Mit den weltweiten Leitzinserhöhungen steigen nach rund zehn Jahren Flaute die Anleihezinsen wieder. Die Anleihekurse waren im vergangenen Jahr brutal eingebrochen. Wie Zins, Kurs und Rendite bei Anleihen zusammenhängen.

Lange Zeit galten Anleihen als uninvestierbar. Eine im November 2021 vom deutschen Staat herausgegebene zweijährige Bundesanleihe hat genau null Prozent Zinsen eingebracht. Nun aber haben Zentralbanken über mehrere Monate weltweit die Leitzinsen stark angehoben. Das macht die Anlageklasse Anleihen wieder interessanter. Für einen der neuesten Schuldentitel, eine siebenjährige Bundesanleihe, die Mitte November 2022 auf den Markt kam, zahlt Deutschland bereits wieder 2,1 Prozent Zinsen pro Jahr. In den USA lagen die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen zuletzt sogar bei rund 3,6 Prozent.

Aber der Zinssatz ist nicht alles, worauf es bei Anleihen ankommt. Die Trendwende der Zinspolitik bringt auch Risiken, vor allem für bestehende Anleihe-Investoren.

Was sind überhaupt Anleihen?

Anleihen – auch Obligation, Rentenpapier, festverzinsliches Wertpapier, Schuldverschreibung oder Bond genannt – sind so etwas wie börsengehandelte Kreditverträge mit Staaten, Unternehmen oder Banken. Anleihebesitzer bekommen eine feste Zinszahlung pro Jahr, den Kupon.

Außerdem steht am Ende der Laufzeit die Rückzahlung des Kredits an. Dann gibt es den sogenannten Nennwert der Anleihe zurück. Wie hoch der Zinssatz ist, hängt unter anderem ab von der Laufzeit der Anleihe, der Ausfallsicherheit oder Bonität des Schuldners sowie vom aktuellen Zinsniveau. Dabei gilt: Je geringer die Bonität, je länger die Laufzeit und je höher das allgemeine Zinsniveau, desto höher ist der von Beginn an festgelegte jährliche Zins, der im Fachjargon auch Kupon heißt.

Die Bonität wiederum steht für das Kreditausfallrisiko: Eine hohe Bonität bedeutet, dass es sehr unwahrscheinlich ist, dass der Schuldner pleitegeht und so die Rückzahlung des Nennwerts ausfällt. Logisch: Für riskante Geschäfte wird ein Zinsaufschlag fällig. Unabhängige Ratingagenturen bewerten die Emittenten, also die Ausgeber der Anleihen, in regelmäßigen Abständen: Triple-A (AAA) lautet die Bestnote in der bekanntesten Ratingskala; alles unterhalb von Triple-B (BBB) gilt als gefährdetere Hochzinsanleihe, auch „Junk Bond“ genannt. Deutsche Staatsanleihen erhalten regelmäßig eine AAA-Bewertung, während beispielsweise Griechenland zuletzt bloß ein BB erhielt.

Anleihen lassen sich jederzeit weiterverkaufen – und zwar zum aktuellen Kurswert. Der Kurs einer Anleihe wird etwas ungewöhnlich als Prozentzahl angegeben – und zwar immer im Vergleich zum Nennwert. Ein Kurswert von 97 Prozent bei einem Nennwert von 100 Euro bedeutet also: Wer die Anleihe zu diesem Kurs verkauft, bekommt dafür nur 97 Euro. Ein Kurswert von 105 Prozent bedeutet dagegen, dass man 105 Euro erhält. In beiden Fällen bekommt der spätere Besitzer am Ende der Laufzeit 100 Euro vom Emittenten zurück.

Das hat Folgen für die Kursentwicklung: Die nähert sich zum Ende der Laufzeit nämlich immer dem Nennwert an – solange keine Pleite droht. Vorher schwankt der Kurs zum Beispiel, wenn sich die Bonität des Schuldners verändert. Steigt das Risiko, dass der Schuldner pleitegeht, verliert die Anleihe an Marktwert, bei Aufwertung steigt der Kurs.

Auch das aktuelle Zinsniveau verändert die Kurse: Steigen die Leitzinsen, lohnt sich eher, Geld in neuere Anleihen mit höheren Kupons anzulegen statt in den alten, kaum verzinsten Anleihen. Deren Kurse brechen daraufhin ein. Genau das ist im vergangenen Jahr auf breiter Front passiert.

Was unterscheidet Anleihen von Aktien?

Anleihen werden ähnlich wie Aktien öffentlich gehandelt. Anleger können auch in Renten-Fonds oder ETFs investieren. Sollte ein Schuldner pleitegehen, können Anleger genau wie mit Aktien viel Geld verlieren.

Der wichtigste Unterschied: Während Aktionäre Miteigentümer eines Unternehmens mit einem Interesse an Gewinnbeteiligung und Wertsteigerung sind, sind Anleihebesitzer Gläubiger, die lediglich Zinsen bekommen. Zudem laufen Anleihen immer zeitlich begrenzt, Aktien sind ewig am Markt und werden selten zurückgekauft. Die Marktschwankungen von Anleihen sind wegen all dieser Unterschiede viel geringer als von Aktien.

Anleihen wird nachgesagt, dass sie sich entgegengesetzt zu Aktien entwickeln und so im Depot Schwankungen ausgleichen können. In jedem Fall sind Zins-Investments planbarer. Da man Anleihen während der Laufzeit weiterverkaufen kann, bleiben Investoren gleichzeitig flexibel.

Wer vor Ende der Laufzeit verkauft, riskiert allerdings Kursverluste – siehe oben. So hat der deutsche Rentenindex REX, der die Wertentwicklung deutscher Staatsanleihen nachbildet, im vergangenen Jahr laut Finanzen.net 12,2 Prozent verloren – Tendenz weiter fallend, solange die Notenbanken auf ihrem Erhöhungskurs bleiben. Die gute Nachricht dabei: Für Neueinsteiger winken nun wieder echte Zinserträge.

Auf der Suche nach einer langfristigen, überdurchschnittlichen Performance? Dann sollten Sie sich das innovative Five Lions Zertifikat anschauen. Es bündelt fünf absolute Top-Strategien in einem Wertpapier. Eine dieser Strategien ist normalerweise für Privatanleger nicht zugänglich – jetzt hier mehr erfahren!

(sesch) für die wallstreet:online Zentralredaktion


Jetzt den vollständigen Artikel lesen