Wenn wir über UPS (WKN: 929198) sprechen, reden wir nicht nur über ein Unternehmen, das Pakete liefert, sondern über eine globale Institution, die seit über einem Jahrhundert eine Schlüsselrolle in der Logistik spielt. Wusstest du, dass UPS ursprünglich 1907 als kleiner Kurierdienst in Seattle, Washington, gegründet wurde? Heute ist es ein Milliardenunternehmen, das täglich über 16 Mio. Pakete weltweit ausliefert. Die Marke ist so stark, dass der Begriff „Brown“ in den USA zum Synonym für den typischen UPS-Lieferwagen geworden ist. Doch trotz dieser beeindruckenden Geschichte und Marktpositionierung hat die Aktie in letzter Zeit an Boden verloren – was dich als Investor interessieren sollte.

Warum der Kursrückgang kein Grund zur Sorge ist

Seit Beginn des Jahres hat die UPS-Aktie rund 20 % an Wert verloren. Viele Investoren sehen das als Alarmzeichen, doch ich sehe darin eine Gelegenheit. Der Rückgang lässt sich auf mehrere Faktoren zurückführen, darunter enttäuschende Geschäftszahlen für die letzten Quartale und eine gedämpfte Prognose für 2024. Hinzu kommt der kostspielige Tarifvertrag mit der Gewerkschaft Teamsters, der das Unternehmen vorübergehend belastet hat. Diese Faktoren sind jedoch größtenteils bereits im Aktienkurs eingepreist. Der Kursrückgang spiegelt kurzfristige Schwierigkeiten wider, doch die langfristigen Aussichten für UPS bleiben positiv. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass das Unternehmen sich in den kommenden Jahren wieder erholen und wachsen könnte.

Enttäuschende Quartalsergebnisse

Im zweiten Quartal 2024 lieferte UPS für viele Anleger erneut enttäuschende Ergebnisse. Die Umsätze sanken um 1,1 % auf 21,82 Mrd. US-Dollar. Auch der Gewinn pro Aktie (EPS) fiel um 29,5 % auf 1,79 US-Dollar. Die Reaktion des Marktes war deutlich: Die Aktie brach nach Bekanntgabe der Zahlen nochmals ein. Doch vergiss nicht: UPS hat in der Vergangenheit oft bewiesen, dass es auch schwierige Phasen überwinden kann.

Die Rolle von UPS in der globalen Wirtschaft

UPS ist nicht nur ein Marktführer im Bereich der Paketlieferungen in den USA, sondern hat auch eine starke internationale Präsenz. Das Unternehmen spielt eine zentrale Rolle in der globalen Logistik und ist ein unverzichtbarer Akteur für den Welthandel. Mit täglich etwa 16 Mio. ausgelieferten Paketen allein in den USA und einem bedeutenden Anteil am internationalen Markt zeigt UPS, dass es sich um eine echte globale Macht handelt. Ein wichtiger Vorteil von UPS seinen Wettbewerbern gegenüber ist das stark integrierte nationale Netzwerk, das es ermöglicht, effizienter und kostengünstiger zu operieren. Während FedEx auf eine Mischung aus gewerkschaftlich organisierten und nicht-gewerkschaftlich organisierten Arbeitskräften setzt, hat UPS eine stark motivierte und produktive Belegschaft, die durch Gewerkschaften geschützt ist. Dies mag kurzfristig höhere Kosten verursachen, aber langfristig stärkt es die Position von UPS als verlässlicher und beliebter Lieferdienst.

Achte auf die Risiken bei UPS

Trotz der beeindruckenden Marktposition von UPS gibt es Herausforderungen, die nicht ignoriert werden sollten. Die letzten Jahre waren für das Unternehmen nicht einfach, was sich in den finanziellen Kennzahlen widerspiegelt. Der Return on Assets (ROA), eine Kennzahl, die angibt, wie effizient ein Unternehmen seine Vermögenswerte nutzt, ist von einem Höchststand von 13,2 % im Jahr 2015 auf aktuell 7,3 % gesunken. Auch die EBIT-Marge, die die operative Effizienz misst, fiel von 13,8 % im Jahr 2022 auf nur noch 9,1 % in den vergangenen zwölf Monaten. Diese Entwicklungen deuten darauf hin, dass UPS mit zunehmenden Herausforderungen in seinem Geschäftsumfeld konfrontiert ist, was sich direkt auf die Rentabilität auswirkt.

