Goldman Sachs-Ökonomen haben den kühnen Versuch unternommen, die Entwicklung der Weltwirtschaft bis zum Jahr 2075 zu prognostizieren. Dabei überrascht das Ergebnis für Deutschland.

Gemessen in US-Dollar, würden die führenden wirtschaftlichen Länder im Jahr 2075 voraussichtlich China, Indien, die USA, Indonesien und Deutschland sein (in dieser Reihenfolge). "Interessanterweise wird erwartet, dass das potenzielle BIP-Wachstum der USA zu diesem Zeitpunkt wesentlich schneller sein wird als das Chinas, was auf die besseren demografischen Aussichten der USA zurückzuführen ist", heißt es in dem 45-seitigen Bericht. 

Auch Nigeria, Pakistan und Ägypten könnten dank des raschen Bevölkerungswachstums bis dahin zu den größten Volkswirtschaften der Welt aufsteigen – wenn sie "geeignete politische Maßnahmen und Institutionen" einführen.

Die Goldman-Ökonomen warnen allerdings vor einem sich weiter abschwächenden Wachstum, das auf eine Verlangsamung des Bevölkerungswachstums zurückzuführen sei. So werde das weltweite Wachstum in den nächsten zehn Jahren durchschnittlich knapp unter drei Prozent pro Jahr liegen, verglichen mit 3,6 Prozent im Jahrzehnt vor der Finanzkrise, und danach allmählich abnehmen.

Die einzige Möglichkeit, ein schnelleres Wirtschaftswachstum aufrechtzuerhalten, sei die Steigerung der Produktivität. Aber auch hier ist die These ernüchternd: Die Effizienzgewinne werden sich ebenfalls verlangsamen. In den vergangenen Jahren sei bereits sowohl in den Schwellenländern als auch in den Industrienationen eine Verlangsamung der Produktivität zu beobachten gewesen.

Die Ursache sei demnach in einer Schwächung der Globalisierung des Handels zu suchen: "Es umfasst das Wachstum der grenzüberschreitenden Bewegung von Waren, Kapital, Menschen, Technologien, Daten und Ideen", so die Ökonomen.

Und weiter: "Es scheint unwahrscheinlich, dass die Weltwirtschaft die Produktivitätswachstumsraten des Jahrzehnts 2000-2010 wieder erreichen wird."

Die USA würden ihre relativ starke Leistung des vergangenen Jahrzehnts wahrscheinlich nicht wiederholen, so die Goldmänner. Auch die außergewöhnliche Robustheit des US-Dollars werde sich in den nächsten zehn Jahren abschwächen, prognostizieren die Wirtschaftswissenschaftler.

Während die Einkommensungleichheit zwischen den Ländern zurückgegangen sei, werde sie innerhalb der Länder weiter zunehmen. Protektionismus und Klimawandel seien sowohl für das Wachstum als auch für die Konvergenz der Einkommen "besonders wichtige Risiken". 

"Wir haben den Höhepunkt des globalen Potenzialwachstums überschritten. Der größte Teil dieser prognostizierten Verlangsamung ist auf die demografische Entwicklung zurückzuführen. Das weltweite Bevölkerungswachstum hat sich in den letzten 50 Jahren halbiert."

Ein langsameres Bevölkerungswachstum sei jedoch "ein gutes Problem", weil es eine geringere Belastung für die Umwelt bedeute. Es werde allerdings "eine Reihe wirtschaftlicher Herausforderungen" mit sich bringen, zum Beispiel steigende Gesundheitskosten der alternden Bevölkerung.

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Autorin: Gina Moesing, wallstreet:online Zentralredaktion


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