Tesla könnte mehr wert sein als Apple und der Öl-Riese Aramco zusammen, meint Elon Musk. Luftschloss oder realitische Perspektive? Für die Aktie geht es nach den Quartalszahlen erstmal abwärts.

Mehr Achterbahn als Limousine: Der Kurs der Tesla-Aktie kennt scheinbar nur Extreme. So raketenhaft es mit den Anteilsscheinen in der Vergangenheit bergauf ging, so tief ist jetzt der Fall. Die Papiere gaben am Donnerstag nachbörslich in der Spitze um neun Prozent nach und erreichten mit 202 Dollar den tiefsten Stand seit 16 Monaten. Damit hat die Aktie seit ihrem Rekordhoch im November vergangenen Jahres rund die Hälfte ihres Werts verloren. Grund dafür sind die jüngsten Quartalszahlen.

Von Juli bis September fuhr Tesla einen Umsatz von 21,45 Milliarden Dollar ein bei einem Absatz-Plus von 35 Prozent auf fast 344.000 Fahrzeuge. Das war gegenüber dem Vorjahreszeitraum zwar ein Erlösanstieg von 56 Prozent. Von Refinitiv befragte Analysten hatten im Schnitt aber mit 22 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet. Der Nettogewinn verdoppelte sich auf 3,3 Milliarden Dollar - doch auch da waren die Prognosen höher. „Die Inflation der Rohstoffkosten beeinträchtigte unsere Rentabilität zusammen mit den Ineffizienzen der neuen Fabriken in Berlin und Texas und der Produktion der neuen 4680-Batterien“, teilte Tesla mit. Tesla-Chef Elon Musk räumte nach Vorlage der Zahlen ein, dass sein Unternehmen das Ziel von 50 Prozent Absatzplus im Gesamtjahr knapp verfehlen wird. Dafür aber stellte er Aktienrückkäufe im Volumen von fünf bis zehn Milliarden Dollar in Aussicht.

Die dennoch nervösen Finger der Anleger haben mit Teslas extrem hoher Bewertung zu tun. Der Autobauer wird mit dem 55-fachen erwarteten Nettogewinn für das laufende Jahr bewertet. Das ist zwar bereits deutlich weniger als das irrwitzige KGV von 1000 im Jahr 2020. Jedoch immer noch weit über der Konkurrenz: Die globale Autobranche kommt im Schnitt auf ein KGV von 10. Um das auch nur irgendwie rechtfertigen zu können, ist und bleibt Tesla in der Bringschuld. „Elon Musk muss die von ihm versprochenen Zahlen und Innovationen liefern, da bei der immer noch hohen Bewertung von Tesla die Toleranz der Investoren gegenüber Fehlern gering ist“, kommentiert CMC Markets Analyst Konstantin Oldenburger.

Womöglich verunsichert die Aktionäre auch die Tatsache, dass Musk sich nicht davon abbringen lässt, auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig zu tanzen. Die Negativschlagzeilen rund um Musks langwierigen Übernahmeprozess von Twitter stapeln sich. Wie heute bekannt wurde, stehen den Mitarbeitern des Kurznachrichtendienstes Massenentlassungen bevor. Die Twitter-Aktie stürzte um mehr als 10 Prozent ab. „In dieser herausfordernden Zeit wollen die Investoren, dass Musk sich auf das Wesentliche konzentriert und nicht soziale Netzwerke kauft und Raketen startet“, schreibt etwa der Analyst Josh Gilbert vom Onlinebroker Etoro.     

Autor: tl für wallstreet:online Zentralredaktion

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Quelle: Wallstreet Online