Die Besorgnis über die chinesische Wirtschaft nimmt zu, da der angeschlagene Immobiliensektor und enttäuschende Wirtschaftsdaten die Stabilität der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt gefährden. Die Situation könnte sich auf die internationalen Finanzmärkte ausbreiten. In der vergangenen Woche hat der chinesische Immobilienentwickler Evergrande Gläubigerschutz in den USA beantragt, während auch Konkurrent Country Garden mit Zahlungsschwierigkeiten kämpft. China versucht mit einer Zinssenkung entgegenzuwirken, doch Experten warnen vor einer möglichen Abwärtsspirale.

Experten wie Stephen Roach und Kenneth Rogoff zeigen sich besorgt über die Wachstumsschwäche Chinas. Die chinesische Wirtschaft wuchs im zweiten Quartal lediglich um 0,8 Prozent gegenüber dem Vorquartal, und verschiedene Konjunkturdaten zeigen negative Entwicklungen, darunter bei Konsum und Exporten. Rogoff prognostiziert für die nächsten zehn Jahre im Durchschnitt nur ein Wachstum von zwei bis drei Prozent.

Die Unsicherheit über Chinas Wirtschaft belastet nicht nur die Weltwirtschaft, sondern auch Deutschland. Wolfgang Niedermark, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des Industrieverbands BDI, warnt vor zusätzlichen Problemen für die deutsche Wirtschaft aufgrund einer nachlassenden Dynamik in China.

Die Krise trifft Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping zu einem ungünstigen Zeitpunkt, da er beim BRICS-Gipfel auftreten möchte, um Peking als globale Führungsmacht zu präsentieren. Die Hauptgefahr für Chinas Wirtschaft geht vom überhitzten Immobiliensektor aus, der bisher etwa ein Viertel der Wirtschaftsleistung ausmachte.

China bemüht sich, Investoren zu beruhigen, indem es Finanzhilfen koordiniert, um die Schuldenprobleme lokaler Regierungen zu lösen. Die chinesische Zentralbank hat auch angewiesen, dass große Banken ihr Kreditvolumen erhöhen sollen. Trotzdem warnen Experten wie Kenneth Rogoff vor beispiellosen Problemen, die von der Konjunkturabschwächung und den hohen Schulden der Kommunen und des Immobiliensektors ausgehen.

Die langfristig niedrigen Wachstumsraten könnten für Chinas Staatsführung problematisch werden, da das Versprechen steigenden Wohlstands seit dem Tiananmen-Massaker 1989 eine wichtige Legitimationsgrundlage der Kommunistischen Partei darstellt.

Einige Ökonomen ziehen Parallelen zur japanischen Situation der 1990er Jahre und warnen vor einer langanhaltenden Rezession. Jedoch betonen andere Experten, dass ein Zusammenbruch des chinesischen Modells noch nicht bevorstehe.

Chinas undurchsichtige Datenlage und die Zurückhaltung führender Ökonomen, negativ über die Wirtschaftslage zu sprechen, tragen zur Unsicherheit bei. Xi Jinping fordert Geduld und lenkt den Fokus auf langfristige Ziele wie Bildung und Gesundheit.

Die Ursachen der Krise liegen in einem unter Druck geratenen Immobiliensektor, schwachem Privatkonsum und schwindendem Vertrauen im privaten Sektor. Zudem brachen die Exporte ein, bedingt durch die weltweite Wirtschaftsabkühlung.

Die negativen Faktoren verschärfen sich gegenseitig, was zu einer besorgniserregenden Situation führt. Investoren sind besorgt über die Pleite-Meldungen von Immobilienentwicklern wie Evergrande. Einige befürchten eine Wiederholung des Lehman-Moments. China bemüht sich, den Binnenkonsum zu stärken, aber die Null-Covid-Politik und die Immobilienkrise verunsichern die privaten Haushalte, die weiter sparen statt konsumieren.

Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert, dass China 2023 knapp 35 Prozent zum globalen Wachstum beiträgt. Eine Verschlechterung des Zustands der chinesischen Wirtschaft hätte Auswirkungen auf die Weltwirtschaft und auch auf Deutschland, weil China ein wichtiger Handelspartner ist.

Chinas Bauwirtschaft spielte eine zentrale Rolle im Aufstieg Chinas zu einer konkurrenzfähigen Wirtschaftsmacht. Doch dieses Modell scheint nicht nachhaltig zu sein. Die lokalen Regierungen haben hohe Schulden angehäuft, hauptsächlich durch Investitionen in Infrastruktur und Immobilien.

Experten betonen, dass jetzt dringend strukturelle Reformen nötig wären, um die Situation zu regulieren und weiteres Wachstum zu garantieren. Trotz vieler Pläne zur Stärkung der Wirtschaft sind die Aktionen der chinesischen Staatsführung bisher begrenzt. Fragen nach dem Umgang mit der Krise und möglichen Risiken bleiben bestehen.

Trotz der Herausforderungen betonen Experten, dass die Auswirkungen auf die globalen Finanzmärkte bisher beherrschbar sind. Ein Vergleich mit Japans Situation zeigt zwar einige Ähnlichkeiten, aber auch Unterschiede. Die Schuldenproblematik in China unterscheidet sich insofern von anderen Ländern, da die hohe inländische Verschuldung nicht leicht ins Ausland verlagert werden kann.

Insgesamt beeinflusst Chinas Wirtschaftskrise die Weltwirtschaft. Sie weckt Erinnerungen an die Finanzkrise, die mit dem Kollaps von Lehman Brothers im Jahr 2008 begann. Die Verbindlichkeiten der Evergrande sind immerhin so hoch wie das Bruttoinlandsprodukt von Dänemark, aber nur etwa halb so hoch wie damals der Lehman Brothers. Lehman Brothers hatte über 600 Milliarden Dollar Schulden angehäuft und ist dann zusammengebrochen. Evergrande wäre aber trotzdem die weltweit zweitgrößte Pleite, die jemals aufgetreten ist.

Die chinesische Regierung wird mit Sicherheit alles daransetzen, diese Krise zu lösen, aber mit ebenso hoher Wahrscheinlichkeit alles schöner darstellen als es in Wahrheit ist, sollte es ihr nicht gelingen. Und das ist das Problem an China. China ist immer noch eine kommunistische Diktatur, die im Letzten intransparent bleibt. Ausländische Investoren ziehen vermutlich auch deshalb schneller wesentlich mehr Gelder ab, als vielleicht nötig wäre.

Diese Krise könnte allerdings auch eine große Chance sein, denn sollte die Legitimation durch unzureichende Lösungen innerhalb der Bevölkerung weiter schwinden, könnte dieser Systemfehler vielleicht überwunden werden. Mehr Öffnung und Freiheit würden dem Land sicher guttun und auch die Beziehungen zu anderen Ländern deutlich verbessern.

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