Mercedes vor Rückzug seiner Einstiegsmodelle aus den USA – Trump-Tarife setzen Hersteller unter Druck

Luxus statt Einstieg: Mercedes prüft drastische Kurskorrektur

Mercedes-Benz Group AG erwägt, seine günstigsten Fahrzeugmodelle vom US-Markt zu nehmen. Grund dafür sind die von Präsident Donald Trump angekündigten Importzölle in Höhe von 25 Prozent auf ausländische Autos. Modelle wie das kompakte SUV GLA könnten durch die neuen Zölle wirtschaftlich nicht mehr tragfähig sein, sagten mit der Angelegenheit vertraute Personen. Eine finale Entscheidung steht noch aus.

Laut Insidern sind die Einsteigerfahrzeuge bereits heute margenschwach – der GLA startet in den USA bei rund 43.000 Dollar. Die Zölle könnten diese Margen ins Negative drücken, falls die Mehrkosten nicht vollständig an die Kunden weitergegeben werden. In diesem Szenario würde Mercedes seine Strategie anpassen und auf margenstärkere Modelle setzen. Die Premium-SUVs verkaufen sich in den USA ohnehin besonders gut.

Trumps Zollpolitik trifft Luxusmarken hart

Mercedes gehört zu einer Reihe internationaler Hersteller, die sich mit den Folgen eines eskalierenden Handelskonflikts auseinandersetzen müssen. Besonders hart trifft es neben Mercedes auch Porsche. Bloomberg Intelligence schätzt den potenziellen wirtschaftlichen Schaden der neuen US-Zölle für beide Marken auf insgesamt 3,4 Milliarden Euro (3,7 Milliarden US-Dollar). Ferrari reagierte bereits mit Preisanpassungen für bestimmte Modelle, Volkswagen prüft eine Ausweitung der lokalen Produktion.

Der Konzern äußerte sich lediglich knapp: Man wolle die Verkäufe in den USA maximieren, hieß es von offizieller Seite. Doch die Unsicherheit unter den Entscheidern ist groß. Besonders das Fehlen klarer Vorgaben aus Washington erschwert laut Branchenexperten strategische Planungen. „Es ist ein großes Kopfzerbrechen. Ohne zu wissen, was genau kommt, lassen sich kaum Entscheidungen treffen“, sagte Andrew Bergbaum, Managing Director bei der auf die Autobranche spezialisierten Beratung AlixPartners.

Einstiegspreise steigen – Kunden verlieren Auswahl

Die Zölle könnten für Verbraucher in den USA spürbare Folgen haben. Analysten erwarten steigende Fahrzeugpreise, da Hersteller versuchen werden, die Zusatzkosten weiterzugeben. Laut Auto Drive America würden Importzölle auch zu einem Rückgang der Modellvielfalt führen und damit das Angebot für Kunden einschränken. Die Autoindustrie in den USA könnte unter Arbeitsplatzverlusten leiden – auch bei Zulieferern, die ausländische Werke beliefern.

Bereits die ersten Spekulationen über mögliche Zölle ließen die Aktienkurse großer Hersteller abstürzen. Mercedes-Aktien verloren am Mittwoch bis zu 1,1 Prozent an Wert. Insgesamt ist der Kurs binnen eines Jahres um rund 25 Prozent gefallen. Auch Aktien von General Motors, Stellantis und Ford verzeichneten im nachbörslichen Handel Verluste zwischen vier und sieben Prozent.

Handelskonflikt eskaliert weiter – Auswirkungen auf Weltwirtschaft

Trump plant weitere Eskalationen: So sollen reziproke Zölle eingeführt werden, die nahezu alle Importe betreffen könnten. Zudem bereitet die US-Regierung Zölle auf Halbleiter, Kupfer, Pharmaprodukte und neue Maßnahmen gegen China vor. Auch deutsche Hersteller mit Produktionsstätten in Mexiko und Kanada sind betroffen – trotz des neu ausgehandelten nordamerikanischen Handelsabkommens.

Die wirtschaftlichen Folgen könnten gravierend sein: Laut dem Kieler Institut für Weltwirtschaft droht Mexiko ein BIP-Rückgang von 1,8 Prozent, Kanada 0,6 Prozent und Deutschland 0,18 Prozent – ohne Gegenmaßnahmen wie Vergeltungszölle. In den USA selbst könnte die Inflation durch die Autozölle um ein Prozent ansteigen.

Die EU reagierte zunächst zurückhaltend, kündigte jedoch an, ihre wirtschaftlichen Interessen entschieden zu verteidigen. Unterdessen kündigte Kanada Hilfsmaßnahmen für die Autoindustrie an. Trumps Aussagen, wonach Honda eine neue Fabrik in Indiana bauen werde, erwiesen sich inzwischen als falsch.