Der Börsenhype des Jahres ist sicherlich Künstliche Intelligenz. Doch direkt danach kommen für mich (potenziell) gewichtsreduzierende Medikamente. Diese wurde ursprünglich zur Behandlung von Typ-2-Diabetes entwickelt, verringern anscheinend jedoch ganz allgemein das Hungergefühl und werden daher auch vermehrt gezielt zur Gewichtsreduktion eingesetzt. Das heißt: Abnehmen ohne Mühe! Kein Wunder, dass die Nachfrage nach diesen Medikamenten riesig ist.

Boom bei Pharma-Giganten

Dies merken vor allem die beiden Pharma-Giganten Novo Nordisk (WKN: A3EU6F) und Eli Lilly (WKN: 858560), die mit ihren bereits zugelassenen Abnehm-Präparaten führend scheinen. Bei Novo Nordisk stieg der Umsatz in diesem Segment in den ersten neun Monaten 2023 um satte 167 %, wodurch der Gesamtumsatz um 29 % anstieg. Eli Lilly steigerte den Umsatz mit dem neuen zur Gewichtsreduktion eingesetzten Medikament Mounjaro im gleichen Zeitraum sogar um mehr als den Faktor zehn und konnte somit den Gesamtumsatz um 17 % steigern.

Dieses starke operative Wachstum blieb an der Börse natürlich nicht unbemerkt. Der Aktienkurs von Eli Lilly stieg seit Jahresbeginn um 60 %, der von Novo Nordisk um 47 % (Stand aller Angaben: 03.12.2023). Mit einer Marktkapitalisierung von 554 Mrd. US-Dollar (Eli Lilly) und 448 Mrd. US-Dollar (Novo Nordisk) belegen sie nun Platz 11 und 16 der wertvollsten börsennotierten Unternehmen der Welt!

Mögliche indirekte Gewinner und Verlierer

Ich bin skeptisch, ob diese starken Kursanstiege nachhaltig sind. Schließlich entwickeln eine Reihe weiterer Pharmaunternehmen ähnliche Medikamente. Erst letzte Woche verkündete Altimmune Erfolge ihres Abnehm-Präparats in einer klinischen Studie. Die Aktie sprang daraufhin kurzfristig um mehr als 40 % hoch. Auch wenn mir die langfristige Wirksamkeit ungewiss scheint, kann ich die starken Kurssteigerungen bei den Pharma-Giganten noch nachvollziehen.

Potenzielle indirekte Auswirkungen auf eine Reihe weiterer Unternehmen scheinen mir hingegen weit hergeholt zu sein. So fiel die Aktie von Coca-Cola zwischenzeitlich um rund 20 % aufgrund von Befürchtungen, dass Konsumenten aufgrund der neuen Schlankheitsmittel zukünftig weniger zuckerhaltige Getränke zu sich nehmen könnten. Aktien von Medizintechnik-Unternehmen wie Intuitive Surgical waren ebenfalls weniger gefragt, da es potenziell weniger chronisch Kranke und damit Patienten geben könnte.

Auf der anderen Seite hob die Investmentbank Stifel (mögliche) Gewinner aus der Bekleidungsbranche hervor. Menschen, die mit den Abnehm-Mitteln stark abgenommen hätten, bräuchten schließlich neue Kleidung. Davon sollten Unternehmen wie Lululemon und Levi’s profitieren.

Meine Einschätzung: Nichts wird so heiß gegessen wie gekocht

Warum den Bogen nicht noch weiter spannen? Wenn wir dank „Wunder-Medikamenten“ bald alle dünn sind, dürfte die Nachfrage nach Sommerurlauben steigen – schließlich dürften viele Menschen ihre neue Strandfigur nur zu gerne präsentieren wollen. Entsprechend sollte die Nachfrage nach Bademode ansteigen. Und natürlich auch nach Flugreisen. Die Fluggesellschaften dürften doppelt profitieren, denn dünnere Menschen bedeuten weniger Transportgewicht. Macht weniger Kerosinverbrauch und somit mehr Gewinn.

Du merkst schon, mir geht das zu weit. Wir wissen, dass die Börse im Allgemeinen zu Übertreibungen neigt. In diesem Fall scheint mir zu viel Fantasie im Markt zu sein. Denn ob die neuen „Wunder-Medikamente“ halten, was sie versprechen, scheint noch ungewiss zu sein. Darüber hinaus müssen diese wöchentlich per Spritze verabreicht werden und kosten (in den USA) rund 1.000 US-Dollar im Monat. Ich springe daher nicht auf den Zug auf. Im Gegenteil. Ich schaue mich lieber zum Beispiel im Medizintechnik-Bereich nach spannenden Aktien um, die es aufgrund dieses Hypes nun mit Rabatt zu kaufen gibt.

Der Artikel Hype rund um gewichtsreduzierende Medikamente: Man kann es aber auch übertreiben! ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Hendrik Vanheiden besitzt keine der erwähnten Aktien. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Intuitive Surgical und Lululemon Athletica.

Aktienwelt360 2023