Trading- und Aktien-Chat Forum: Community User: ÄffchenNotToGo
Auszug aus Hans Falladas "Jeder stirbt für sich allein" Sie hat den Brief aufgerissen, einen Augenblick leuchtete ihr Gesicht wirklich, dann erlosch das, als sie die Schreibmaschinenschrift sah. Ihre Miene wurde ängstlich, sie las langsamer und langsamer, als scheute sie sich vor jedem kommenden Wort. Der Mann hat sich vorgebeugt und die Hände aus den Taschen genommen. Die Zähne sitzen jetzt fest auf der Unterlippe, er ahnt Unheil. Es ist ganz still in der Stube. Nun fängt der Atem der Frau an, keuchend zu werden. Plötzlich stößt sie einen leisen Schrei aus, einen Laut, wie ihn ihr Mann noch nie gehört hat. Ihr Kopf fällt vornüber, schlägt erst gegen die Garnrollen auf der Maschine und sinkt zwischen die Falten der Näharbeit, den verhängnisvollen Brief verdeckend. Quangel ist mit zwei Schritten hinter ihr. Mit einer bei ihm ganz ungewohnten Hast legt er seine große, verarbeitete Hand auf ihren Rücken. Er fühlt, dass seine Frau am ganzen Leibe zittert. „Anna!“, sagt er. „Anna, bitte!“ Er wartet einen Augenblick, dann wagt er es: „Ist was mit Otto? Verwundet, wie? Schwer?“ Das Zittern geht fort durch den Leib der Frau, aber kein Laut kommt von ihren Lippen. Sie macht keine Anstalten, den Kopf zu heben und ihn anzusehen. Er blickt auf ihren Scheitel hinunter, er ist so dünn geworden in den Jahren, seit sie verheiratet sind. Nun sind sie alte Leute; wenn Otto wirklich was zugestoßen ist, wird sie niemanden haben und bekommen, den sie lieb haben kann, nur ihn, und er fühlt immer, an ihm ist nicht viel zum Liebhaben. Er kann ihr nie und mit keinem Wort sagen, wie sehr er an ihr hängt. Selbst jetzt kann er sie nicht streicheln, ein bisschen zärtlich zu ihr sein, sie trösten. Er legt nur seine schwere Hand auf ihren dünnen Scheitel, er zwingt sanft ihren Kopf hoch, seinem Gesicht entgegen, er sagt halblaut: „Was die uns schreiben, wirst du mir doch sagen, Anna?“ Aber obwohl jetzt ihre Augen ganz nahe den seinen sind, sieht sie ihn nicht an, sondern hält sie fast geschlossen. Ihr Gesicht ist gelblich blass, ihre sonst frischen Farben sind geschwunden. Auch das Fleisch über den Knochen scheint fast aufgezehrt, es ist, als sähe er einen Totenkopf an. Nur die Wangen und der Mund zittern, wie der ganze Körper zittert, von einem geheimnisvollen inneren Beben erfasst. [...] „Was haben sie denn geschrieben? Sag doch, Anna!“ Wohl liegt der Brief jetzt offen da, aber er wagt nicht, nach ihm zu fassen. Er müsste dabei den Kopf der Frau loslassen, und er Jeder stirbt für sich allein Auszug aus dem Roman von Hans Fallada, 1947 weiß, dieser Kopf, dessen Stirne schon jetzt zwei blutige Flecke aufweist, fiele dann wieder gegen die Maschine. Er überwindet sich, noch einmal fragt er: „Was ist denn mit Ottochen?“ Es ist, als habe dieser vom Manne fast nie benutzte Kosename die Frau aus der Welt ihres Schmerzes in dieses Leben zurückgerufen. Sie schluckt ein paarmal, sie öffnet sogar die Augen, die sonst sehr blau sind und jetzt wie ausgeblasst aussehen. „Mit Ottochen?“, flüstert sie fast. „Was soll denn mit ihm sein? Nichts ist mit ihm, es gibt kein Ottochen
Es darf ruhig weiter geschrieben werden. Denn unser Leben geht weiter. Aber "nicht vergessen" ist wichtig. Die Kriegsgräber und auch der Suchdienst des roten Kreuzes leisten da tolle Arbeit. Wenn jemand auf der Suche nach dem Schicksal eines gefallen Angehörigen ist... Die haben eine Onlinesuchfunktion. Hier macht der November seinem Ruf alle Ehre, kalt, neblig und Nieselregen. Mein Mann steht gerade auf dem Friedhof bei einer Gedenkveranstaltung und ich mache einen Schweinebraten mit Klößen... Der wird uns alle wieder aufwärmen 🙂
Es darf ruhig weiter geschrieben werden. Denn unser Leben geht weiter. Aber "nicht vergessen" ist wichtig. Die Kriegsgräber und auch der Suchdienst des roten Kreuzes leisten da tolle Arbeit. Wenn jemand auf der Suche nach dem Schicksal eines gefallen Angehörigen ist... Die haben eine Onlinesuchfunktion. Hier macht der November seinem Ruf alle Ehre, kalt, neblig und Nieselregen. Mein Mann steht gerade auf dem Friedhof bei einer Gedenkveranstaltung und ich mache einen Schweinebraten mit Klößen... Der wird uns alle wieder aufwärmen 🙂
Guten Morgen zusammen, heute ist Volkstrauertag. Vielleicht eine Gelegenheit zum innehalten und nachdenken über das was war, und das was ist. Für mich ist der Volkstrauertag ein tief eingebrannt anderer Sonntag. Mein Großvater, mit dem ich sehr viel Zeit verbracht habe, war an dem Tag ein anderer. Er trauerte sein Leben lang um seinen Bruder der seit Anfang 1945 als vermisst galt. Ich mache noch einen zweiten Post mit einer Inhaltsübernahme von der Kriegsgräberfürsorge die bis zum heutigen Tag eine, wie ich finde, wichtige Aufgabe übernehmen. Wer mag kann es lesen, alle anderen überspringen einfach. Soll auch bitte keine politische Diskussion lostreten. Lesen und still für sich den Tag nicht ganz übergehen
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