Der überraschende Wechsel bei der japanischen Zinspolitik hat erste Börsen auf Talfahrt geschickt.

Dieser Schritt hat zahlreiche Marktteilnehmer überrascht: die japanische Zentralbank hat sich dazu entschlossen, die Spanne ihrer langfristigen Anleiherendite zu lockern. Künftig sollen bei 10-jährigen japanischen Staatsanleihen Renditen zwischen minus 0,5 Prozent und 0,5 Prozent möglich sein – und damit in beide Richtungen doppelt so viel wie zuvor.

Damit scheint das Ende der lockeren Geldpolitik und extrem niedrigen Zinssätze eingeläutet, mit der die Bank of Japan (BoJ) die eigene exportorientierte Wirtschaft und die heimische Nachfrage ankurbeln wollte. Doch angesichts der steigenden Inflation und dem extrem schwachen Yen, muss die BoJ jetzt offenbar umdenken und versuchen, dieser Entwicklung mit langfristig mit höheren Zinsen gegenzusteuern.

Der deutliche Zinsschritt hat allerdings selbst viele Ökonomen überrascht und erste kleine Schockwellen an den Finanzmärkten ausgelöst: so brach unter anderem der Nikkei-Index zeitweise um fast 2,5 Prozent auf 26.568 Punkt ein, während der Topix-Index rund 1,5 Prozent auf 1906 Punkte nachgab. Auf der anderen Seite wertete der Yen gegenüber dem US-Dollar stark auf.

Hintergrund ist, dass die japanische Tiefzinspolitik professionellen Anlegern als Beleihungswährung dient und sich die Kredite für diese durch die aktuelle Entscheidung der Währungshüter jetzt verteuern. Insofern ist davon auszugehen, dass noch weitere internationale Finanzmärkte mit Abschlägen auf den BoJ-Beschluss reagieren.

Zudem wird die Straffung der Zinspolitik dazu führen, dass die Kreditzinsen für Firmen und Haushalte anziehen werden – auch wenn die BoJ bisher noch an ihrem Programm festhält, die Kreditkosten auf einem Tiefststand zu halten. Und auch die japanische Regierung muss in Zukunft womöglich höhere Steuern erwägen, um ihre Ausgaben zu finanzieren, während sich die japanische Zentralbank in künftig beim Kauf von Regierungsanleihen stärker zurückhalten dürfte.

Es bleibt abzuwarten, was die BoJ bei ihrem nächsten Treffen beschließen wird. Klar dürfte aber sein, dass sich Unternehmen in Zukunft nicht mehr auf billiges Geld aus Nippon verlassen können und dadurch finanzierte Wettbewerbsfähigkeit, jetzt anderweitig kompensieren müssen – etwa durch digitalen Vorsprung.

(ir) für die wallstreet:online Zentralredaktion

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