Trotz der gesunkenen Temperaturen werden die deutschen Gasspeicher weiter befüllt. Der Füllstand lag zuletzt bei 99,3 Prozent, wie am Freitag aus vorläufigen Daten des europäischen Gasspeicherverbandes GIE hervorging. Das waren 0,15 Punkte mehr als am Vortag. Der größte deutsche Speicher im niedersächsischen Rehden verzeichnete einen Stand von 92,9 Prozent. Die Daten geben die Füllstände am Donnerstagmorgen an.

Die Speicher gleichen Schwankungen beim Gasverbrauch aus und bilden damit ein Puffersystem für den Markt. Für gewöhnlich sind sie mit Beginn der Heizperiode im Herbst gut gefüllt. Bis zum Frühjahr nehmen die Füllstände dann ab. Am 1. Februar sollen sie laut Energiewirtschaftsgesetz noch zu 40 Prozent gefüllt sein.

Müller mahnt weiter zum Energiesparen

Die Bundesnetzagentur geht davon aus, dass bald die Ausspeicherphase beginnt. «Wir stehen kurz vor dem Wendepunkt, dass wir - wegen kälterer Temperaturen und voller Gasspeicher - nicht mehr ein- sondern ausspeichern werden», twitterte Behördenpräsident Klaus Müller. «Darum ist und bleibt Energiesparen von zentraler Bedeutung.»

Das Temperaturmittel in Deutschland lag am Donnerstag nach Daten des Deutschen Wetterdienstes bei 9 Grad, wie aus dem Wetterdatenportal mtwetter.de hervorgeht. Nach früheren Angaben des Speicherverbandes Ines zieht die Gasnachfrage bei Mitteltemperaturen von sechs Grad oder weniger an. Dann wird es nach Einschätzung von Ines-Geschäftsführer Sebastian Bleschke schwierig, größere Mengen einzuspeichern.

Weitere Speicher bauen

Angesichts der Gaskrise empfiehlt die Netzagentur den zügigen Bau weiterer Speicher in Deutschland. Nach den 70er Jahren habe der Westen strategische Ölreserven aufgebaut, sagte Müller dem «Spiegel». «Ähnlich werden wir das heute für Gas, morgen für grünen Wasserstoff brauchen.» Der Bau solcher Speicher dauere drei bis vier Jahre. Man müsse heute beginnen, um sie ab 2025 nutzen zu können. «Wir sollten unsere Speicher so modernisieren und ergänzen, dass jede Ministerpräsidentin und jeder Ministerpräsident seiner lokalen Wirtschaft sagen kann: Unsere Region ist gut gerüstet», sagte Müller.

Der Behördenchef erneuerte seinen Appell an Verbraucher und Unternehmen, Gas zu sparen. In Deutschland habe es etwa nach der ersten Corona-Welle einen Ermüdungseffekt gegeben. «Und vor dem fürchte ich mich auch diesmal wieder», sagte Müller. Für einen dramatischen Anstieg des Gasverbrauchs reichten wenige klirrend kalte Tage. «Wenn es richtig frostig wird, werden die Speicher schnell leergesaugt.»

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