Seit Jahren dominieren exorbitante Gehälter die Tech-Branche, oft zum Ärger der Aktionäre. Doch nun schlägt die Wall Street zurück: Investmentbanken, Aktionäre und Finanzinstitute wehren sich zusehends gegen die steigenden Gehaltsforderungen der Tech-Talente.

Während viele Experten dieser Schritt als notwendiges Gegengewicht ansehen, birgt er aber gleichzeitig erhebliche Risiken für die Zukunft der Branche – ein Erklärungsversuch.

Elon Musk treibt es auf die Spitze mit einem üppigen Gehalt von 56 Mrd. US-Dollar

Ein Beispiel für die schwindelerregenden Gehälter in der Technologiebranche ist Elon Musk, dessen historisch hohe Vergütung von 56 Mrd. US-Dollar kürzlich medienwirksam von den Tesla-Aktionären abgesegnet wurde. Die Kritik im Vorfeld der Aktionärsversammlung war groß, denn kein CEO zuvor hat sich so viel in die eigene Tasche gesteckt wie Elon Musk. 

Dennoch können sich die wenigsten Anleger beschweren, denn die Kompensation bezieht sich auf eine einzigartige Wertsteigerung der Tesla-Aktie an der Börse. Allerdings stellt sich die Frage nach der Nachhaltigkeit der Wertsteigerung, denn der Kurs der Tesla-Aktie (WKN: A1CX3T) hat in den letzten Jahren mehr als 50 % verloren. Wird hier ein zu hohes Risiko auf Kosten der Aktionäre eingegangen, um hohe Gehälter einzustreichen?

Immer mehr Aktionäre sehen hohe Gehälter von Technologiemanagern kritisch

Es gibt nun auch kritische Stimmen aus einem anderen Aktionärslager: Bei Salesforce (WKN: A0B87V) etwa stimmten kürzlich über 404 Millionen Aktionäre gegen das 39,6 Mio. US-Dollar schwere Gehaltspaket von CEO Marc Benioff, während 339 Millionen Aktionäre dafür waren. Dieses nicht bindende Votum zeigt die wachsende Unzufriedenheit der Aktionäre mit den hohen Managergehältern.

Marc Benioff verdiente im Geschäftsjahr 2024 rund 240 Mal mehr als ein durchschnittlicher Salesforce-Mitarbeiter – ein Sachverhalt, der die extreme Ungleichheit innerhalb der Unternehmen und die Notwendigkeit verdeutlicht, gerechtere Gehaltsstrukturen zu schaffen.

Die Gehälter im Technologiesektor haben in den letzten Jahren astronomische Höhen erreicht. Spitzenkräfte in Bereichen wie Softwareentwicklung und Datenanalyse können leicht Gehälter jenseits der 500.000 US-Dollar-Grenze erzielen, oft ergänzt durch Aktienoptionen, Zulagen und Boni. In den Chefetagen kommt ein Manager eines größeren Technologieunternehmens mittlerweile mit Hilfe von Optionen leicht auf dreistellige Millionenbeträge. Da lohnt es sich zu arbeiten!

Der Versuch der Wall Street, als Sprachrohr der Aktionäre, die Gehälter auf der Technologie-Führungsebene einzudämmen und eine ausgewogenere Gehaltsstruktur zur mittleren Führungsebene zu schaffen, könnte einen Teil der Wertschöpfung an die Aktionäre zurückgeben. Schließlich sind sie die Kapitalgeber und damit Risikoträger im Gegensatz zu den CEOs, die nur Angestellte sind.

Diese Sichtweise scheint mir in den letzten Jahren etwas verloren gegangen zu sein. Manager betrachten Technologieunternehmen zunehmend als ihr persönliches Eigentum – auch wenn sie nur einen geringen Kapitalanteil halten. Ihre Aufgabe ist es, ihr Management-Know-how, ihre Visionen, ihr Netzwerk oder ihre technologische Expertise in das Unternehmen einzubringen. Aber schaffen Manager damit am Ende wirklich nachhaltig so viel Wert, dass sich dreistellige Millionengehälter rechtfertigen lassen?

Kein hohes Gehalt, keine Talente

Hier wären wir auch schon beim wichtigsten Argument für die hohen Gehälter. Experten befürchten, dass eine Deckelung gefährliche Folgen haben könnte. Ein Hauptargument ist die mögliche Abwanderung von Talenten.

Die besten Talente könnten in andere Länder oder Branchen abwandern, die weiterhin bereit sind, hohe Gehälter zu zahlen. Dies könnte zu einem Brain Drain führen, der langfristig die Innovationskraft der gesamten Branche schwächt. 

Beispiel Elon Musk: Der Technologie-Visionär und zeitweilig reichste Mann der Welt argumentiert, dass er ohne sein hohes Gehaltspaket, das ihm die Sperrminorität beim Elektroauto-Pionier Tesla (WKN: A1CX3T) zurückgibt, wenig Motivation hätte, das Unternehmen als führend in Robotik und KI zu positionieren. Für mich klingt das aber auch irgendwie nach Arbeitsverweigerung und Erpressung zugleich.

Fazit zu den üppigen Gehältern der Technologiebranche

Der Schritt der Wall Street, die exorbitanten Gehälter im Technologiesektor zu begrenzen, birgt sowohl Chancen als auch Risiken. Er könnte zu einer stabileren und gerechteren Struktur führen, in der die Chancen wieder an die Aktionäre, d.h. die Risikonehmer, zurückgegeben werden. 

Ein solcher Schritt birgt aber auch die Gefahr des Verlustes von Talenten und einer möglichen Innovationsstagnation. Entscheidend wird sein, wie diese Maßnahmen umgesetzt werden und ob eine Balance zwischen fairer Entlohnung und nachhaltigem Wachstum gefunden werden kann. Nur ein solcher Schritt kann als Erfolg für beide Seiten gewertet werden.

Der Artikel Die Wall Street wehrt sich endlich gegen üppige Gehälter in der Technologiebranche ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Frank Seehawer besitzt Aktien von Salesforce. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Salesforce.

Aktienwelt360 2024