Missglücktes Hedging

Der Wolfsburger Autohersteller Volkswagen war am Freitag gezwungen eine Gewinnwarnung herauszugeben. Die Prognose musste aufgrund "entstandener Effekte" aus Rohstoffabsicherungsgeschäften in den ersten drei Quartalen gesenkt werden. Die Effekte in Höhe von 2,5 Milliarden Euro seien bis zum Jahresende nicht mehr zu kompensieren, hieß es. Es ist nicht ungewöhnlich, dass sich große Industrieunternehmen, die riesige Mengen an Rohstoffe Jahr für Jahr einkaufen müssen, vor allem gegen größere Preisschwankungen an den Märkten absichern wollen. Dieses Mal scheint der Versuch allerdings nach hinten loszugehen. 

Die weiteren Zahlen

Somit peilt VW für das operative Ergebnis keine Steigerung mehr an, sondern den Vorjahreswert von 22,5 Milliarden Euro, bislang hatte der Konzern eine operative Marge von 7,5 bis 8,5 Prozent in Aussicht gestellt. Was das Umsatzwachstum betrifft werden weiterhin 10 bis 15 Prozent erwartet und die Erlöse somit auf 307 bis 321 Milliarden Euro steigen. Der Erlös der drei Monate bis Ende September kletterte auf Basis vorläufiger Zahlen um 12 Prozent auf rund 78,8 Milliarden Euro.

Sorgen in der Autoindustrie

Aus Sicht von JPMorgan-Branchenexperte Jose Asumendi ist die neue Gewinnprognose keine substanzielle Verschlechterung, sie deutet viel mehr daraufhin, dass VW ein starkes Schlussquartal anstrebt. Die Wolfsburger halten weiterhin an ihren Umsatz- und Auslieferungszielen fest. Allerdings wurden die Prognosen für Auslieferungen schon im Sommer gekappt. Viele blicken momentan mit Sorge auf die Autoindustrie, insbesondere auf die aggregierte Nachfrage für die ganze Branche. Die Meldungen von VW reihen sich nahtlos ein in weitere Meldungen, wie die Aussage von Elon Musk, welche äußerte, dass ihm die hohen Zinsen für die Konsumenten Sorgen bereiten. 

Kursziele bleiben wohl bestehen

Zur gleichen Zeit bestätigen allerdings die Deutsche Bank und auch Jefferies ihre Kursziele für Volkswagen. Die Deutsche Bank bestätigte ihr Kursziel von 190 Euro mit der Begründung, dass die neuen Sorgen schon nach den vorsichtigen Äußerungen aus Wolfsburg in den letzten Monaten, eingepreist seien. Die Analysten von Jefferies sind allerdings wesentlich vorsichtiger, peilen ein Kursziel von 150 Euro an, betonen aber gleichzeitig, dass dies vor allem die Dringlichkeit neuer Maßnahmen zeige.