Der russische Gaslieferstopp sorgt für einen traurigen Minusrekord bei Uniper. Noch nie hat ein deutsches Unternehmen einen größeren Verlust eingefahren. Der staatliche Rettungsschirm wird teurer als gedacht.

Der Gaskonzern Uniper hat in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres rund 40 Milliarden Euro Verlust erwirtschaftet. Das geht aus den heute veröffentlichten Quartalszahlen des Unternehmens hervor. Das Defizit ist eine Folge der von Russland verursachten Gasknappheit. Vor Kriegsbeginn hatte russisches Gas noch mehr als die Hälfte des Grundkapitals von Uniper ausgemacht. Jetzt muss das Unternehmen deutlich teurer am Markt einkaufen, gleichzeitig aber seine günstigen laufenden Verträge weiter bedienen. Bislang hat Uniper bereits zehn Milliarden Euro für diese Ersatzbeschaffung von Gas ausgeben. Weitere 31 Milliarden Euro sind für künftige Verluste geplant, weil russische Lieferungen ausbleiben.

Zeitweise machte das Unternehmen so 100 Millionen Euro Verlust pro Tag. An seinem Höchststand im August lag der TTF-Preis für Monatskontrakte bei fast 350 Euro pro Megawattstunde. Zuletzt ist das Gaspreisniveau aber wieder gefallen. Eine Megawattstunde Gas kostete am Donnerstag 125 Euro. Im kurzfristigen Handel waren sogar Preise auf Vorkriegsniveau möglich. Derzeit gebe es wegen der gesunkenen Preise fast keine täglichen Verluste mehr, sagte die Uniper-Finanzchefin Tiina Tuomela in einem Call mit Analysten am Donnerstagmorgen, wie das Handelsblatt berichtet. Steigen die Gaspreise erneut, würden sich die Verluste allerdings auch wieder erhöhen.

Uniper beliefert hierzulande hunderte Energielieferanten, die wiederum zahlreiche Haushalte versorgen, weshalb das Unternehmen als systemrelevant eingestuft wird. Als es durch die Gas-Lieferstopps in Schieflage geraten ist, hat sich der deutsche Staat zur vollständigen Übernahme bereit erklärt. Vergangenen September einigte sich der Bund mit dem Mutterkonzern, dem finnischen Energieversorger Fortum, auf einen Preis von 500 Millionen Euro für 99 Prozent der Uniper-Anteile. Ende Dezember werden die bisherigen Aktionäre auf einer außerplanmäßigen Hauptversammlung über die Übernahme abstimmen.

Bereits in den vergangenen Monaten hat der Bund über die KfW 18 Milliarden Euro als Kredite an Uniper vergeben. Bis Oktober hat das Unternehmen bereits 14 Milliarden Euro davon in Anspruch genommen. Aktuell befindet sich das Unternehmen in Gesprächen mit der Regierung, in denen die Einzelheiten zusätzlicher Unterstützungsmaßnahmen final abgestimmt werden, berichtet das Handelsblatt.

Autor: sesch für wallstreet:online Zentralredaktion

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