Amazon (WKN: 906866) hat zuletzt beeindruckende Quartalsergebnisse vorgelegt, die die Erwartungen der Analysten in weiten Teilen übertroffen haben. Konkret stieg der Quartalsumsatz um 13 % auf 143,3 Mrd. US-Dollar. Das operative Ergebnis des ersten Quartals 2024 erhöhte sich auf 15,3 Mrd. US-Dollar nach 4,8 Mrd. US-Dollar im Vorjahr.

Die anhaltende Dynamik des Unternehmens, insbesondere im Bereich Amazon Web Services (AWS) und in der Werbesparte, macht deutlich, warum die Aktie trotz der bereits hohen Bewertung noch viel Potenzial haben könnte – ein Erklärungsversuch.

Amazon Web Services: Der Wachstumsmotor läuft weiter rund

Da ist zunächst die Amazon Web Services, das Herzstück des Erfolgs des weltweit größten E-Commerce-Unternehmens. Als führender Anbieter von Cloud-Computing-Diensten wächst AWS weiterhin beeindruckend. Um 17,2 % beim Umsatz im ersten Quartal 2024, um genau zu sein. Verglichen mit dem 13-prozentigen Umsatzwachstum der Sparte im letzten Geschäftsjahr zeigt dies eine wieder anziehende Dynamik. Und ich glaube, dass sie noch länger anhalten wird.

Der Grund dafür könnte in unserer zunehmend digitalen Welt liegen, die die Nachfrage nach Cloud-Lösungen stetig steigen lässt. AWS ermöglicht es Amazon, trotz hoher Investitionen in Infrastruktur und Innovation starke Margen zu erzielen und einen signifikanten Beitrag zur Steigerung der Gewinnmarge des Konzerns zu leisten.

Eigentlich ist es die Ertragsperle des Technologiekonzerns. Hier werden Margen erzielt, die im Handel nie möglich wären. Eine Marge von 5,8 % im ersten Quartal im Segment Nordamerika, welches für das Handelsgeschäft steht, zeigt deutlich den Unterschied zur AWS-Marge von 37,6 % auf. Zuletzt geriet das Handelsgeschäft sogar durch den starken Aufstieg von Wettbewerbern wie Temu oder SHEIN unter Druck.

Handel und Prime-Abo

Doch trotz der Herausforderungen im Einzelhandel zeigt Amazon auch hier weiterhin Ergebnisse. Vor allem mit eigenen Billigrubriken wird nun gekontert.

Dabei spielt die operative Hebelwirkung eine entscheidende Rolle: Durch Skaleneffekte und Effizienzsteigerungen im Logistik- und Liefernetzwerk kann Amazon seine Kosten senken und die Profitabilität erhöhen. Um den Einzelhandel noch wertvoller zu machen, setzt Amazon auf die Integration verschiedener Dienstleistungen. Die eigene Logistikflotte ist so ein Beispiel. Sie ist zwar kapitalintensiv, langfristig wird hier aber ein Konkurrent zu UPS (WKN: 929198) etabliert.

Aber auch die Auslandsexpansion trägt zunehmend zur positiven Gewinnentwicklung bei. Im letzten Quartal konnte beispielsweise mit 903 Mio. US-Dollar operativ die Gewinnschwelle nach Jahren der Verluste deutlich überschritten werden. Im vergangenen Geschäftsjahr lag das Segment noch mit 2,7 Mrd. US-Dollar in den Miesen.

Für mich persönlich ist die Prime-Mitgliedschaft ein Game-Changer im Ökosystem von Amazon. Mit exklusiven Angeboten, kostenlosem Versand und Zugang zu Streaming-Diensten baut Amazon so eine starke Kundenbindung auf – und dafür zahlen sie auch noch. Clever in mehrfacher Hinsicht, denn Prime-Abonnenten kaufen tendenziell mehr und häufiger bei Amazon ein, was Umsatz und Profitabilität weiter steigert.

Werbung und künstliche Intelligenz: wachsende Einnahmequelle und Amazons Zukunft

Auch das Werbegeschäft wird immer wichtiger. Schließlich beginnen viele Menschen ihre Suche nach Lösungen direkt auf der Amazon-Website. Es liegt also nahe, sich als Konkurrent von Alphabet (WKN: A14Y6F) und Meta Platforms (WKN: A1JWVX) zu positionieren.

Die Logik: Immer mehr Unternehmen nutzen die Amazon-Plattform, um ihre Produkte gezielt zu bewerben und ihr Business aufzubauen. Die riesige Kundendatenbank ermöglicht es Amazon, maßgeschneiderte Werbelösungen anzubieten, die sowohl für Werbetreibende als auch für Konsumenten attraktiv sind.

Diese Werbepower ist für die Kunden immens wichtig. Für Amazon bedeutet sie aber vor allem ein zusätzliches Marktpotenzial, das bislang noch nicht einmal ansatzweise erschlossen wurde. Allein im ersten Quartal 2024 wuchs das Werbegeschäft um 24 % – und das trotz verhaltener Konsumkonjunktur.

Die Integration von Werbung und Künstlicher Intelligenz (KI) eröffnet dabei völlig neue Möglichkeiten. Zum Beispiel: KI-gestützte Empfehlungen und personalisierte Werbung verbessern das Einkaufserlebnis und erhöhen die Konversionsraten. Oder: KI-Vorschläge bei der Erstellung von Angeboten.

Durch den Einsatz von KI kann Amazon aber nicht nur die Effizienz steigern, sondern sollte auch neue Einnahmequellen erschließen. Ich bin gespannt, was hier die Zukunft bringt.

Fazit zur Amazon-Aktie

Die Kombination aus starkem Wachstum bei AWS und einem dynamischen Werbegeschäft mit operativer Hebelwirkung im Einzelhandel macht deutlich, warum die Amazon-Aktie trotz hoher Bewertung weiteres Aufwärtspotenzial haben könnte. Die Integration von Prime, Werbung und KI dürfte Amazon letztlich noch wertvoller machen und das Unternehmen auf Erfolgskurs halten.

Für mich als Beobachter ist es faszinierend zu sehen, wie Amazon immer wieder neue Wege findet, sich weiterzuentwickeln und seinen Marktwert zu steigern. So sehen erfolgreiche Unternehmen aus.

Das erwartete KGV von 42 (Stand 15.7.24, Morningstar) nimmt dies deutlich vorweg. Letztlich steht es aber auch für ein Risiko, sollte die Expansion ins Stocken geraten.

Der Artikel Amazon beeindruckt mit Rekordgewinnen: Warum die Aktie trotz hoher Bewertung weiter steigen könnte! ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Frank Seehawer besitzt Aktien von Alphabet, Amazon, Meta Platforms und UPS. Aktienwelt360 empfiehlt Aktien von Alphabet, Amazon und Meta Platforms.

Aktienwelt360 2024