FRANKFURT (dpa-AFX) - Für den nach der schwachen ersten Juni-Hälfte jüngst wieder stabilisierten Dax sind in der neuen Börsenwoche weitere Kursgewinne keineswegs gesichert. Zu hoch ist nach wie vor die Unsicherheit unter den Anlegern angesichts der Ende des Monats und Anfang Juli vorgesehenen Neuwahlen in Frankreich infolge des Rechtsrucks bei der Europawahl. "Die Angst, dass Frankreich je nach Wahlausgang künftig weniger schuldenbewusst und EU-konform agiert, könnte die Finanzmärkte weiterhin spürbar belasten", schreibt Robert Greil, Chefstratege bei der Privatbank Merck Finck, in seinem Ausblick.

Auch eine Pause der jüngsten Rekordrally am US-Aktienmarkt oder gar eine Korrektur, könnten Druck auf die hiesigen Kurse ausüben. Dass sich der Dax zuletzt von einigen Gewinnmitnahmen in den USA nicht beeindrucken ließ, sei eher ein seltsames Bild, wie Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets feststellte. Mögliche EU-Strafzölle auf E-Autos aus China und ein damit möglicher Zollstreit stellen weitere Belastungsfaktoren für die Börsen dar.

Analyst Frank Wohlgemuth von der Essener National-Bank rät jedoch, gelassen zu bleiben, auch in unruhigen Zeiten. "Es sollte auch nicht in Vergessenheit geraten, dass die globalen Aktienmärkte bisher in diesem Jahr deutlich zugelegt haben und dies nach einem mehr als erfolgreichen Jahr 2023." Ein Ausatmen sei daher von vielen Seiten sicherlich erwünscht, um eine Neupositionierung auf etwas ermäßigtem Niveau vornehmen zu können. Wohlgemuth bleibt zuversichtlich, warnt aber davor, dass sich die Börsen kurzfristig im Schwitzkasten der Politik befänden und dies zu merklichen Schwankungen führen könne.

Die Menge an Konjunkturdaten und Unternehmensnachrichten, die in der neuen Woche die Kurse bewegen können, fällt überschaubar aus. Beachtung findet gleich am Montag der Ifo-Index. Er wird neueste Eindrücke zur Lage und den Aussichten der deutschen Wirtschaft liefern.

Interessant werde vor allem sein, wie die Unternehmensstimmung auf die politischen Unsicherheiten durch die Europawahl reagiere, sagte der Chefvolkswirt der Dekabank, Ulrich Kater. Neben dem Ifo-Index dürften zum Ende der Woche Verbraucherpreise aus einigen Ländern der Eurozone sowie Preisdaten aus den USA Beachtung finden.

Quartalszahlen veröffentlichen am Dienstag der Baumarktkonzern Hornbach Holding und am Donnerstag der Pharmazulieferer Schott Pharma . Beide sind im Nebenwerteindex SDax notiert.

Ferner könnten Quartalsberichte einiger nicht-deutscher Unternehmen die Aktien deutscher Wettbewerber beeinflussen. So dürften die Anleger nach den Zahlen des US-Logistikers Fedex (am Dienstag nach US-Börsenschluss) die Kursreaktion von DHL Group im Auge behalten. Bei den am Donnerstag anstehenden Zahlen der schwedischen Textilkette Hennes & Mauritz (H&M) könnte ein Blick auf den Wettbewerber Hugo Boss lohnen.

Adidas und Puma dürften am Freitag auf den Quartalsbericht von Nike reagieren, den der US-Sportartikelhersteller am Donnerstag nach Wall-Street-Schluss vorlegen wird.

Für den gesamten Technologiesektor wichtig sind außerdem die Quartalszahlen des Chipherstellers Micron am Mittwoch. Der Halbleitersektor lebt derzeit von der Fantasie für Künstliche Intelligenz (KI), neben Nvidia hatte zuletzt auch Micron rekordhohe Kurse erreicht, ihrer Rally dann aber Tribut gezollt./ajx/ag/mis/he

--- Von Achim Jüngling, dpa-AFX ---