UPS hat in den vergangenen Jahren auch stark auf Fremdkapital gesetzt, was die Bilanz deutlich belastet hat. Besonders auffällig ist das Verhältnis von Gesamtverschuldung zu Eigenkapital, das im Jahr 2016 einen Spitzenwert von über 3.700 % erreichte. Zwar hat sich dieser Wert bis 2023 auf rund 154,4 % normalisiert, doch die langfristige Verschuldung bleibt ein Risiko, das nicht ignoriert werden sollte. Die Netto-Verschuldung im Verhältnis zum EBITDA ist ebenfalls gestiegen, was zeigt, dass das Unternehmen noch immer stark von seinen Schulden abhängig ist.

Marginaler Rückgang des freien Cashflows

Ein weiterer wichtiger Punkt im Zahlenwerk von UPS ist die Entwicklung des freien Cashflows. Die Free Cash Flow-Marge, die zeigt, wie viel Geld nach allen operativen Ausgaben übrig bleibt, ist von 8,6 % im Jahr 2022 auf nur noch 2,7 % in den vergangenen zwölf Monaten gefallen.

Während der Umsatz von UPS relativ stabil geblieben ist, zeigt die Effizienz des Unternehmens deutliche Schwächen. Die Umschlagshäufigkeit der Vermögenswerte (Asset Turnover) ist von 1,53 im Jahr 2013 auf 1,29 im vergangenen Jahr gesunken. Das bedeutet, dass UPS weniger Umsatz pro eingesetztem Dollar an Vermögenswerten generiert, was auf mögliche Ineffizienzen in der Nutzung seiner Ressourcen hinweist.

Niedrigpreisige Services drücken auf die Marge

Ein wichtiges Problem für UPS ist die Verschiebung des Volumenmixes hin zu günstigeren Dienstleistungen in den USA. Während das tägliche Versandvolumen in den USA zwar wieder wächst, entscheiden sich die Kunden vermehrt für kostengünstigere Optionen wie SurePost statt für teurere Luftfracht. Zur Erklärung: SurePost ist ein kostengünstiger Versandservice von UPS, bei dem die Zustellung der letzten Meile, also die finale Lieferung zum Empfänger, häufig durch den nationalen Postdienst der USA erfolgt, was niedrigere Versandkosten ermöglicht.

Dieser Trend führte zu einem Rückgang des Luftfrachtvolumens um 7,8 %, während SurePost um 25 % zulegte. Dieser Trend könnte sich auch in den kommenden Quartalen fortsetzen, was die Margen weiter belasten könnte.

Skepsis gegenüber dem Management – Sind die Prognosen realistisch?

Das Management von UPS bleibt optimistisch und erwartet, dass Kostensenkungen und eine verlangsamte Lohninflation die Margen stabilisieren. Doch angesichts der Tatsache, dass das Management bereits von der aktuellen Entwicklung überrascht wurde, stellt sich die Frage, ob diese Prognosen wirklich realistisch sind. Zudem haben die neuen E-Commerce-Kunden eher kostengünstige Dienstleistungen gewählt, was die Margen weiter unter Druck setzen wird.

Ein weiteres Risiko ist die geplante Übernahme des mexikanischen Unternehmens Estafeta. Zwar könnte dieser Schritt UPS helfen, von der zunehmenden Nearshoring-Tendenz zu profitieren, doch es gibt Zweifel, ob Mexiko in der Lage ist, das volle Potenzial dieser Entwicklung auszuschöpfen. Stagnierende Produktivität und strukturelle Probleme im Land könnten die erwarteten Synergien dämpfen und das Wachstumspotenzial begrenzen. UPS sieht in der Übernahme eine Chance, sein Geschäft in einem aufstrebenden Markt auszubauen, aber es bleibt abzuwarten, ob diese Investition die erhofften Erträge bringt.

