FRANKFURT (dpa-AFX) - Nachdem der Dax vor Ostern auf den höchsten Stand seit Januar 2022 gestiegen war, gehen Marktexperten für die feiertagsbedingt verkürzte neue Börsenwoche von einer Stabilisierung aus. Die einsetzende Berichtssaison der US-Unternehmen für das erste Quartal dürfte Experten der Commerzbank zufolge den Aktien frische Impulse liefern. Für den deutschen Markt sei die laufende Dividendensaison ebenfalls ein gewichtiges Argument für stabile Kurse. "In der Gemengelage der zuletzt schwächeren Konjunkturdaten stehen die Zeichen allerdings vorerst auf Konsolidierung", heißt es von der Commerzbank.

Zunächst dürften die Anleger allerdings auf die Vorlage des jüngsten Arbeitsmarktberichts reagieren. Dieser war am Freitag veröffentlicht worden, am Montag schüttelten US-Anleger die zu Handelsbeginn aufgekommene Zinsangst im Verlauf ab. Die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten sei mit dem Bericht gestiegen, hieß es am Markt. Dieser zeigte auch im März eine robuste Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt der Vereinigten Staaten. Das Beschäftigungswachstum befindet sich weiter auf einem hohen Niveau. Die bereits sehr niedrige Arbeitslosenquote ging zurück und das Lohnwachstum beschleunigte sich etwas.

Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank, sieht trotz des jüngsten Dax-Hochs die Lage nicht als ungetrübt: "Der Bankenstress hält weiter an, da die Zinsen weiter steigen werden. Dies hat dazu geführt, dass die Kreditnachfrage deutlich rückläufig ist. Dies sollte als Warnsignal aufgefasst werden, dass die wirtschaftliche Dynamik bis ins kommende Jahr hinein nicht sehr kräftig ausfallen kann." Insgesamt hielten sich aber positive und negative Wirtschaftsnachrichten die Waage, was für die Aktienmärkte keine so schlechte Umgebung sei, sagte Kater.

Nach Einschätzung von Helaba-Aktienstratege Markus Reinwand will der Dax nach oben. Die verbesserten deutschen Fundamentaldaten - zuletzt die Auftragseingänge und die Industrieproduktion - gäben das auch her, zumal die Bewertung weiterhin moderat sei. "Eher als Bremse erweisen sich dagegen bislang die Leitindizes Dow Jones Industrial und S&P 500 . Anders als hierzulande sind die konjunkturellen Frühindikatoren dort noch rückläufig." Insgesamt zeige sich aber, dass die Stimmung offenbar schlechter sei als die tatsächliche Lage, bemerkte Reinwand. "Die Erwartungshaltung dürfte entsprechend niedrig sein, was für Aktien Raum für positive Überraschungen eröffnet."

Auch Robert Greil, Chefstratege von Merck Finck, verwies darauf, dass zum Frühlingsbeginn einige Wirtschaftsdaten wieder ein rosigeres Bild für Deutschland zeichneten. Er glaubt jedoch, dass sich die gegenwärtige Konjunkturaufhellung als vorübergehend erweisen wird. Greil rechnet angesichts der immer noch hohen Kerninflation in der EU mit weiter verschärften Finanzierungsbedingungen der Europäischen Zentralbank (EZB). Dies dürfte aus seiner Sicht die Konjunktur im späteren Jahresverlauf zunehmend belasten.

Aus Unternehmenssicht dürfte es hierzulande in der neuen Börsenwoche nachrichtlich noch ruhig zugehen, konjunkturell befinden sich jedoch einige wichtige Verlautbarungen auf der Agenda. In Deutschland stehen am Donnerstag die endgültigen Inflationszahlen für März im Fokus. Für den gesamten Euroraum werden am Dienstag die Einzelhandelszahlen (Februar) und am Donnerstag jene für die Industrieproduktion (Februar) bekannt gegeben.

Thema Nummer eins für die Finanzmärkte dürfte jedoch die Veröffentlichung der US-Inflationszahlen (Verbraucherpreise März) am Mittwoch sein. Zudem wird zur Wochenmitte das Protokoll zur jüngsten Sitzung der US-Notenbank Fed offengelegt. Am Donnerstag folgen die Erzeugerpreise (März) und am Freitag die Einzelhandels- und Industriezahlen sowie das von der Universität Michigan veröffentlichte Verbrauchervertrauen (April)./edh/tih/he

- Von Eduard Holetic, dpa-AFX -