BERLIN/MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der große Zustrom von Kunden, die in der Energiekrise ihren Gas-Anbieter wechseln müssen oder wollen, stellt die Versorger in Deutschland vor Probleme. Derzeit könnten mehrere Stadtwerke keine Neukunden mehr aufnehmen oder ließen Verträge mit Kunden, die nicht in ihrem Versorgungsgebiet wohnen, auslaufen, erklärte ein Sprecher des Verbandes kommunaler Unternehmen (VKU). "Das gilt für die Gasversorgung außerhalb der Grundversorgung."

Innerhalb der Grundversorgung sei dagegen eine Beschränkung auf Bestandskunden und eine Ablehnung von Neukunden gesetzlich nicht möglich. Als Grundversorger gilt nach dem Energiewirtschaftsgesetz jeweils das Energieunternehmen, das in einer Region die meisten Haushaltskunden mit Strom beziehungsweise Gas beliefert. In vielen Fällen handelt es sich um die örtlichen Stadtwerke oder Flächennetzbetreiber.

Bereits in der vergangenen Woche hatten Kommunal- und Energieverbände in einem gemeinsamen Appell auf die durch die Energiekrise verursachten Probleme der Versorger hingewiesen und staatliche Unterstützung für die Unternehmen gefordert. Dabei verwiesen sie auch auf den Kundenzustrom, der dazu führe, dass die Grundversorger ungeplant mehr Energie beschaffen müssten - trotz des extremen Preisniveaus.

Aber nicht nur die Beschaffungspreise seien stark gestiegen, auch der Zwischenfinanzierungsaufwand steige - also die Summe, mit der Stadtwerke die Zeit vom Einkauf bis zum Weiterkauf an ihre Kunden und bis zur Erhöhung der Abschläge überbrücken müssten, erklärte der VKU-Sprecher. "Beides zusammen erhöht den Liquiditätsbedarf der Stadtwerke. Das beeinträchtigt wiederum die Möglichkeit, Kundenanfragen nach Strom und Gas zu bedienen."/csc/DP/stk