Hapag-Lloyd blick auf ein phänomenales Jahr zurück, wie so viele Logistik-Unternehmungen. Aber es mischt sich Wehmut in diesen Blick, außerordentliche Jahre gehen im Normalfall mit besonderen Umständen einher, so auch im Falle der deutschen Container-Reederei.

Dem Jubiläum alle Ehre

Gestern veröffentlichte Hapag-Lloyd rekordverdächtige Zahlen, passend zum 175. Jubiläum der traditionsreichen Reeder aus Hamburg. Die fünftgroße Reederei der Welt hatte schon 2021 durch Lieferbedingungen im Zuge der Covid-Pandemie ein außerordentliches Jahr. Diese Zahlen wurden nun wiederum übertroffen und das beste Ergebnis der Firmengeschichte eingefahren.

Die Transportmenge blieb dem Bericht zufolge 2022 stabil, dafür schossen die Transportaufwendungen in die Höhe. Die durchschnittliche Frachtrate stieg von 1900 Euro auf 2700 Euro je Standardcontainer. Die Umsätze kletterten dementsprechend auf 34,5 Milliarden Euro und die Gewinne auf sagenhafte 17 Milliarden Euro. Sehr zur Freude der Anleger zieht die Dividende gleichsam mit und beschert den Aktionären 63 Euro je Aktie. Hier profitiert insbesondere Großaktionär Kühnen, der HSV-Investor erhält dadurch stolze 3,3 Milliarden Euro.

Neues Jahr, neue Sorgen

Nun, das gesamtwirtschaftliche Umfeld tut vor allem eines: es ändert sich, momentan eher in Richtung beschwerlicher Unsicherheiten. Konzernchef Rolf Habben Jansen trägt diesem Umstand Rechnung und muss die Gewinnprognose für 2023 in ganz anderen Gefilden, zwischen zwei und vier Milliarden Euro, ansiedeln. Weiter heißt es, dass nun Flexibilität und ein geschärfter Blick auf die Kosten gefragt seien.

Die phänomenalen Gewinne werden wohl erst einmal Geschichte sein, doch erwarten Analysten, dass selbst wenn sich 2024 die Gewinne noch einmal halbieren sollten, sie immer noch höher liegen als in Prä-Covid-Zeiten. Was aber trotzdem heißt, dass das Kurs-Gewinn-Verhältnis, bei jetzigem Kurs, sollte sich die Prognose für 2023 bewahrheiten, bei 16 liegen würde. Sollten die Gewinne 2024 weiter fallen, würde dieses Verhältnis potentiell weiter steigen. Dem entsprechend siedeln Analysten die Aktie eher bei Kursen zwischen 133 und 175 Euro an. Hier stellt sich nun unweigerlich die Frage, wie viele Anleger nur noch auf die Dividende warten.

/ts

Quelle: BörsenNEWS.de