FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach der sich festigenden Erwartung eines Zinsplateaus in der Eurozone wandert der Anlegerfokus in der neuen Woche auf die US-Notenbank Fed. Die Währungshüter der Vereinigten Staaten entscheiden am Mittwoch darüber, ob es im Kampf gegen die hohe Inflation einen erneuten Zinsschritt oder eine Zinspause gibt. Nach der Erhöhung der Leitzins-Spanne auf 5,25 bis 5,50 Prozent blieb im Juli die Tür für weitere Straffungen offen.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte am Donnerstag starke Signale gesendet, dass sie tatsächlich am Ende ihrer Zinsanhebungen angelangt sein könnte. "Der Gipfel ist erreicht, nun ist es an der Zeit, die Aussicht zu genießen", schrieb Claudia Windt von der Landesbank Hessen-Thüringen. An den Kapitalmärkten wurde dies mit Erleichterung aufgenommen. Die Expertin sieht "gute Chancen für einen Jahresendspurt". Das aus fundamentaler Sicht stärkste Argument für deutsche Aktien sei die ausgesprochen moderate Bewertung.

Geht es nach dem Baader-Bank-Experten Robert Halver, verliert Geldpolitik derzeit international ihren Aufreger-Status. Er verweist darauf, dass an den Märkten damit gerechnet werde, dass auch die US-Notenbank mit ihren Zinsanhebungen fertig ist. Allerdings dürfte sie wie die EZB ihre "verbale Zinsdrohkulisse" zunächst aufrechterhalten, um Inflationserwartungen zu begrenzen, erwartet der Experte.

Auch die LBBW geht davon aus, dass die Fed am Mittwoch "eher abwarten" wird. Als entscheidend gilt neuerdings vor allem, wie lange eine Leitzins-Plateauphase anhält. Sollte diese länger dauern als bislang erwartet, wäre dies "für die Aktienmärkte wohl eine Bürde", schrieben die Experten der in Stuttgart ansässigen Landesbank.

Immer häufiger warnen Expertenstimmen auch vor den konjunkturellen Auswirkungen der hohen Zinsen. Die LBBW etwa erwähnte, dass die EZB ihre Projektionen für das Wirtschaftswachstum deutlich stutzte und Finanzmarktteilnehmer die wirtschaftliche Lage in Deutschland so negativ beurteilen wie letztmals vor drei Jahren, als die Corona-Pandemie noch das große Thema war. Mehr Anhaltspunkte für die Lage in Deutschland dürfte der Ifo-Index liefern, der allerdings erst in der Woche darauf veröffentlicht wird.

Am Freitag allerdings werden Einkaufsmanagerindizes aus der Eurozone erwartet, die laut der Commerzbank ein Rezessionsszenario bestätigen dürften. "Wir erwarten, dass der Einkaufsmanagerindex aufgrund der schwachen Inlandsnachfrage und der impulslosen Außenwirtschaft auch für den September auf einem Rezessionsniveau verharren wird", schrieb der Investment-Chef des Frankfurter Geldhauses, Thorsten Weinelt. Er erwartet daher eine Fortsetzung der Konsolidierung am Aktienmarkt.

Abgesehen vom Fed-Entscheid am Mittwoch hat die Agenda weitere relevante Zinsentscheidungen zu bieten. Am Donnerstag sind die Bank of England und die Schweizerische Notenbank zu nennen und am Freitag die Bank of Japan. In Großbritannien erwartet die Commerzbank nochmals eine Leitzinserhöhung. In Japan allerdings droht laut dem Baader-Experten Halver "kein radikaler Bruch mit der grundsätzlich ultralockeren Geldpolitik". Damit bleibt die Bank of Japan im internationalen Kontext ein Exot. Sie werde ihre Funktion" als einer der wichtigsten Liquiditätsschleudern der Welt" weiter ausüben.

Für den deutschen Leitindex Dax bedeutet all dies, dass Anleger auf absehbare Zeit wohl weiter nach Impulsen suchen müssen, um die Spanne der vergangenen Wochen zu verlassen. Große Widerstände erwarten Experten bei der psychologisch wichtigen Marke von 16 000 Punkten sowie dem knapp darüber liegenden Zwischenhoch von Ende August. Sollten diese Schwellen passiert werden, könnte der im Juli aufgestellte Rekord von knapp 16 529 Punkten wieder ins Blickfeld rücken.

Impulse auf Unternehmensseite sind in der kommenden Woche auch rar. Abgesehen von Quartalszahlen des Softwareanbieters Suse und einem Kapitalmarkttag des Brennstoffzellen-Anbieters SFC Energy ist die Agenda dünn. Die Resultate des US-Konzerns Fedex könnten im Wochenverlauf relevant werden für den hiesigen Konkurrenten DHL Group ./tih/la/jha/nas

- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX -