In den letzten Monaten hat sich Gold stark verbilligt – obwohl es als sicherer Hafen in Krisenzeiten gilt. Der Ausverkauf hat verschiedene Gründe. Wie sind die langfristigen Aussichten?

Was ist da los? In der Regel gilt Gold als sicherer Hafen in Krisenzeiten – und aktuell gibt es ja etliche Entwicklungen, die für erhöhte Volatilität an den Finanzmärkten sorgen: eine hohe Inflation, stark steigende Energiepreise, Liefer-Engpässe bei Materialien und Rohstoffen, Corona-Unsicherheiten und der Ukrainekrieg. Doch trotzdem befindet sich der Preis für das Edelmetall derzeit im Sinkflug. Nachdem er im März noch bei über 2051 US-Dollar pro Unze (rund 31,1 Gramm) lag, hat er seither deutlich verloren. Allein gestern ging es in der Spitze um rund 40 US-Dollar in die Tiefe. Aktuell kostet Gold 1655 US-Dollar pro Unze und ist damit so billig, wie seit April 2020 nicht mehr.

Ein Grund für den jüngsten Preisverfall und das sinkende Interesse von Investoren ist die Aussicht auf weitere Zinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed. Denn dadurch würden andere Anlagen finanziell attraktiver. Dazu kommt der starke US-Dollar. Da dieser die gängige Handelswährung für Gold ist, führt ein Anstieg beim Dollar in der Konsequenz für Investoren aus anderen Währungsräumen zu höheren Wechselkursen – der Kauf von Gold wird für sie also teurer.

Auch beim größten Gold-ETF, dem SPDR Gold Shares (GDL) zogen Investoren zuletzt die Reißleine und zogen Gelder im 3-stelligen Millionen US-Dollar-Bereich ab. Es ist absehbar, dass diese Ambivalenz und die widersprüchlichen Signale und Entwicklungen vorerst weiter für eine erhöhte Volatilität beim Goldpreis sorgen werden.

Das spiegelt sich auch in den Einschätzungen der Analysten wider. Während die Experten der Investmentbank RBC ein Tief von 1500 US-Dollar im Zuge nicht ausschließen, halten andere den jüngsten Ausverkauf bei Gold für übertrieben und taxieren den Wert pro Unze auf 2000 US-Dollar (Stabilitas) und mehr.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Langfristig hat sich Gold als Anlage eigentlich immer gelohnt. Ein kompletter Wertverlust – wie etwa bei Papiergeld – ist wegen des sogenannten intrinsischen Wertes schon unmöglich: Gold ist selten und nicht einfach zu fördern. Und auch heute kann man mit einer Unze noch immer einen maßgeschneiderten Anzug kaufen – wie einst im Römischen Reich. Eine derartig lange anhaltende Wertstabilität sollte nicht unterschätzt werden.

(ir) für die wallstreet:online Zentralredaktion

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