Nachdem die Frage, wann denn der Zinssenkungszyklus beginnt, mit der Leitzinssenkung um 25 Basispunkte im Juni beantwortet wurde, stellt sich nun die nächste: Wie schnell geht es weiter nach unten und wo endet der eingeleitete Zinssenkungszyklus?

Für uns spricht vieles dafür, dass die nächste Leitzinssenkung der EZB nach der Sommerpause, also am 12. September, erfolgen wird. Dafür sehen wir drei Gründe. 1. Die Inflations- und Lohndaten sprechen eher für eine Pause im Juli. 2. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel hat bereits vor einigen Wochen in einem Zeitungsinterview angedeutet, dass nicht mit zwei direkt aufeinanderfolgenden Leitzinssenkungen im Juni und Juli zu rechnen sei. 3. Die EZB veröffentlicht einmal im Quartal ihre aktualisierten gesamtwirtschaftlichen Projektionen. Die nächste Aktualisierung erfolgt im September, die letzte für dieses Jahr im Dezember. Dies sind dann auch unsere Punktprognosen. Wir erwarten die nächste Leitzinssenkung im September, gehen von einer weiteren Senkung im Dezember aus und beenden das Jahr dann mit einem Einlagensatz von 3,25 Prozent. Wenn wir bis 2025 vorausschauen, würde dies vier Leitzinssenkungen um jeweils 25 Basispunkte im März, Juni, September und Dezember 2025 implizieren.

Hintergrund unserer Erwartung eines sanften Rückgangs der Leitzinsen ist ein sehr ausgeglichenes makroökonomisches Umfeld oder, wie es im angelsächsischen Sprachgebrauch genannt wird, ein Goldilocks-Szenario. Nach einem Nullwachstum im vergangenen Jahr und einer Beschleunigung im laufenden Jahr sollten die kommenden Quartale Wachstumsraten zeigen, die im weitesten Sinne mit dem Potenzialwachstum von 1 bzw. 1,5 Prozent im Einklang stehen. Also nicht zu heiß, nicht zu kalt, sondern genau richtig. Gleiches gilt für die Inflationsprognosen. Mit Blick in die Zukunft gehen wir davon aus, dass die Gesamt- und Kerninflation im Euroraum bis 2025 auf das EZB-Mandat von 2 Prozent zurückgehen wird. Also auch hier: nicht zu heiß, nicht zu kalt, sondern genau richtig.

Was bedeutet das für die Leitzinsen? Wenn beides – Inflation und Wachstum – einigermaßen im Lot ist, dann sollte auch das Leitzinsniveau in den nächsten Quartalen auf ein neutrales Niveau zurückgeführt werden. Ob ein neutrales Leitzinsniveau eher bei 2 Prozent oder bei 2,5 Prozent liegt, sei dahingestellt. Auf jeden Fall besteht mittelfristig noch viel Spielraum für weitere Leitzinssenkungen.

Was bedeutet das für die langfristigen Zinsen in der Eurozone? Leicht nach unten. Warum nur leicht? Nun, alle haben das Goldi­locks-Szenario inhaliert und damit weitgehend eingepreist. So sehen wir den 10-Jahres-EUR-Swapsatz zum Jahresende mit 2,7 Prozent nur geringfügig niedriger als heute und auch die 10-Jahres-Rendite deutscher Staatsanleihen erwarten wir nur geringfügig niedriger bei 2,4 Prozent. Dies bedeutet, dass die Leitzinsen und die kurzfristigen Geldmarktsätze weiterhin über dem langfristigen Zinsniveau liegen. Damit dürfte die Zinsstrukturkurve auch zum Jahresende invers sein. Die Inversion wird sich erst im Laufe des Jahres 2025 auflösen und wir werden wieder zu einer normalen, wenn auch relativ flachen Zinsstrukturkurve zurückkehren.

Bildnachweis: UniCredit

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