Der Wind hat sich gedreht: Während chinesische Aktien lange vor allem wegen ihrer Wachstumschancen beliebt waren, beweisen sie nach der starken Abkühlung von Tech-Aktien mittlerweile auch echte Value-Qualitäten.

Die Zeiten von atemberaubenden Wachstumsraten in China scheinen vorerst der Vergangenheit anzugehören. Industrie und Einzelhandel in der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt wachsen langsamer - nach Jahren des rasanten Wachstums gerät der Konjunkturmotor ins Stottern. Hinzu kommt die Krise im Immobiliensektor und steigende Arbeitslosigkeit. 

Das zeigt sich auch deutlich am Aktienmarkt. Der MSCI China Index ist in diesem Jahr um mehr als sieben Prozent gefallen, während US-Aktien und europäische Indizes gestiegen sind. "In wirtschaftlich schwierigen Zeiten neigen Investoren zu niedrig-bewerteten Value-Aktien mit soliden Cashflows und Dividenden. Das beobachten wir in China bereits seit dem letzten Jahr", so He Xi, Portfolio-Manager des Nous Capital China Value Fund, gegenüber dem Wall Street Journal (WSJ).

Langjährige Growth-Lieblinge wie Alibaba finden nun auch als Value-Aktien Beachtung. Die Aktie des E-Commcerce-Riesen und einer der größten Erfolgsstories der chinesischen Wirtschaft hat seit Ende 2020 fast zwei Drittel an Wert verloren, hauptsächlich aufgrund regulatorischer Eingriffe. "Alibaba ist jetzt sowohl eine Wachstums- als auch eine Value-Aktie", sagt Colin Liang von Redwheel Asset Management, gegenüber dem WSJ.

Auch der Social-Media-Konzern Tencent hat seit dem letzten Jahr ein Viertel seines Wertes verloren und wird nun mit einem KGV von 17 gehandelt. "Diese Unternehmen sind derzeit deutlich unterbewertet im Vergleich zu ihrem intrinsischen Wert", erklärt Matt Wacher, CIO bei Morningstar Investment Management, Asia-Pacific.

Investorenströme in chinesische Value-Fonds sind im zweiten Quartal um zwei Milliarden auf rund elf Milliarden US-Dollar gestiegen, schreibt das WSJ unter Berufung auf Morningstar. Und obwohl zahlreiche Investmenthäuser ihre Wachstumsprognosen für die chinesische Wirtschaft gekürzt haben, sehen viele Analysten jetzt einen guten Zeitpunkt, sich für bessere Zeiten in Stellung zu bringen.

Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Zentralredaktion


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