FRANKFURT (dpa-AFX) - Der deutsche Aktienmarkt könnte nach zwei fulminanten Börsenjahren holprig in die erste volle Handelswoche des neuen Jahres starten. "Der Dax sucht weiter vergeblich nach überzeugten Käufern, die den Leitindex wieder nachhaltig über die 20.000er-Marke befördern", sagte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Der bevorstehende Amtsantritt von Donald Trump als US-Präsident am 20. Januar stelle die Entschlossenheit der Anleger auf eine harte Probe. Denn der Republikaner wird Experten zufolge wohl seine "America First"-Politik vorantreiben, indem er zum Beispiel die Importzölle erhöht.

Nur etwas optimistischer äußerten sich die Fachleute der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) zu den Perspektiven für die Aktienmärkte: "Der Ausblick auf 2025 fällt solide, aber nicht spektakulär aus." Die Aussichten seien lediglich verhalten positiv, zumal Risiken wie die anhaltenden geopolitischen Konflikte weiterhin bestünden und die Märkte zumindest temporär belasten könnten.

Im neuen Jahr ist den LBBW-Experten zufolge die Entwicklung der Zinsen ein entscheidender Faktor für die Börsen. Denn "höhere Zinsen machen Aktien im Vergleich zu anderen Anlageformen weniger attraktiv, während sinkende Zinsen die Märkte oft beflügeln." Daher verfolgen Anleger die Geldpolitik der US-Notenbank Fed genau.

Die Fed wiederum hat bei ihren geldpolitischen Entscheidungen den US-Arbeitsmarkt genau im Blick. Denn wenn sich die Lage dort bessert, wird das an den Finanzmärkten als ein Signal gewertet, das eher gegen deutlich sinkende Zinsen spricht. Damit rücken auch für die Anleger hierzulande die am kommenden Freitag anstehenden, monatlichen Arbeitsmarktdaten in den Fokus.

"Die Fed hat mehrfach betont, dass sie eine weitere Abschwächung des Arbeitsmarktes nicht anstrebt", schrieben die Analysten der Commerzbank. Ein Stellenplus im Dezember von etwa 150.000 würde ihrer Meinung nach einerseits die Tür für weitere, mäßige Zinssenkungen offen halten, aber andererseits keine Dringlichkeit signalisieren, dass ein solcher Schritt bereits auf der nächsten Sitzung Ende des Monats ansteht.

Bereits an den ersten beiden Handelstagen der Woche richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Entwicklung der Verbraucherpreise in Deutschland und im Euroraum insgesamt. Experten erwarten zwar, dass die Teuerung wieder etwas gestiegen ist. Verantwortlich dafür sind unter anderem die stark schwankenden Energiepreise und der Effekt, dass außergewöhnlich stark gefallene Preise im vergangenen Jahr nun aus der Berechnung herausfallen.

Unter dem Strich dürfte dies jedoch nichts daran ändern, dass die Europäische Zentralbank (EZB) wegen der schwächelnden Konjunktur im Euroraum die Leitzinsen wahrscheinlich weiter senken wird. Die Ökonomen der Commerzbank rechnen mit vier Zinsschritten nach unten um insgesamt einen Prozentpunkt bis zur Jahresmitte.

Wie angeschlagen derzeit die Konjunktur insbesondere in Deutschland ist, könnten am Donnerstag die Angaben zur Industrieproduktion zeigen. "Wir rechnen mit anhaltend schlechten Zahlen aus der deutschen Industrie", fuhren die Commerzbank-Experten fort. Diese sei weiter in der Krise, zumal die Details des jüngst veröffentlichten Ifo-Geschäftsklimas auf eine weitere Abschwächung der Nachfrage nach Industrieprodukten aus Deutschland hingewiesen hätten.

Insofern trauen Experten den Aktienmärkten diesseits des Atlantiks zunächst keine großen Sprünge nach oben mehr zu. "Sollte das Jahr 2025 konjunkturell ebenso enttäuschen wie das Vorjahr, dann dürfte für die europäischen Börsen eher eine Seitwärtsbewegung anstehen", schrieb Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Deutsche Aktien wären dann zwar wegen ihrer hohen Dividendenrendite immer noch interessant, aber die gegenüber ihren US-amerikanischen Pendants bestehende Unterbewertung würde auf diesem Weg schwerlich abgebaut werden können.

Unternehmensnachrichten sind in der neuen Woche wohl erneut rar. Am Mittwoch berichtet der Leasingspezialist Grenke über seine Neuabschlüsse im vierten Quartal. Der vom heimischen Konkurrenten Zalando umworbene Online-Händler About You legt am Donnerstag Geschäftszahlen vor./la/ajx/jha/

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---