Getragen von der Nvidia-Euphorie hatte sich der DAX am Donnerstag auf Wochensicht zwei Prozent ins Plus gekämpft. Inzwischen ist er auf dem besten Weg, die Gewinne wieder abzugeben. Die Nervosität steigt.

Vor der Rede von Fed-Chef Jerome Powell beim Notenbankforum in Jackson Hole weicht die KI-Euphorie der vergangenen Tage wieder den Zinssorgen. Auslöser waren am Donnerstag die robusten Konjunturdaten aus den USA, die die Wall Street belasteten. Der S&P verlor 1,3 Prozent, der Nasdaq 100 sogar knapp 1,9 Prozent.

Die Zahl der wöchentlichen Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe ging zurück. Gleichzeitig legten die Aufträge für langlebige Güter im Juli stärker zu als erwartet. Helaba-Analyst Ralf Umlauf vermutet, "dass die Zinserwartungen bezüglich der US-Notenbank nicht vollends verschwinden." Weitere Klarheit dazu erhoffen sich Anleger von Powells Rede gegen 16:00 Uhr. Gegen 21:00 Uhr soll außerdem EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei dem Notenbank-Gipfel sprechen.

Abwarten lautet die Devise

"Für die Börsianer ist Jackson Hole heute die Hauptstadt der Welt", kommentiert Thomas Altmann von QC Partners die Lage am Freitag. Anleger trauten bis zu den entscheidenden Reden nicht aus der Deckung. "Die Angst, falsch allokiert zu sein, ist vor Jackson Hole riesig. Der gestrige simultane Rückgang am Aktien- und Rentenmarkt wurde deshalb kaum für Käufe genutzt. Auf dem Parkett lautet das Motto bis zu den entscheidenden reden: Abwarten."

In Deutschland dürfte der DAX schwach in den Tag starten. Der Broker IG sieht kurz vor Öffnung der Börsen das Minus bei 15.575 Punkten, ein Minus von 0,4 Prozent.


Jetzt Stefan Klotters Börsendienst FAST BREAK im Probemonat für nur 40 Euro testen. Hier klicken und mehr erfahren!


Die meisten Experten erwarten nicht, dass Powell wirklich für eine Überraschung sorgt. "Unsere US-Volkswirte gehen davon aus, dass Powell in diesem Jahr keine eindeutigen Signale bezüglich des kurzfristigen geldpolitischen Kurses aussenden wird", glaubt Deutsche Bank-Analyst Henry Allen. "Sie sind der Ansicht, dass die Botschaft der Datenabhängigkeit auf der letzten FOMC-Sitzung klar war und es zu früh ist, diesen Ansatz aufzugeben."

Andere Analysten glauben, dass der Fed-Chef vor allem versuchen wird, nicht für zusätzliche Nervosität zu sorgen. "Wenn er einen Spickzettel auf der Handfläche hätte, würde er wohl sagen, dass er nicht zu viel Wirbel machen sollte, um nicht zu dovish oder zu hawkish zu wirken", sagte Antulio Bomfim, Leiter der Abteilung Global Macro bei Northern Trust, gegenüber Reuters

Autor: Julian Schick, wallstreetONLINE Zentralredaktion


Jetzt den vollständigen Artikel lesen