Der Bridgewater-CIO warnt vor der Gefahr einer langwierigen, mehrjährigen Rezession. Vor allem Chinas Rolle macht ihm dabei Sorgen. Es gebe aber auch eine gute Nachricht.

Greg Jensen, Co-Chief Investment Officer von Bridgewater Associates, befürchtet, dass Rezessionen in Zeiten hoher Inflation in der Regel länger dauerten – es sei denn, die Zentralbanken senkten die Zinssätze schnell.

Fed-Chef Powell hat jedoch in der vergangenen Woche deutlich gemacht, dass so bald keine Zinssenkungen zu erwarten seien. "Wir erwarten, dass eine Rezession doppelt so lange dauert wie normal, weil die Fed nicht mehr so lange hinter uns stehen wird. Das ist eine große Sache", so Jensen gegenüber Bloomberg.

Die "gute Nachricht" sei, dass es im Vergleich zur Zeit vor der Großen Rezession von 2008 viel weniger Leverage im Finanzsystem gebe. Dies könne einen "Kaskadeneffekt" auf den Märkten verhindern, der eine tiefe Rezession auslöse. "Stattdessen haben wir diese lange Phase, die wahrscheinlich ein paar Jahre dauert", so Jensen weiter.

Jensen geht davon aus, dass die Inflation zwar im nächsten Jahr zurückgehen werde, wenn eine Rezession eintritt. Trotzdem erwartet er immer wieder eine Mischung aus guten und schlechten Inflationsberichten, die die Aktien belasten könnten.

Jensen hat sich bei Bridgewater unter der Leitung von Ray Dalio (Foto) über 26 Jahre lang hochgearbeitet. Er war einer der wenigen CIOs an der Wall Street, die 2021 den Inflationsanstieg erkannt haben. Vor dem Crash an den Märkten in diesem Jahr hatte er davor gewarnt, dass die Inflation ein anhaltendes Problem sein und dass es "für die Anleger in Zukunft schlecht aussehen würde".

Jensen wiederholte diese Prognose nun und argumentierte, dass Anleger die kommende mehrjährige Rezession noch nicht eingepreist hätten: "Sie haben den Boden bei riskanten Anlagen noch nicht gesehen. Es wird ein mehrjähriger Abwärtszyklus sein.“

Chinas Rolle

Die Wiederöffnung der chinesischen Wirtschaft sei einer der Hauptgründe für Jensens Sorge über die Inflation im nächsten Jahr. Diese Wiedereröffnung werde laut Jensen für einige Länder von Vorteil sein, für die USA und Europa könnte sie jedoch ein Problem darstellen: "Das ist keine gute Sache für die USA und Europa", sagt Jensen.

Er erwartet, dass in der Folge die Rohstoffpreise steigen und diese die Inflation im Westen verschärfen würden, gerade wenn eine Rezession eintrete.

Für Anleger bedeute dies, dass es derzeit nicht viele "solide Verstecke" gebe. "Insgesamt ist die Lage da draußen nicht gerade rosig. Bargeld ist keine schlechte Sache", so Jensen. Und weiter: "Vermögenswerte steigen nicht immer, auch wenn wir in den letzten zehn Jahren dieses Gefühl hatten."

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Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion


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