Die neue britische Premierministerin kündigt ein Hilfspaket für die stotternde Wirtschaft, doch genau hier warnt die Deutsche Bank in einem neuen Bericht, dass damit die fiskalpolitischen Probleme keineswegs gelöst seien, sondern sich vielmehr partiell verstärken könnten.

Kaum ist Liz Truss neue Premierministerin in Großbritannien, sieht sie sich schon mit harten Herausforderungen konfrontiert. Die britische Wirtschaft kämpft mit der höchsten Inflation aller G10-Staaten, einem stotternden Wachstum und himmelschreienden Energiepreisen für die Bürger. Nun bläst die neue starke Frau an der Themse zum Angriff, 150 Milliarden sollen investiert werden, um die Wirtschaft anzukurbeln und die Bürger zu entlasten.

Die Deutsche Bank warnt

Doch genau an dieser Stelle meldet sich die Deutsche Bank in einem Bericht mit einigen Bedenken zu Wort. Bislang zeigt sich diese ‘not amused’ bezüglich Truss’ wirtschaftspolitischen Ankündigungen und malte düstere Szenarien an die Wand, die natürlich vom Chef der Bank of England, Andrew Bailey, umgehend zurückgewiesen werden.

Deutsche Bank

Laut den Analysten der Bank gebe es momentan eine alarmierende Melange aus kritischen Indikatoren: Pfund und Kurse britischer Staatsanleihen fallen, hohe Inflation und Inflationserwartungen, drohende Rezession und dazu eine potentiell weiter massiv wachsende Staatsverschuldung. Die neue Premierministerin Liz Truss möchte wohl gleichzeitig massiv investieren und die Steuern senken, was für das staatliche Haushaltsdefizit Fragen aufwerfe.

Was braucht es nun?

Truss hofft, die Inflation mit ihrem Hilfspaket um bis zu 5 Prozentpunkte zu senken, eine Hoffnung, die nicht jeder teilen möchte. Was Großbritannien, laut Deutscher Bank, brauche seien steigende Kapitalflüsse aus dem Ausland, mehr Vertrauen von Investoren und eine sinkende Inflationserwartung – all das bewerte die Deutsche Bank allerdings erst einmal negativ.

Dazu kommt, dass das Vertrauen der Investoren angesichts von Truss‘ Attacken auf die Notenbanker und ihre wirtschafspolitischen Ankündigungen möglicherweise nur schwerlich dazu führen werde, dass das Ausland weiter das britische Staatsdefizit finanzieren wird. Die Risikoprämien auf britische Staatsanleihen steigen weiter. Gerade was das erodierende Vertrauen der Investoren betrifft, steigt in dieser Gemengelage das Risiko einer sich selbsterfüllenden Prophezeiung. 

Ausblick

Die Parallelen zur Krise in den 1970ern seien hier: steigende Staatsausgaben, ein schwerer Energieangebotsschock und fallende Kurs beim Pfund. In ihrem Ausblick kann für die deutsche Bank damit der Wert des Pfund Sterling weiter um bis zu 15% gegen andere Währungen fallen.  Trotzdem sei Großbritannien heutzutage natürlich wesentlich resilienter als Volkswirtschaft im Ganzen.

Für die Anleger stellt sich damit natürlich unmittelbar die Frage: Was wird die britische Regierung und die Notenbank insbesondere fiskalpolitisch vorhaben nach dem Hilfsprogramm, angesichts dieser möglicherweise toxischen Konstellation? 

/ts