Der Optimismus kehrt an die Börsen zurück damit steigt auch wieder die Anzahl der Börsengänge. Erst vor wenigen Tagen ging der Halbleiterspezialist Arm Holdings an die Börse. Weitere Börsengänge wie von dem Lebensmittel-Lieferdienst Instacart, dem Schuhhersteller Birkenstock oder dem Panzergetriebeproduzenten Renk stehen an. Für uns Privatanleger stellt sich damit folgende Frage: Lohnt es sich die Aktien direkt zum Gang aufs Parkett zu zeichnen?

Kurzfristiger Hype

Eine pauschale Antwort fällt natürlich schwer. Denn jedes Unternehmen und jede Aktie sind verschieden. Wir versuchen es trotzdem und ziehen dazu eine Studie der Nasdaq heran. Diese betrachtet alle Börsengänge an der Nasdaq im Zeitraum von 2008 bis 2020 und untersucht, wie sich der Aktienkurs am Tag des Börsengangs entwickelt hat. In 69 % aller Fälle lag der Kurs zum Ende des ersten Tages als börsennotiertes Unternehmen über dem Ausgabepreis der Aktie. Im Durchschnitt kann man also kurzfristig mit einem Investment in IPOs schönes Geld verdienen.

Kommen bestimmte Faktoren zusammen, lohnt es sich sogar noch mehr. In Jahren, in denen sich die Börse insgesamt gut entwickelte und damit einhergehend eine hohe Nachfrage nach Aktien vorhanden war, war dieser Effekt noch stärker. Im Jahr 2020 entwickelten sich zum Beispiel ganze 74 % aller Börsengänge am ersten Tag positiv. Auch bei großen Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 8 Mrd. US-Dollar sowie bei Tech-Unternehmen ist dieser Effekt verstärkt. Der Ökonom Jay R. Ritter von der University of Florida kommt für Tech-Börsengängen zum Beispiel auf einen durchschnittlichen Kursanstieg am ersten Tag von 31 %. Der aktuelle Börsengang vom Arm Holdings mit einem Kurssprung von 25 % am ersten Handelstag passt da gut ins Bild.

Langfristige Ernüchterung

Doch als langfristig orientierte Anleger schauen wir natürlich über die Kursbewegung eines Tages hinaus. Wie entwickeln sich Börsengänge auf Sicht mehrerer Jahre? Auch mit dieser Frage hat sich die Untersuchung der Nasdaq beschäftigt. Bis zu drei Monate nach dem Tag des Börsengangs weisen frisch börsennotierte Unternehmen im Durchschnitt eine Outperformance gegenüber dem Gesamtmarkt aus.

Dann schlägt das Bild jedoch um. Auf Sicht eines halben Jahres entwickeln sich nur noch rund 45 % der Börsengänge besser als der breite Markt. Drei Jahre nach dem Börsengang weisen nur etwas über 30 % der Aktien eine Outperformance aus. Noch gravierender ist, dass ganze 64 % der Aktien um mehr als 10 Prozentpunkte dem breiten Markt hinterherlaufen. Insbesondere unprofitable Unternehmen sowie Unternehmen mit Umsätzen von weniger als 100 Mio. US-Dollar zählten zu dieser Gruppe.

Mein Fazit zum Investieren in Börsengängen

Kurzfristig kann man im Durchschnitt von dem oft vorhandenen Hype rund um Börsengänge profitieren. Wer langfristig investiert, tut jedoch in aller Regel gut daran sich erst einmal von IPOs fernzuhalten. Die erhöhte mediale Aufmerksamkeit führt oft zu hohen Bewertungen, die dann auf Sicht mehrerer Jahre wieder abgebaut werden.

Zudem fehlt uns Anlegern in aller Regel ein Gefühl für die operative Unternehmensentwicklung und das Management. Ich beobachte daher frisch börsennotierte Unternehmen gerne einige Quartale, bevor ich zuschlage. Dabei habe ich keine Angst mögliche erste Kursanstiege zu verpassen – gute Aktien steigen über Jahrzehnte, nicht nur für ein paar Monate.

Der Artikel Lohnt es sich eigentlich in Börsengänge zu investieren?! Diese Studie hat die Antwort! ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Hendrik Vanheiden besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2023

Autor: Hendrik Vanheiden, Investmentanalyst


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