Proaktive Krisenbewältigung

Volkswagen musste kürzlich seine Fähigkeit zur Krisenbewältigung demonstriert. Als die jemenitischen Huthi-Rebellen die Handelsroute durch das Rote Meer in die Krise stürzten, reagierte das Unternehmen schnell und leitete Schiffe, die ihr Autoteile transportierten, um. Diese wurden nun um Südafrika herum, statt durch den Suezkanal geführt. Diese Maßnahme fügte zwar zwei Wochen zu den Lieferzeiten hinzu, war aber präventiv die richtige Entscheidung, wenn man sich die Entwicklung der letzten Wochen anschaut. Diese proaktive Haltung hat VW geholfen, die Produktion aufrechtzuerhalten, während andere Automobilhersteller, wie Tesla und Volvo, mehr Schwierigkeiten hatten.

Flexibilität in der Produktion

Neben der Flexibilität ihrer Lieferketten, betonte Finanzvorstand Antlitz ihre strategische Flexibilität in Bezug auf Investitionen in elektrische und Verbrennungsmotoren. Trotz einer gewissen Zurückhaltung gegenüber Elektrofahrzeugen in Europa und möglicherweise den USA bleibt VW bei seiner Überzeugung, dass die Zukunft elektrisch sein wird. Etwa ein Drittel der Investitionen des Unternehmens dient dazu, Modelle mit Verbrennungsmotoren wettbewerbsfähig zu halten, während gleichzeitig signifikante Einschnitte in Kosten implementiert werden, um die Rentabilität der Marke zu erhöhen. Audi, eine Tochtergesellschaft von VW, hat seine EV-Ausrollung verlangsamt, um Fabriken und Händler nicht zu belasten.

Sparmaßnahmen auch im Management

In einer Zeit finanzieller Unsicherheit und Marktveränderungen hat VW auch seine interne finanzielle Strategie angepasst. Die geplante Inflationsprämie von 1.000 Euro und die vorgesehene Gehaltserhöhung von 3,3 Prozent wurden nicht umgesetzt. Diese Entscheidung soll dazu beitragen, die operative Ergebnismarge bis 2026 auf 6,5 Prozent zu steigern. Der Vorstand und das Management zeigen Solidarität durch Gehaltsverzicht, was die Ernsthaftigkeit ihrer Absichten unterstreicht und ihre Rolle als Vorbilder in schwierigen Zeiten hervorhebt. Im Rahmen eines Sparprogramms strebt VW zudem eine Reduzierung der Verwaltungskosten der Kernmarke um 20 Prozent an, wobei betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sollen. Der Fokus liegt auf größeren Einsparungen bei Material- und Fixkosten.

Erfolge im E-Auto-Markt

Trotz der Herausforderungen hat Volkswagen bedeutende Erfolge im Bereich der Elektrofahrzeuge erzielt. 2023 überholte VW Tesla auf dem deutschen E-Automarkt mit rund 70.600 neu zugelassenen reinen VW-Elektroautos, was einem Anstieg von 11,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Teslas Neuzulassungen lagen bei fast 63.700 Fahrzeugen. Bei den beliebtesten E-Modellen führte jedoch Tesla mit dem Model Y. Insgesamt wurden in Deutschland etwa 524.200 Autos mit reinem Elektroantrieb zugelassen, was einem Anstieg von 11,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Globale Expansion

Volkswagen setzt auf eine flexible und robuste Strategie, um auf die sich ständig ändernden Marktbedingungen zu reagieren. Der Fokus liegt auf Kostensenkungen und gleichzeitigem Vorantreiben von Investitionen, um die Präsenz in Schlüsselmärkten wie China zu stärken, wo lokale EV-Marken und Tesla vorgeprescht sind. Auch in Nordamerika zielt VW darauf ab, seine Marktposition zu stärken und sich weniger von China abhängig zu machen. Mit wettbewerbsfähigen Batterien, die in Ontario, Kanada, produziert werden, sieht sich VW gut positioniert, um im EV-Markt in Nordamerika erfolgreich zu sein. Allerdings wird auch Tesla nicht locker lassen und es bleibt spannend, wie schnell die chinesischen Hersteller weiter auf den europäischen Markt drängen.