Chinas Immobiliensektor trotzt den Konjunkturmaßnahmen und belastet das Wachstum. BlackRock zeigt sich pessimistischer und fürchtet Auswirkungen auf weitere Schwellenländer.

Die Denkfabrik des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock macht eine Kehrtwende bei chinesischen Aktien: In einer am Montag veröffentlichten Analyse stufen die Strategen China von "übergewichten" auf "neutral" herab. Noch im Februar hatte BlackRock China hochgestuft und begründete dies damals mit den kurzfristigen Chancen der Wiedereröffnung nach Corona. Was hat sich jetzt geändert?

Das BlackRock Investment Institute begründetet den Downgrade mit Bedenken hinsichtlich des angeschlagenen chinesischen Immobiliensektors. Dieser stelle trotz Anzeichen für eine Stabilisierung des Wachstums eine Belastung dar. "Das Wachstum hat sich verlangsamt. Der politische Stimulus ist nicht mehr so groß wie in der Vergangenheit", heißt es in dem Bericht. Strukturelle Herausforderungen würden auf eine Verschlechterung des langfristigen Wachstums hindeuten.

Hinweise auf eine Stabilisierung von Chinas Wachstum gibt es hingegen aus Industrie und Einzelhandel: Industrieproduktion und Einzelhandelsumsätze stiegen im August um 4,5 respektive 4,6 Prozent im Jahresvergleich und damit stärker als erwartet. Allerdings hat die Wirtschaft weiterhin mit Ausfallrisiken auf dem Immobilienmarkt zu kämpfen. Nachdem der Immobilien-Konzern Evergrande vor gut einem Monat Gläubigerschutz in den USA angemeldet hatte, folgt mit Sunac China Holdings nun der nächste große chinesische Immobilienentwickler. Die Investitionen in Chinas Immobiliensektor sanken im August um drastische 19,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie Reuters-Berechnungen zeigen.

Chinesische Aktien gehören in diesem Jahr zu den schlechtesten der Welt. Der Hang Seng China Enterprises Index, der die Kurse von Festland-Unternehmen an der Hongkonger Börse abbildet, ist seit seinem Höchststand im Januar um rund 20 Prozent gefallen. Der MSCI China hat seit Jahresbeginn 9,56 Prozent verloren. Zum Vergleich: Sowohl der MSCI World als auch der MSCI All Country World verzeichnen starke zweistellige Zuwächse. Selbst der MSCI Emerging Markets kommt auf ein Plus von 4,55 Prozent – trotz Chinas Anteil am Schwellenländer-Index von knapp 30 Prozent. BlackRock hat Schwellenländer-Aktien aufgrund der sich verlangsamenden chinesischen Wirtschaft ebenfalls von "übergewichten" auf "neutral" herabgestuft.

Autor: (tl) für wallstreetONLINE Zentralredaktion


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