Der Weg zur Schaffung einer klimaneutralen Wirtschaft erfordert einen ungehinderten Zugang zu Rohstoffen und gut funktionierenden Lieferketten. Eine aktuelle Studie hat aufgezeigt, welche Schlüsselrohstoffe und Technologien für diese Transformation von entscheidender Bedeutung sind.

Eine der Hauptfragen auf dem Weg zur klimaneutralen Wirtschaft betrifft die Auswahl der Technologien, die den Klimaschutz am effektivsten unterstützen, sowie die Bestimmung der unverzichtbaren Rohstoffe, die für die rasche und umfangreiche Implementierung dieser Technologien benötigt werden.

Die Sicherstellung einer reibungslosen Rohstoffversorgung ist von entscheidender Bedeutung, wobei bereits heute Schwierigkeiten bei der Beschaffung bestehen, da einige wenige Länder die Lieferketten dominieren.

Deshalb haben Forscher des Prognos-Instituts, des Öko-Instituts und des Wuppertal-Instituts im Auftrag der "Stiftung Klimaneutralität" eine Untersuchung durchgeführt, um festzustellen, auf welche Rohstoffe und Technologien sich die Politik bei strategischen Überlegungen konzentrieren sollte.

Die Wissenschaftler empfehlen der Politik, insbesondere sieben spezifische Rohstoffe in den Fokus zu nehmen: Graphit, Iridium, Kobalt, Lithium, Mangan, Nickel und die Gruppe der seltenen Erden. Um den Erfolg der wirtschaftlichen Transformation zu gewährleisten, ist es von entscheidender Bedeutung, den Zugang zu diesen Rohstoffen sicherzustellen.

Die Autoren der Studie betonen auch die Notwendigkeit, die gesamten Wertschöpfungsketten für besonders wichtige Schlüsseltechnologien gezielt zu fördern. Diese Technologien wurden aus einer Gesamtliste von 30 Technologien ausgewählt und basieren auf Kriterien wie den potenziellen CO2-Einsparungen bis 2035 und den Möglichkeiten für eine schnelle Skalierung der jeweiligen Technologie.

Die Direktorin der Stiftung Klimaneutralität, Regine Günther, warnt davor, die Fehler der Vergangenheit zu wiederholen. Sie betont, dass es für Europa von entscheidender Bedeutung ist, nicht einseitig erpressbar zu sein und die nationale Sicherheit und Souveränität zu wahren.

Die Politik steht vor der Herausforderung, die richtigen Schwerpunkte bei Schlüsseltechnologien und Rohstoffen zu setzen und den Vorwurf der Verschwendung von Steuergeldern zu vermeiden.

Es wurden bereits erste Schritte unternommen, um diese Herausforderungen anzugehen. Wirtschaftsminister Robert Habeck treibt den Aufbau eines milliardenschweren Rohstoff-Fonds voran, der dazu beitragen soll, die Abhängigkeiten von einzelnen Lieferländern zu verringern.

Dieser Fonds soll auf zwei Arten helfen: Zum einen soll er Forschung und Entwicklung unterstützen, um neue Rohstoffquellen zu erschließen, und zum anderen soll er über die staatliche KfW-Bank die Beteiligung des Bundes an Rohstoffprojekten ermöglichen.

Wirtschaftsminister Habeck plant auch die Förderung von Schlüsseltechnologien, darunter die Schaffung eigener Produktionskapazitäten für Windturbinen, Solaranlagen, Elektrolyseure und Batterien. Dies wird nicht nur aus wirtschaftlichen, sondern auch aus sicherheitspolitischen Gründen als notwendig erachtet.

In Europa werden solche Initiativen auf europäischer Ebene unterstützt, um Technologieentwicklung und Rohstoffsicherung voranzutreiben. Die EU-Kommission hat im März den Beihilfe-Krisenrahmen erweitert und neue Möglichkeiten staatlicher Förderung für Produzenten von Solaranlagen und -komponenten geschaffen.

Der Rohstoffsektor spielt ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Rohstoffsicherung. Der Raw Materials Act zielt darauf ab, das Recycling zu stärken und den Abbau von Bodenschätzen in Europa zu fördern. Der European Chips Act soll die Ansiedlung von Chipfabriken in Europa vorantreiben, um die Abhängigkeit von Importen zu verringern. Die EU plant auch Rohstoffpartnerschaften mit Ländern in Afrika und Lateinamerika.

Die Studienautoren weisen darauf hin, dass die Abhängigkeiten von bestimmten Rohstoffen, wie Lithium, schweren seltenen Erden und Iridium, als besonders kritisch betrachtet werden. Diese Rohstoffe sind für verschiedene Schlüsseltechnologien unverzichtbar.

Die Autoren betonen die Notwendigkeit, neue Quellen für Rohstoffe und Komponenten zu erschließen und Partnerschaften mit verschiedenen Ländern einzugehen, um Marktkonzentrationen und Abhängigkeiten zu verringern. Sie unterstützen auch gezielte Investitionen in heimische Transformationsindustrien und die Ansiedlung kritischer Teile der Lieferketten in Deutschland und Europa. Darüber hinaus schlagen sie vor, Unternehmen, die auf strategische Rohstoffe angewiesen sind, den Aufbau von Einkaufsgemeinschaften zu ermöglichen und Lieferverträge zu bündeln. Dies erfordert eine mögliche Reform des Kartellrechts und die Absicherung von Abnahmeverträgen durch die öffentliche Hand.

Die Studie weist darauf hin, dass Rohstoff-Recycling zwar langfristig eine Rolle bei der Verringerung von Abhängigkeiten spielen kann, aber kurzfristig nicht ausreichend ist, um diese Abhängigkeiten zu verringern. Dies liegt daran, dass entsprechende Kreisläufe erst aufgebaut werden müssen und nennenswerte Mengen für das Recycling erst verfügbar sind, wenn bestimmte Technologien längere Zeit im Einsatz sind. Dennoch wird empfohlen, den Aufbau einer Kreislaufwirtschaft zu fördern.

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