Die Fed erhöht den Leitzins wie erwartet um 75 Basispunkte. Zwar dürften die kommenden Erhöhungen kleiner ausfallen, doch ein Ende der restriktiven Zinspolitik ist nicht in Sicht. Das sagen Analysten jetzt.

Die US-Aktienmärkte haben nach der Fed-Zinsentscheidung eine Achterbahnfahrt hingelegt. Die Nachricht, dass die US-Notenbank ab Dezember ihre Leitzinsen weniger deutlich als zuletzt anheben könnte, sorgte zunächst für einen Schub. Doch nachdem klar wurde, dass Jerome Powell mit seiner straffen Geldpolitik noch nicht am Ende ist, drehten die Märkte deutlich ins Minus. Es sei "sehr verfrüht", um über eine Pause bei den Zinserhöhungen nachzudenken, so der Notenbanker. "Wir haben noch einen Weg vor uns."

Die Reaktion der US-Märkte ließ nicht lange auf sich warten. Der Nasdaq gab um 3,4 Prozent nach. Der Dow-Jones büßte 1,5 Prozent ein und für den S&P-500 ging es um 2,5 Prozent abwärts. "Es ist so, als ob die Anleger zur Halloween in ein Geisterhaus kommen und Süßigkeiten bekommen, aber sobald sie sie auspacken, sehen sie, dass es durchnässter Brokkoli ist", sagt Max Gokhman, Chief Investment Officer bei AlphaTrai, gegenüber dem Nachrichtensender Bloomberg.

Die US-Inflation hält sich trotz der starken Zinssteigerungen in diesem Jahr hartnäckig. Anstatt des viel diskutierten Pivot kündigte Powell an, dass die Zinserhöhungen in den kommenden Fed-Sitzungen etwas kleiner ausfallen könnten. Der Leitzins könnte letztendlich jedoch auf ein höher steigen als vom Markt vermutet. "Die seit unserer letzten Sitzung eingegangenen Daten deuten darauf hin, dass das endgültige Zinsniveau höher ausfallen wird als bisher erwartet."

Die Aussicht auf kleinere Zinsschritte hoben auch Experten hervor. "Wichtiger an dem gestrigen Zinsentscheid war jedoch der mit Spannung erwartete Hinweis darauf, dass sich das Tempo der Zinsanhebungen ab der nächsten Sitzung am 13./14. Dezember verlangsamen könnte", so DZ-Bank-Analystin Birgit Henseler in einer ersten Reaktion. "Wir bleiben daher bei unserer Einschätzung und erwarten im November nur noch eine Zinsanhebung um 50 Basispunkte. Mit jeder weiteren Leitzinserhöhung steigt das Risiko, dass die Wirtschaft die aktuelle geldpolitische Ausrichtung immer schwieriger verkraftet. Das laufende vierte Quartal dürfte der Beginn eines konjunkturellen Abschwungs markieren, sodass sich das Fenster für Zinserhöhungen langsam schließt", so Henseler weiter.

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion

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