Volkswagen vor schwierigen Zeiten: Erneute Gewinnwarnung zeigt das Ausmaß der Krise

Volkswagen AG hat innerhalb von drei Monaten erneut eine Gewinnwarnung ausgesprochen. Europas größter Autobauer kämpft mit sinkender Nachfrage und deutet damit auf eine klare Abwärtsspirale hin. Die Erwartungen für Umsatz, Gewinn und Cashflow wurden am Freitag drastisch nach unten korrigiert. Besonders bitter: Die Fahrzeugauslieferungen für dieses Jahr sollen unter dem Niveau von 2023 liegen – der vierte Rückgang in fünf Jahren.

Rückgang der Fahrzeugverkäufe

Die Krise bei Volkswagen spitzt sich weiter zu. Das Unternehmen hat den Übergang zur Elektromobilität verpasst und verliert in China, einem der wichtigsten Märkte, erheblich an Boden. Dort sinken die Marktanteile seiner Marken VW, Audi und Porsche dramatisch. In Europa sieht sich CEO Oliver Blume wachsender Konkurrenz durch neue Marktteilnehmer wie Chinas BYD Co. ausgesetzt. Zudem drohen Konflikte mit den Gewerkschaften, da Arbeitsplatzkürzungen und Werksschließungen im Raum stehen.

Aktien im Sinkflug

Der Aktienkurs von VW fiel am Freitag um bis zu 2 % und markierte einen Verlust von 15 % seit Jahresbeginn. Auch andere Automobilhersteller wie Stellantis NV und Aston Martin mussten ihre Prognosen kürzen, was den Druck auf die europäische Autoindustrie weiter erhöht. Alle drei großen deutschen Hersteller – Volkswagen, Mercedes-Benz und BMW – haben in diesem Monat bereits Gewinnwarnungen herausgegeben.

Herausforderungen auf dem chinesischen Markt

Volkswagen, einst führend im Verkauf von Verbrennerfahrzeugen in China, hat den raschen Wandel hin zu Elektrofahrzeugen verschlafen. Inzwischen dominieren dort lokale Konkurrenten wie BYD mit innovativen und erschwinglichen Modellen. VW versucht nun gegenzusteuern, indem Werke geschlossen und Partnerschaften mit chinesischen Herstellern wie Xpeng Inc. geschlossen werden. Zudem wird eine neue Elektromarke für jüngere Käufer eingeführt.

Besonders schmerzhaft sind die Einbrüche bei den Premium-Marken Audi und Porsche. Letztere verzeichnete in der ersten Jahreshälfte einen Absatzrückgang von 33 % in China, da viele Luxus-Kunden aufgrund der wirtschaftlichen Unsicherheiten ihre Käufe zurückstellen.

Europa hinkt hinterher

Während der Elektromarkt in China boomt, schwächeln die Verkäufe in Europa. Das liegt vor allem daran, dass Länder wie Deutschland und Schweden Subventionen für Elektroautos reduziert oder ganz gestrichen haben. Davon profitieren vor allem chinesische Hersteller, die mit preiswerten Modellen den europäischen Markt erobern.

Volkswagen rechnet nun damit, dass die globalen Auslieferungen auf rund 9 Millionen Fahrzeuge sinken werden, nachdem im Jahr 2023 noch 9,24 Millionen Einheiten verkauft wurden. Das ursprüngliche Ziel eines Wachstums von 3 % musste das Unternehmen ebenfalls streichen. Auch die operative Marge wird nun nur noch bei 5,6 % erwartet, gegenüber einer Prognose von bis zu 7 % im Juli.

Restrukturierungen in Sicht

Um den Herausforderungen zu begegnen, plant Volkswagen tiefgreifende Einschnitte. CEO Blume hat angekündigt, die Kosten zu senken und prüft Werksschließungen in Deutschland – ein Novum in der Unternehmensgeschichte. Vor diesem Hintergrund bahnt sich ein Konflikt mit den Gewerkschaften an, da Jahrzehnte alte Jobgarantien in Frage gestellt werden.