FRANKFURT (dpa-AFX) - Das neue Jahr ist an der Börse freundlich gestartet. Europas Börsen haben zur Erholung angesetzt, der deutsche Leitindex Dax hat in der ersten Handelswoche 2023 merklich zugelegt. Mittlerweile kehren viele Marktakteure aus dem Urlaub zurück und auch die Termindichte nimmt wieder zu. Dabei dürften sich die Anleger weiterhin vor allem auf Konjunktur- und Inflationsdaten fokussieren - wobei sich auch bei den Unternehmen wieder etwas mehr tut.

"Dass eine tiefe Rezession wie nach der Finanzkrise oder Corona im Euroraum und in Deutschland ausbleibt, ist mittlerweile Konsens", schreibt Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Schließlich sei eine Gasmangellage unwahrscheinlich geworden. Nicht zuletzt wegen des vergleichsweise milden Winters haben sich außerdem die Energiepreise trotz des anhaltenden Ukraine-Kriegs entspannt. Einige hoffen nun sogar darauf, dass eine Rezession vollständig ausbleibt.

Mit Blick auf jüngste Konjunkturdaten wie den robusten US-Arbeitsmarktbericht für Dezember ist diese Hoffnung auch nicht ungerechtfertigt. Was auf den ersten Blick positiv scheint, könnte für den Aktienmarkt allerdings eine Belastung darstellen. Denn eine starke Wirtschaft dürfte die Fed dazu bringen, die Zinsen länger und insgesamt stärker zu erhöhen, um sie dann auch für eine längere Zeit auf diesem Niveau zu belassen. Für Anleger am Aktienmarkt sind solche Aussichten wenig verlockend, da so die Attraktivität anderer Anlageformen, wie etwa Anleihen, steigt. Allerdings zeigte der Bericht auch, dass die befürchtete Preis-Lohn-Spirale sich vielleicht nicht so ausgeprägt entwickelt wie von einigen Experten befürchtet: Die Stundenlöhne stiegen weniger stark als erwartet.

Die deutsche Industrie kommt bisher ebenfalls erstaunlich gut durch die Krise. Direkt am Montag stehen Daten zur Industrieproduktion im November auf der Agenda. Die Produktion dürfte geringfügig zugelegt haben. "Das ist eine sensationell gute Nachricht angesichts der derzeitigen enormen Belastungen", schreibt Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Am Freitag wird dann das Bruttoinlandsprodukt für 2022 vermeldet.

Auch die Inflation hat sich zuletzt ganz im Sinne der Anleger entwickelt. Im Dezember stiegen die Verbraucherpreise in der Eurozone um 9,2 Prozent und damit weniger drastisch als erwartet. Viele Marktteilnehmer setzen darauf, dass die Notenbanken bei sinkenden Inflationsraten die Zinsen nicht mehr sehr stark erhöhen, sondern sie im Gegenteil bald wieder senken werden. "Dies könnte sich jedoch als Milchmädchenrechnung erweisen", warnt Kater. Höhepunkt der Woche dürfte in diesem Zusammenhang die Veröffentlichung der US-Verbraucherpreise für Dezember sein, die am Donnerstag veröffentlicht werden.

Auch unternehmensseitig nimmt das neue Jahr Fahrt auf. Zum Ende der Handelswoche läuten die US-Banken JPMorgan , Wells Fargo und Citigroup die Berichtssaison in den Vereinigten Staaten ein. Hierzulande legen schon vorher Südzucker und deren Tochter-Unternehmen Cropenergies aus dem Nebenwerteindex SDax Quartalszahlen vor. Bereits am Dienstag berichten die Flugzeughersteller Airbus und Boeing über Auftragseingang und Auslieferungen im vergangenen Jahr.

Speziell exportorientierte Unternehmen schauen weiterhin sorgenvoll nach China. Dort steigen die Corona-Infektionszahlen nach dem abrupten Ende der Null-Covid-Politik rasant an, was den Konsum bremst und die gebeutelte chinesische Wirtschaft erneut belasten dürfte. "Womöglich ist aber in einigen Wochen oder Monaten Corona selbst in China kein Thema mehr, was bei uns die Lieferkettenprobleme weiter entspannen würde", schrieb Christian Apelt von der Landesbank Hessen-Thüringen. Sicher sei das jedoch nicht./niw/la/he/nas

- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX -