„Zukunft statt Kahlschlag“: Arbeitnehmer gegen radikale Sparpläne bei VW

Die Stimmung bei Volkswagen spitzt sich zu: Im Konflikt um massive Einsparungen gehen IG Metall und der Betriebsrat mit einem Gegenentwurf in die Offensive. Mit einem „Masterplan“ bieten sie dem Konzern Einsparungen bei Arbeitskosten in Höhe von 1,5 Milliarden Euro an. Die Bedingung: Keine Lohnkürzungen, Werkschließungen oder betriebsbedingten Kündigungen. „Andernfalls drohen Streiks und massiver Widerstand“, warnte Thorsten Gröger, Bezirksleiter der IG Metall.

Zukunftsfonds statt Personalabbau

Kern des Konzepts ist ein befristeter Verzicht auf die Tariferhöhung für 2025 und 2026. Statt einer Auszahlung sollen die Mittel in einen Zukunftsfonds fließen, aus dem Arbeitszeitverkürzungen an bedrohten Standorten finanziert werden. Ziel ist, Entlassungen zu vermeiden und die Flexibilität der Werke zu sichern. „Wir setzen auf Solidarität statt Kürzungen“, erklärte Betriebsratschefin Daniela Cavallo. Sie betonte jedoch, dass auch das Management Beiträge leisten müsse: „Ohne Verzicht der Führung wird es keinen Beitrag der Belegschaft geben.“

Volkswagen verlangt dagegen zehn Prozent Lohnkürzungen und hatte im September die bisherige Beschäftigungssicherung gekündigt. Zudem stehen bis zu drei Werksschließungen im Raum – ein Schritt, den Cavallo als „rote Linie“ bezeichnete.

Konfrontation vor Tarifgesprächen

Am Donnerstag trafen sich Konzern und Gewerkschaft in Wolfsburg zur dritten Verhandlungsrunde. Mit einer schnellen Einigung rechnet niemand. Vor der Volkswagen Arena demonstrierten mehr als 6.000 Mitarbeitende unter dem Motto „Zukunft statt Kahlschlag“. Die IG Metall betonte, dass es sich um eine freiwillige Teilnahme in der Freizeit handelte – ein Vorgeschmack auf mögliche Warnstreiks ab Dezember. „Das ist die letzte Chance für eine Lösung vor dem Ende der Friedenspflicht“, erklärte Gröger.

VW ringt um Stabilität

Der Konzern reagierte bisher zurückhaltend. Personalvorstand Gunnar Kilian erklärte, die Vorschläge würden geprüft, betonte jedoch, dass wirtschaftliche Stabilität oberste Priorität habe. Auch Werksschließungen blieben eine Option. Die Lage bleibt angespannt: Sollten die Verhandlungen scheitern, drohen ab Dezember Arbeitskämpfe, wie sie Deutschland bisher nicht erlebt hat.