UPS zahlt eine spannende Dividende

Mit einer aktuellen Dividendenrendite von mehr als 5 % bietet UPS eine der attraktivsten Renditen im Markt. Das bedeutet, dass du allein durch die Dividende ein ordentliches passives Einkommen generieren kannst. Die Dividende von UPS ist nicht nur hoch, sondern auch stabil. Das Unternehmen hat seine Dividende in den vergangenen 25 Jahren kontinuierlich gezahlt und in den letzten 14 Jahren sogar jedes Jahr erhöht. Über die letzten fünf Jahre hinweg betrug das durchschnittliche Dividendenwachstum mehr als 12 % – eine solide Entwicklung, die auch für die Zukunft vielversprechend ist.

Hohe Ausschüttungsquote – Fluch oder Segen?

Die Ausschüttungsquote von UPS, also der Anteil des Gewinns, der als Dividende an die Aktionäre ausgeschüttet wird, liegt aktuell bei 83 %. Das ist auf den ersten Blick ziemlich hoch und könnte Bedenken hinsichtlich der Nachhaltigkeit der Dividende aufwerfen. Allerdings liegt die über drei Jahre geglättete Ausschüttungsquote bei deutlich moderateren 46 %. Dies deutet darauf hin, dass UPS auch in schwierigen Zeiten in der Lage ist, seine Dividendenpolitik aufrechtzuerhalten und gleichzeitig genügend Mittel für zukünftige Investitionen und Wachstum zur Verfügung zu haben.

Zukunftsaussichten von UPS: Kosten senken, Gewinne steigern

UPS hat klare Pläne, um seine Margen zu verbessern und das Volumen zu steigern. Das Unternehmen setzt stark auf Automatisierung und Kostensenkungen, um die Belastungen durch den neuen Tarifvertrag abzufedern. Diese Maßnahmen könnten den Gewinn pro Aktie in den nächsten Jahren erheblich steigern. Ich denke, dass das aktuelle Jahr möglicherweise den Tiefpunkt der Ertragslage darstellt und ab 2025 wieder ein deutlicher Aufschwung zu erwarten ist.

Wie sieht die aktuelle Bewertung aus?

Schauen wir uns einmal die aktuelle Bewertung der UPS-Aktie an. Momentan liegt der Marktpreis bei 126 US-Dollar pro Aktie, doch meine Berechnungen zeigen, dass der faire Wert bei etwa 154 US-Dollar liegt. Das bedeutet, dass die Aktie um etwa 18 % unterbewertet ist. Für dich als Anleger ist das eine vielversprechende Ausgangslage, denn das Potenzial für Kursgewinne ist definitiv vorhanden.

Die Diskrepanz zwischen dem aktuellen Marktpreis und dem fairen Wert ergibt sich aus mehreren Faktoren. UPS hat in den vergangenen Jahren eine solide finanzielle Performance gezeigt, obwohl das Unternehmen zuletzt mit einigen Herausforderungen zu kämpfen hatte. Trotz eines Rückgangs des Nettogewinns um 48 % im letzten Jahr, bleibt das Unternehmen profitabel und verzeichnete einen positiven freien Cashflow von 9,9 Mrd. US-Dollar. Diese Stabilität wird am Markt definitiv unterschätzt.

Was bedeutet das für deine Rendite?

Wenn wir die aktuelle Unterbewertung von 18 % in Betracht ziehen und davon ausgehen, dass der Marktpreis sich dem fairen Wert annähert, könntest du eine potenzielle Kursrendite von langfristig etwa 12 % pro Jahr erwarten. Hinzu kommt die Dividendenrendite von über 5 %. Das ist eine attraktive Perspektive, besonders in einem Marktumfeld, das von Unsicherheiten geprägt ist.

Unter dem Strich denke ich, dass die UPS-Aktie trotz aktueller Herausforderungen eine spannende Investmentchance bietet. Die Kombination aus einer attraktiven Dividende, solider finanzieller Basis und einem deutlichen Potenzial zur Kurssteigerung macht UPS zu einer vielversprechenden Option für langfristig orientierte Anleger. Während kurzfristige Risiken bestehen, zeigt die Analyse, dass das Unternehmen gut positioniert ist, um von seiner Marktstellung und zukünftigen Wachstumschancen zu profitieren.

Der Artikel 5 % Dividende: Warum UPS trotz Rückschlägen glänzen wird ist zuerst erschienen auf Aktienwelt360.

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Henning Lindhoff besitzt Aktien von UPS. Aktienwelt360 empfiehlt keine der erwähnten Aktien.

Aktienwelt360 2024