Die spektakuläre Wende im Übernahme-Drama zwischen Twitter und Elon Musk hat die Aktienmärkte am Dienstag geschockt. Wie es jetzt weitergeht und woran der Deal doch noch scheitern könnte.

Seit Monaten hatte Tesla-Chef Elon Musk versucht, aus dem von ihm selbst angestoßenen Deal auszusteigen. Er hatte seinen Rückzieher damit begründet, dass Twitter angeblich falsche Angaben zur Anzahl von Fake-Accounts auf seiner Plattform gemacht habe.

Der Streit zwischen Musk und Twitter hätte in diesem Monat eigentlich vor Gericht landen sollen. Doch offenbar bekamen die Anwälte des reichsten Menschen der Welt zunehmend Zweifel, ob der Rechtsstreit wirklich zu gewinnen sei. Musk hatte monatelang versucht, angeblich falsche Angaben von Twitter zur Zahl von Spam- und Fake-Accounts als Bruch der Übernahmevereinbarungen darzustellen. Doch ob das vor Gericht reichen würde, gilt als zweifelhaft.

In den vergangenen Tagen waren als Teil der Prozessunterlagen für Musk zum Teil peinliche Chat-Unterhaltungen unter anderem mit potenziellen Investoren öffentlich geworden. Gut möglich, dass Musk mit seinem überraschenden Manöver versucht, von den brisanten Nachrichten abzulenken.

Nun also möchte er den Deal zu den ursprünglichen Konditionen (54,20 US-Dollar pro Aktie) vollziehen. Die Twitter-Aktie war nach Bekanntwerden der Übernahme um mehr als 20 Prozent gestiegen und notiert aktuell nahe des Übernahmepreises. 

Zu den Gewinnern gehörten am Dienstag vor allem Arbitrage-Händler, die auf einen erfolreichen Twitter-Deal gewettet hatten. Wie Bloomberg berichtet, profitiert unter anderem der Hedgefonds-Veteran Carl Icahn. Er habe im mittleren 30-US-Dollar-Bereich Twitter Aktien gekauft, weil er überzeugt war, dass Musk nicht aus seiner Kaufverpflichtung herauskommen werde. 

Elon Musk selbst verkaufte seine Entscheidung am Dienstag als großen Erfolg. Auf Twitter schrieb er, der Deal beschleunige für ihn den Weg zu "X, der App für alles". Was genau hinter seiner Vision für eine Universal-App steckt, blieb unklar. 

Auch nach der überraschenden Kehrtwende bleiben einige Fragen offen. So wies Musk gegenüber der SEC darauf hin, dass seine Offerte von Finanzierungszusagen abhänge. Twitter bestätigte in einem knappen Statement, das Schreiben mit dem erneuerten Angebot Musks erhalten zu haben. Das Unternehmen beabsichtige, die Transaktion wie geplant zum Abschluss zu bringen.

Sollte Musk Twitter doch kaufen, käme das kriselnde Unternehmen in den Besitz ausgerechnet des Mannes, der dessen Führung die letzten Monate fast unablässig öffentlich kritisierte und Zweifel am Wert der Firma verbreitete. Musks Plan sieht allerdings ohnehin vor, Twitter von der Börse zu nehmen und ein neues Management aufzustellen.

Würde Musk die Fäden bei der Online-Plattform ziehen, wäre dies auch politisch brisant. Spannend ist etwa, ob Twitter den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump dann wieder aufnimmt.

Autor: Julian Schick, wallstreet:online Zentralredaktion/ mit dpa-AfX


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