BERLIN (dpa-AFX) - Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann, hat die am Sonntag beginnende Fußball-WM der Männer in Katar scharf kritisiert. Das Emirat sei das "völlig falsche Austragungsland", sagte Lehmann am Freitag in Berlin. "Dass diese WM überhaupt nach Katar vergeben wurde, ist ein riesengroßer Fehler gewesen." Die ganze Weltmeisterschaft verkomme zu einer Farce, sagte Lehmann mit Blick auf Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen und den Umgang mit Homosexuellen in Katar. Auch in der deutschen Gesellschaft lasse sich keine große Euphorie erkennen, erklärte er weiter.

Immer mehr Menschen, aber auch Städte, Gemeinden und Kneipen würden die Übertragung der WM-Spiele boykottieren. "Das finde ich persönlich sehr, sehr nachvollziehbar", erklärte Lehmann. "Und ich finde, dass diese Weltmeisterschaft für Katar kein Erfolg werden darf - und auch nicht für die FIFA." Der Fußball-Weltverband habe sich in den vergangenen Jahren "sehr viel stärker dafür interessiert", dass in Stadien Alkohol ausgeschenkt werde, als dass dort die Rechte von Minderheiten, Arbeitern und Frauen geschützt würden.

Lehmann bezog sich bei seinen Ausführungen auch auf jüngste Aussagen des katarischen WM-Botschafters Khalid Salman. Salman hatte in einer ZDF-Doku gesagt, Schwulsein sei in Katar verboten, weil es ein "geistiger Schaden" sei. Lehmann betonte, dass queere Menschen aus seiner Sicht in dem Emirat nicht sicher sind.

Auf die Frage, was er von Innenministerin Nancy Faeser und anderen Mitgliedern der Bundesregierung mit Blick auf die Unterstützung der Fußball-WM erwarte, äußerte sich Lehmann zuversichtlich. Er sei sich sehr, sehr sicher, dass Ministerin Faeser "den richtigen Weg" im Umgang mit Katar finden werde.

Lehmann ist seit Anfang des Jahres Beauftragter der Bundesregierung für die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt und setzt sich auch persönlich für den Schutz queerer Menschen ein. Am Freitag hat er in Berlin einen nationalen Aktionsplan vorgestellt, mit dem die Bundesregierung die Rechte dieser Gruppe in den kommenden Jahren deutlich stärken will./faa/DP/men