Notenbanken kaufen so viel Gold wie schon lange nicht mehr. Vor allem der mysteriöse Verbleib von 300 Tonnen Gold wirft Rätsel auf. Wer ist der anonyme Käufer?

Notenbanken weltweit kauften im dritten Quartal 2022 insgesamt 400 Tonnen Gold und damit so viel wie zuletzt 1967. Das an sich ist bereits außergewöhnlich und deutet auf einen Trend hin. Noch mehr beschäftigt die Markteilnehmer allerdings der Verbleib von nicht weniger als drei Viertel dieser Menge: Laut dem World Gold Council (WGC) gingen 300 Tonnen auf das Konto von Zentralbanken, die entweder gar nicht oder nur sehr selten über ihre Goldreserven öffentlich berichten. Das sorgt für zahlreiche Spekulationen.

Die ersten Berichte sprachen von China als möglichen Käufer. Dieser Verdacht wurde aber mittlerweile entkräftet – vorausgesetzt man darf den Angaben der People’s Bank of China (PBoC) Glauben schenken. Die chinesische Notenbank hat neue Daten zu ihren Devisenreserven veröffentlicht. Daraus geht hervor, dass sie lediglich im November 32 Tonnen Gold gekauft hat. Das waren zugleich die ersten Käufe seit September 2019. Damit scheint China aus dem Rennen. Bemerkenswert ist allerdings der Umstand, dass sich die PBoC überhaupt zu Wort melden – sonst gibt sie sich in ihrer Kommunikation stets bedeckt. Es scheint, als ob China die Welt wissen lassen möchte, dass die Volksrepublik nicht hinter den 300 Tonnen steckt.

Damit scheint Russland der logische Verdächtige. Die Gelder und Devisen der russischen Notenbank in westlichen Ländern sind eingefroren. Putin kann mit seinen Milliardengewinnen aus Ölexporten seit seinem Angriffskrieg auf die Ukraine nicht viel anfangen. Daher scheint es schlüssig, dass Russland seine US-Dollar- und Euro-Devisen gegen physisches Gold eintauscht. Goldbarren, die in den Bunker der Bank of Russia lagern, können vom Westen schließlich nicht sanktioniert werden.

Der Trend, der sich hier darüber hinaus erkennen lässt, ist eine globale Abkehr vom US-Dollar. Neben China und vermutlich Russland gehörten die Türkei, Usbekistan und Indien zu den Top-Goldkäufern im dritten Quartal. Diese drei Länder meldeten ihre Käufe ganz offiziell. Grund für den Goldrausch dürften die Sanktionen gegen Russland sein, die verdeutlichen: Der US-Dollar ist womöglich doch nicht ganz so sicher. Nichtsdestotrotz besitzen die USA mit mehr als 8.000 Tonnen die mit Abstand größte Goldreserve der Welt, Auf Platz zwei folgt Deutschland mit 3.355 Tonnen.

Der hohen Nachfrage nach Barren und Münzen zum Trotz fiel der Goldpreis zwischen Juli und September um 8 Prozent auf rund 1660 US-Dollar. Grund dafür war eine stark rückläufige Investmentnachfrage um 47 Prozent. Anleger flüchteten sich aus ihren Gold-ETFs und stießen insgesamt 227 Tonnen ab.

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(tl) für die wallstreet:online Zentralredaktion


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