Regionen in Deutschland.

„Was letztlich auf dem Spiel steht, ist die Zukunftsfähigkeit der Industrie in diesem Land und die damit verbundenen Auswirkungen“, warnt Daniela Cavallo, die oberste Arbeitnehmervertreterin von VW.

Die angekündigten Einschnitte bei VW kommen zu einer Zeit, in der die größte Volkswirtschaft Europas bereits mit Stagnation, hohen Energiekosten und den Nachwirkungen des Ukraine-Krieges kämpft. Lokale Wahlen in Ostdeutschland haben zudem gezeigt, wie tief gespalten das politische Klima im Land ist.

Ein bitteres Erwachen für die Autoindustrie

Trotz massiver Investitionen in die Elektromobilität sieht sich VW gezwungen, eine aggressivere Strategie zu verfolgen, um im globalen Wettbewerb zu bestehen. „Deutschland als Wirtschaftsstandort fällt im Vergleich zur Wettbewerbsfähigkeit weiter zurück“, sagte VW-Chef Oliver Blume. Für die Belegschaft ist die Lage düster: Die Zukunft von Tausenden Arbeitsplätzen steht auf dem Spiel.

Ein Banner vor dem Werk in Brüssel, das einst als Vorzeigefabrik für Elektroautos galt, trägt die Aufschrift „Willkommen in der Fabrik der Zukunft“. Doch für viele Arbeiter fühlt sich diese Zukunft mehr wie ein Alptraum an.